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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Äste ab, dann sägt er die dicke Stämme, die so dick sind, dass ich sie mit Not und Mühe gerade mal umarmen könnte, flugs in Scheiben, die schumm-wrumm am Hang herunterrollen. Wir versuchen, sie gleich mit der Axt in Scheite zu spalten. Es ist zwar weiches Egerholz, aber so feucht, dass wir trotz großen Bemühungen kaum etwas erreichen. Boolah meint, wir sollten sie jetzt lieber liegen lassen, wir könnten sie unmöglich in feuchtem Zustand spalten. Ich aber, kann nicht so einfach aufgeben und hacke an ihnen solange herum, bis ich den Dreh herausfinde.
    Wenn ich das kleine Beil als Keil in den Klotz donnere, kann ich es mit einem riesen Axtschlag durchschicken. Dazu muss jedoch jeder Schlag sitzen, sonst kann ich auf den festgefahrenen Keil wie ein Behämmerter erfolglos eindreschen. Ich entblöße meinen Oberkörper, flechte meine Haare in einen Zopf und mit optimierten großen Schwüngen spalte ich das Holz. Boolah ist voller Begeisterung und schwärmt:
    „Schaut mal hier, ich habe einen Kommunisten-Arbeiter. Nur die können mir diesen Job so recht machen. Er arbeitet kostenlos“ und hüpft vor den durch die Luft fliegenden Scheiten hin und her. „Haha, das ist der richtige Subbotnik, damit das Feuer in meinem Ofen schön rot brennt, haha-hähä...“
    „Nun wartet, ihr Kommunistenfresser!“ denke ich mir und gehe, als würde ich nur so mal etwas trinken wollen, ins Haus. Dort suche ich einen dicken Filzstift, mit dem ich mir vor dem Spiegel einen riesigen roten Stern auf die Stirn male. Draußen setze ich die Arbeit so fort, dass ich mein Gesicht erstmal vor den dreien verborgen halte. Dann in einem „unbedachten“ Moment, als Boolah mich etwas fragen will, lasse ich ihn meine „von nichts ahnende“ Visage sehen. Das Wort bleibt in seinem Munde stecken, die Augen weiten sich über ihre Grenzen und ein schepperndes, am Anfang stotterndes, Lachen schießt aus seiner Kehle hervor. Es erschüttert ihn so, dass er auf dem glitschigen Boden ausrutscht und sich, wortwörtlich, fast hinschmeißt. Seine Hände wirbeln Gleichgewicht suchend, während seine Beine schnell nach vorn ausstoßen, als würde er mit Schlittschuhen auf Eis steppen. Endlich findet er seine Balance und schreit gleich los:
    „Seht meinen Kommie-Arbeiter! Auf seiner Stirn ist schon ein roter Stern gewac hsen!“
    Peter lacht auch dermaßen los, dass er mit der Kettensäge fast in sein eigenes Bein fährt. Brenda rennt aus ihrer Hütte und wiehert über uns alle.
    „Was ist denn mit dir los Peter, hihi“ nimmt sie sich zusammen, „du hast wohl vor den Kommies so viel Angst, dass du dir lieber dein eigenes Bein abschneidest?“
    Schmunzelnd zeige ich Reue:
    „Entschuldigung Leute, ich wusste nicht, dass der Rote Stern so gefährlich auf euch Kapitalisten wirkt.“ Es ist mir gelungen, so ein dummes Gesicht zu zeigen, dass der ganze Wald um uns herum vor Lachen schallt.
    Boolah fängt langsam an, zu sich zu kommen und geht in Richtung Haus:
    „Das muss ich fotografieren, das muss ich fotografieren!“
    Aber er ist doch noch so außer sich, dass er keine Kamera bei sich hat, als er wieder heraus kommt. Er hat vor lauter Lachen und Kichern vergessen, warum er in das Haus gegangen war. Hahaha...
    Nach einer Stunde amüsieren wir uns wiederum darüber, dass der Rote Stern dem kapitalistischen Arbeitstempo nicht standhalten kann. Ich schwitze so, dass er sich total verformt. Dicke, rote Schweißperlen tropfen von meiner Stirn.
    „Hahaha hihaha“ klopft Boolah in seine Schenkel. „Deswegen kann man bei euch keine Gummistiefel kaufen. Hach... Nu, dafür bekommst du aber bei uns heute eine Prämie. Am Abend gibt es etwas typisch Amerikanisches; Kürbisto rte.“
    Oh, wenn ich sie schon sehen könnte! Ich habe bereits jetzt so einen Hunger! Ich kann es kaum mehr abwarten, obwohl wir vorher erst noch die „Ranch“ ablaufen. Boolah zeigt mir seine Energie- und Wasserversorgung. Ein armdicker Plasteschlauch läuft in dem steilen Bachbett, so um die vierhundert Schritte hoch bis zu der Quelle, wo sein offenes Ende, mit Filter versehen, unter der Wasseroberfläche getaucht ist, so dass ein Teil des Wassers seinen Weg von hier bis unten zu dem Fass im Schlauch zurücklegt. Der dadurch entstandene Druck treibt die kleine Turbine dort an. Der erzeugte Strom wird in Autobatterien gespeichert. Das Trinkwasser wird in einem anderen Fass aufgefangen, oberhalb des Hauses, am Hang, damit es durch den Höhenunterschied von alleine ins Haus fließen

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