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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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verkriechen. Aber wohin? Die penibel gepflegten ufernahen Parks werden langsam feucht. Also, ab in die Stadt...
     
    Auf einer Bank sitzt ein Schwarzer Kumpel. Er hat eine schwarze Wollmütze auf, und auf seinem Arm hält er ein Kofferradio, als wäre es sein Baby, und er ist voll in seiner Musik eingelullt.
    „Hey, Typ“ rufe ich ihm zu. „Wie ist es mit dem Gras, wird es hier sehr nass in der Nacht?“
    Er antwortet nicht, sondern dreht sich weg und lässt seinen Körper mit der Musik mitwippen.
    „Hey Mann! Ich will dich nicht auffressen. Ich will nur wissen, was passiert, wenn ich meinen Schlafsack hier ausrolle? Werde ich sehr nass in der Nacht?“ Ich lege meinen Rucksack ab und setze mich neben ihn auf die Bank. Erst betrachtet er mich sehr misstrauisch, aber dann löst sich seine Zunge:
    „Schau Bruder, wenn du nachts unbedingt baden willst, brauchst du dich nur im Gras lang zustrecken. Hichichi...“ Er schiebt seine Handfläche nach oben gestreckt zu mir: „Ich heiße Jim, Kumpel. Einfacher Niggername.“
    Ich schlage in seine, und er in meine Hand. Dann Händeschü tteln in Faustgriff.
    „Also, du bist ein Grünhorn in Frisco“ stellt er fest.
    „Ah nein. Ich bin nirgendwo ein Grünhorn, höchstens mal neu. Ich kenne Frisco noch nicht. Deswegen weiß ich noch nicht, welcher Park mein Schlafzimmer ist.“
    „Nu, siehste den Hügel dort“ zeigt er in Richtung Stadt. „Dort ist das Chinesen Viertel und davor ist ein Park. Die Hippies schlafen dort in Scharen.“
    „Und du?“
    „Ich habe einen guten Platz, nicht weit von hier in einem Haus. Wir mieten dort einen billigen Platz mit paar Schwarzen Freunden zusammen. Weißte, wir ‘Soul people’ kommen gut miteinander aus.“ Er macht sein Radio leiser. „Hör mir zu Freund, ich hatte in Los Angeles in einer ganz guten Gegend gewohnt, aber ich habe diese Killerstadt satt. Sie ist voller Gangster. Da ist die Italienische Mafia, die kubanische Mafia, die schwarze, die weiße, die vietnamesische Mafia. Die ganze Stadt ist voll von Mafia. Dann diese verrückten Motorrad-Banditen dazu, die Hell’s Angels und die Jugendbanden. Nein, ich habe den Ort zum kotzen satt. Ich will in Ruhe leben. Mich interessiert nicht mehr das durchgedrehte L.A.“ Er glättet mit seiner Hand die Luft vor sich, als würde er damit die Vergangenheit für ewig begraben. Dann zieht er aus seiner zerknitterten schwarzen Jacke ein zerknittertes weißes Blatt hervor. „Siehste den Brief hier? Ein Mädchen aus Paris hat ihn mir geschrieben. Ich habe sie vor einem Jahr in Los Angeles kennen gelernt.“
    Er gibt mir den Brief zu lesen. Sie schreibt ihm, wann er endlich zu ihr nach Paris kommt, und dass die Zeit mit ihm zusammen sehr schön war. Bla..bla..bla... Unterschrift: „I love You, Yvette“.
    Er zeigt mir auch das Briefkuvert. „Schau das, es kam direkt aus Paris. Ich werde sie im Frühling besuchen. Vielleicht bleibe ich für einige Jahre bei ihr.“
    „Du bist ein glücklicher Mensch, mein Freund.“ Ich lächle, und meine es wirklich so. Ich freue mich über seine Freude und ziehe selbst mit Freude meines Weges weiter.
     
    „Also, ich sag’s dir Seelenbruder, geh nicht nach L.A., sie ist eine hässliche, aggressive Stadt...“ klingt noch in meinen Ohren, als ich schon tief in der Innenstadt bin. Ich kann mich unterwegs für keinen Park entscheiden, so stehe ich schließlich im Herzen der Stadt auf dem Platz neben der Stadtbibliothek. Die Bänke der rotgepflasterten Fußgängerzone sind schon alle belegt. Der Park ist neben dem Gehweg rechts und links grün. Auf dem Gras rechts stehen viele Zelte. Vor einem Zelt stehen Tische. Auf den Tischen sind Blumen, Prospekte und Infos. Über den Tischen wehen Flaggen; eine amerikanische und eine regenbogenfarbene. „Nanu“ denk ich, „ist das hier eine Protestaktion der Regenbogenkinder?“ Von einem weißen Transparent schreien rote Buchstaben: „Weg mit der 64!“ Darunter steht die Erklärung, dass die 64 irgendein Gesetz sein soll, was von diesen Typen hier bekämpft wird.
    Lerry, der Mittvierziger Aktivist bietet mir Trockenfrüchte aus den herumstehenden Dosen und einen Kaffee an.
    „ Lies diese Flugblätter durch, mein Freund“ zeigt er auf die Blätterhaufen, „und unterschreibe dort, wenn du einverstanden bist.“
    Na ja , die Unterschrift ist so eine Sache, die man nicht so überstürzt machen soll. Was ich so öffentlich unterschreibe, wandert bestimmt letztendlich in das Große Zentrale Datengehirn.

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