Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
kann.
Wir gehen solange bergauf, bis wir auf der Kuppe zu einer Lichtung kommen. Auf der Lichtung steht ein Haus.
„Hier wohnt mein Freund Chris und seine Familie“ zeigt er auf das Holzgebäude. „Das ist auch noch auf meinem Boden.“
Chris ist gerade unterwegs zu irgendeiner Siedlung in der Nähe. Seine Frau ist aber zu Hause mit einem erst einige Tage alten Baby, und sie empfängt uns ganz aufgeregt mit der Nachricht, dass der Helikopter vor kurzem da war.
„Die Schweine, sie standen in der Luft über dem Baum da.“ - Der Baum steht so in fünfzehn Meter Entfernung vor dem, das halbe Haus einnehmenden Fenster, ohne Gardine - „Sie standen eine ganze Weile an dem Baum da und guckten mit dem Fernglas ins Haus, wo ich hier mit dem Kind lag. Sie waren richtige Arschlöcher. Ich musste inzwischen das Baby stillen, und sie haben nicht mal dann aufgehört zu spannen. Ich habe schon überlegt, ob ich die Flinte abnehme und eine Ladung in sie reinballere.“ - Die Büchse hängt über der Tür. - „Das ist doch Rechtsberaubung, sie dürften das nicht tun, dass sie über jemandes Eigentum so niedrig fliegen. Ich könnte sie anzeigen... Aber, es hat keinen Sinn, ich war alleine zu Hause.“
Tja und wir lassen sie auch wieder alleine, denn sie muss das Baby stillen. Wir gehen auch nach Hause, um unseren Hunger erstmal mit Spagetti zu stillen.
Ich fresse mich so voll! Aber so!, dass ich mich kaum bewegen kann. Und dann... Was passiert dann? Dann bringt Jimbos Frau die Kürbistorte. Der verführerische Duft lässt mich nicht ruhen. Ich muss trotzdem erstmal eine Pause einlegen. Boolah erzählt derweilen mit seiner klar murmelnden, ohrenstreichelnden Stimme. (Ich hatte nicht gedacht, dass es so was gibt.)
„Ich komme mit jedem gut aus“ erzählt er. „Siehst du, die Leute können hier auf meinem Stück Land wohnen, bis sie etwas Festes finden. Es gibt hier in einigen Meilen Entfernung einen anderen Vietnam Veteran, den keiner leiden kann. Er ging nach dem Vietnamkrieg weiter nach Angola, dann nach Grenada, um zu kämpfen. Er war halt ein Profi Killer, der Krieg war sein Beruf. Die anderen reden kein Wort mit ihm, aber ich kann mich auch mit ihm verständigen. Er ist auch ein Mensch, der nie das Gefühl hatte, dass daran etwas Schlechtes wäre, was er tut. Er war davon überzeugt, dass er für Amerika kämpft, und obendrein, bekam er noch einen Haufen Kohle dafür. Es gibt viele Sachen, die, wenn du dich nicht gründlich informierst, völlig richtig erscheinen. Schau dir die Atomtests an, früher haben sie behauptet, so eine Explosion wäre ungefährlich und ließen die Sprenggebiete durch Soldaten, als lebendes Menschenschild, abriegeln. Als Kind habe ich auch eine gesehen. Wegen der Soldatenkette konnten wir nicht ganz dicht rangehen. Wir haben Glasscheiben mit Ruß geschwärzt und durch diese dem ‘wunderschönen’ Ereignis zugeschaut. Erst viel später stellte sich heraus, dass sie damit ganz Nevada verseucht hatten. Aber über so was spricht kaum jemand. Diese Strahlen verursachen noch nach Jahren Hautkrebs. Die Propaganda hatte aber sehr gut gearbeitet, und die Menschen hätten sich auch nicht dafür interessiert, warum zehntausende so merkwürdiger Weise starben. Ja aber, wenn ein John Wayne plötzlich Hautkrebs bekommt und stirbt, weil er soviel in Nevada gedreht hatte, dann wird die ganze Welt hell wach und alle forschen nach der Ursache. Ja, so ist halt Amerika. Aber, Kalifornien ist irgendwie eine Ausnahme. Die Menschen achten einander hier, ein bisschen mehr als wo anders. Wir sagen deshalb, Kalifornien ist nicht Amerika, es ist: Mikimausland.“
„Ja, auf dein Wohl, Mikimaus!“
Wir widmen uns der Torte. Sie ist fantastisch, und ich bekomme das größere Stück. Hmm. Ich bin zwar schon wahnsinnig vollgefressen, schiebe trotzdem Häppchen für Häppchen in meinen Gaumen. Meine Augenlider füllen sich mit Blei, und ich kämpfe in mir, um sie offen zu halten, aber lachen tu ich aus vollem Herzen, da Boolah wieder erzählt. Und schon wieder über das Ballett.
„Als ich mich d amals in einen Kurs eintragen ließ, war ich der einzige Junge unter siebenundzwanzig Mädels. Um mich umzuziehen, musste ich zu einer Fußballmannschaft in deren Umkleideraum gehen. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, die Jungs stopften sich mit harten Beinschützern und Schulterpolstern aus, und ich, ich stach mit meinen hautengen Leggings und Dress und mit meinem langen Zopf absolut heraus. Eines Tages rief jemand
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