Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Schleierwolken... Es wär e schade um sie. Wir steigern uns gegenseitig zu enthusiastischen Umweltschützer. Ich leiere mich auch immer mehr rein.
„Ja, man müsste alle Werte der Natur zum Schatz der gesamten Menschheit deklarieren und unter den Schutz der UNO stellen.“
Na ja , ob UNO, oder etwas anderes, Rhonda stimmt meinem Vorschlag zu. Damit haben wir gerade den „Schütze den Erdball Verein“ gegründet. Sie vertritt San Francisco, ich Budapest, oder Schulzendorf, ist egal. Die erste und letzte Vollversammlung dauert noch mindestens zehn Minuten. Sie hält gerade eine lange Abwandlung über die gewaltsame Veränderung unserer Umgebung, als die Pfeilerspitzen der Golden Gate Brücke erscheinen.
Die nussbraunen Berge verschlucken sie jedoch mit einer Kurve. Aber in der nächsten Kurve erscheint sie wieder. Sie wird immer größer und roter. Voller Grazilität. Ein schönes Beispiel dafür, wie man die Natur harmonisch verändern, kann. Besser gesagt, gar nicht verändern: Ergänzen, für menschlichen Gebrauch vervollkommnen. Das rote Geländer stößt sich an unserer Seite von den braunen Felsen ab und springt in einem Bogen, mit der Unterstützung zwei hoher Pfeiler, über den tiefblauen Ozean, zu dem grünen Ufer von San Francisco hinüber. In ihrem Hintergrund prahlen die Wolkenkratzer der Stadt. Die Brücke verschmilzt auf keine Weise in ihrer Umgebung, und sie zerstört sie auch nicht. Ich habe jedoch wenig Zeit, um darüber nachzusinnen, denn kaum fahren wir über sie, wird meine Seele von der unendlichen Weite des Ozeans angezogen. Aber diese Weite verschwindet auch rasch, bevor ich sie gründlich in mich gesaugt hätte.
WIR SIND IN SAN FRANCISCO.
Rhonda fährt nach rechts, ich laufe nach links zwischen den gepflegten Zwei - und Dreistockwerkhäusern.
Die Straßen sind sauber, die Vorgärten grün, Blumen und Palmen gedeihen und die Garagentüren öffnen sich zur Straße. Vor einer solchen Garage steht ein Campingtisch und ein älteres Ehepaar macht gerade Siesta mit Tee und Kuchen. Sie grüßen ganz lieb zurück, als wäre ich halt einer von ihren Nachbarn. Sie haben es sich auf ihren Campingliegen, die halb auf dem Bürgersteig, halb in der Garage stehen, bequem gemacht, und genießen die Sonne. Ich fühle mich, als wäre ich in ihr Privatleben gelatscht. Aber sie lächeln ermutigend. Das ist doch ihre Straße, warum sollen sie sich nicht heimisch fühlen.
In einem , nach frischgemähtem Gras riechenden Park sonnen sich junge und alte Leute in Badeanzug gekleidet. Gegenüber dem Park lassen weiße Häuser mit roten Dächern und mit vielem Grün schon das Ufer der Bucht erahnen. Es ist ein angenehmer, ruhiger Nachmittag. Vielleicht kann ich heute Nacht irgendwo, hier am Wasser, im Grünen schlafen, denn ich bin das Gewimmel gar nicht mehr gewöhnt und habe keinen Bock auf die Stadt...
Ich brauche einen Anlauf, so spiele ich erst mal stundenlang in der Ausstellung im „Exploratorium“, das gleich hinter dem Park ist. Es gibt hier haufenweise Modelle und Objekte, die verschiedene Naturgesetze auf spielerische oder künstlerische Weise darstellen. Es gibt Laser, Holografie und elektrische Dinger, alles nur dazu da, um damit die Zeit totzuspielen. Thja, jetzt kann ich alles, was ich in der Schule verpennt habe, nachholen.
Zwischen zwei Magneten schwebt eine kleine blecherne Erdkugel in der Luft, darüber brennt eine Lampe. Wenn ich die Lampe ausschalte, fällt die Kugel, obwohl die Magneten weiterhin aktiv bleiben, herunter. Na klar, wenn man das Licht und die Wärme entzieht...
In mir fängt auch ein Magnet zu arbeiten an. Er zieht mich nach draußen, auf die Straße, hinunter zum Hafen, wo alles um mich herum, die Jogger, die Federballspieler, die locker herumfaulenzenden Familien, die um die Autos herumstehenden Jugendlichen und die Wohnwagen, eine Atmosphäre ausstrahlen, als wäre ich an einem Strand. Ja, aber baden kann man hier überhaupt nicht. Das hoch betonierte Ufer ist so weit über dem Wasserspiegel, dass ich, trotz anstrengenden Gymnastikübungen, nicht mal mit dem Bein in die begehrte Nässe titschen kann. Hinter dem Dickicht der Masten, der zu hunderten im Hafen liegenden Segeljachten, kämpft die ‘Golden Gate’ mit den Dunstwolken. Die geneigte Sonne strahlt sie nur noch schräg an, als würde sie selber darüber nachsinnen, ob sie gleich unter die feuerbestickte Bettdecke des Horizontes kriechen soll, oder erst später.
Ich würde mich am liebsten auch
Weitere Kostenlose Bücher