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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Also, ich muss schon genau wissen, wofür ich das auf mich nehme. Wenn ich es tue! Andererseits, warum soll ich es nicht tun? Der Amerikaner ist ein freier Mensch. Er kann unterschreiben, was er will. Kann protestieren, wogegen immer er will. Außerdem, dieser La Rouche, der diesen Paragrafen einführen möchte, soll schon ein eigenartiger Typ sein. Die Flugblätter erzählen über ihn, falls er der Gouverneur von Kalifornien wird, will er die AIDS Kranken in Quarantäne stecken. Das ist das Ziel seines § 64.
    „ Konzentrationslager“ sagt Lerry. „So, wie es bei den Faschisten war. Dieser Typ würde am liebsten die Schwulen bis zum letzten Mann ausrotten. Wir können nicht zulassen, dass so einer über eine ganzen Staat regiert.“
    Gut, wir sollen es nicht zulassen, ich habe sowieso kein Stim mrecht.
    Es gesellen sich Jones, der attraktive Halb blutindianer, mit dem schwarzen Zopf und eine hübsche braunhaarige Frau zu uns. Sie geben mir Nachhilfeunterricht über die große Politik in Kalifornien. Ich begreife nach und nach, dass was hier abgeht, schon eine historische Dimension hat. Eine Handvoll Schwule sind vor einem Jahr in den Park im Herzen der Stadt gezogen, und sie leben seitdem in den ein Dutzend Zelten hier. Sie gehen von hier zu ihrer Arbeit - auf jeden Fall diejenigen, die einem Job nachgehen - sie essen hier, sie leben und lieben hier. Ihre Wohnung ist das Zelt.
    „Am Montag ist unser Jahrestag“ sagt Lerry. „Du sollst unbedingt vorbeikommen. Wir machen eine Kundg ebung, hier auf dem Platz mit mehreren tausend Leuten.“
    „Gut, ich werde kommen.“
    „Aber auf Sicher“ agitiert mich Jones begeistert. „Du wirst sehen, dass San Francisco
     
die Hauptstadt der Schwulen
    ist.“
    Thja, es hat eine Weile gedauert, bis ich es geschnallt habe, dass sie auch Schwule sind. Ja, sie schieben es nicht in den Vordergrund. Sie nehmen mich ganz natürlich, wie ich bin, und mich kümmert es auch nicht, mit wem sie sich lieben, wenn sie mich damit in Ruhe lassen. Sie tun es auch.
    „Das ist nicht nur unsere Sache“ sagt Jones. „Das hier geht ganz Amerika an, denn es geht hier um die Ve rteidigung des Rechts auf Freiheit.“
    „Genau“ schließt sich auch Claudia an. „Keiner darf einem freien Menschen vorschreiben, mit wem er ins Bett zu gehen hat. Die Politiker sollen die Regierungsgeschäfte tätigen und sich nicht in das Privatleben der Bürger einmischen. In Amerika hat nur derjenige seine Fre iheit, der sie auch zu verteidigen weiß.“
    Larry heftet mir eine Anstecknadel an die Brust: ‘ARC/AIDS Erster Jahrestag!’
    „Das bedeutet, dass wir in paar Tagen seit einem Jahr Tag und Nacht mit den Lesbiern zusammen vierundzwanzig Stunden hier sind, und non Stop Mahnwache halten.“
    „Aha, du bist dann von den Lesben“ frage ich Claudia verwundert?
    „Ja, aber nicht nur wir unterstützen diese Aktion. Es gibt hier auch zum Beispiel Ärzte, die einfach über AIDS aufklären wollen. Sie verteilen auch Broschüren an Fixer und Homos.“
    Ich sehe mir eine an. Da stehen Informationen und Tipps für Homosexuelle drin, wie sie sich beim Sex verhalten sollten, und welche Methoden sie meiden, bzw. bevorzugen sollten.
    „Wir beraten die Fixer, wie sie die Nadel sterilisieren können undsoweiter. Verbieten ist nicht unsere Sache. Den Ärzten liegt auch daran, dass, wenn jemand sich die Nadel einführt, er das risikofrei tun soll. Mit gezielt koordinierter Arbeit kann man AIDS stoppen.“
     
    Mich dagegen kann nichts mehr aufhalten. Ich gebe mein Gepäck in der Gepäckaufbewahrung am Bahnhof ab. Vorher jedoch packe ich mir Kaltverpflegung für zwei Tage, Zahnputzzeug, Schlafsack undsoweiter in meinen kleinen Stadtrucksack um. Und los! Ein Bett, besser gesagt ein Beet suchen.
    Die Gegend um die Market Street brennt im Freitagnachtsfieber. Ganz wie der Magen des alten Penners, der lang gestreckt auf einer Bank die Nachwirkung von Rum auskostet. Soweit ist er aber noch bei sich, dass er einen schlafsuchenden, unschlüssigen Vagabunden angrinsen kann:
    „Hey, Kumpel, pssst. Haste ‘nen Quarter?“
    „Üh, üh! Ich bin auch am Boden, mein Freund“ öffne ich meine Hände, um das Nichts zu zeigen, und gehe weiter. Ich finde auch leere Bänke, aber ach nöö, kaum setze ich mich hin, werde ich gleich angequatscht: „Hey haste Geld?“ Es ist nicht gefährlich, aber ich habe keine Lust darauf, die Schnorrer im Fünfminutentakt die ganze Nacht hindurch abzuschütteln. Ich räume lieber das Feld in dieser

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