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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Hand.
    „Reicht es?“
    „Klar, ich sagte, du gibst mir soviel, wie du willst. Danke schön!“
    „Aber bist du wirklich zufrieden damit? Es war eine große Hilfe für mich“
    „Ach, nicht der Rede Wert. Von diesem Geld und diesem hier“ ich nehme eine Birne aus der Kiste, „lebe ich wie ein König einen ganzen Tag.“
    „Danke Freund.“ Er dreht sich fröhlich weg, um die ersten Kunden zu bedienen.
    Das Leben ist schon merkwürdig. Während wir den Laster abräumten, verschlang ich einen Haufen Feigen und Birnen, dann bekam ich vier Dollar dafür und am Ende bedankt er sich noch. Das ist der ideale Kommunismus: Anspruchsloser Arbeiter und dankbarer Kapitalist.
    Hmm. Ich sauge den farbenprächtigen Markt in mich auf. Es scheint sich hier die ganze Welt zu treffen. Ein fröhlich buntes Gemisch aus Chinesen, Japaner n, Indern (die Frauen haben den Sari an), Indianern, Schwarzen und Weißen. Ganze Familien gehen hier spazieren, schlendern, kaufen ein. Die Verkäufer sind geduldig. In New York City würden sie zu Grunde gehen mit ihrer lockeren „Lassen wir den Käufer sich umschauen und in Ruhe aussuchen“ Mentalität. Sie zwingen die Leute nicht zum Konsum, und terrorisieren keinen mit dem Angebot.
    Ich spüre, wie ich selber langsamer werde. Nicht fauler, einfach gelassener. Eigentlich wollte ich gleich heute nach „Cokeland“ rüberfahren. Aber ruhig Blut, man soll es nicht überstürzen. Morgen ist auch noch ein Tag, nicht wahr? Jetzt höre ich lieber den Straßenmusikern zu. Auf dem einen Ende des Marktes spielt eine, nun ja, merkwürdige Frau auf einem quakigen Synthetisator und singt Folk-Songs dazu. Oder umgekehrt. Der batteriebetriebene Verstärker und das Mikrofon sind auf eine Stimmlage eingestellt, als würden die Musik und das Singsang unter einer Decke hervordudeln. Es ist schon interessant, bloß man kann es nicht lange ertragen. Die Menschen gucken sie an und wissen nicht, wohin mit ihr. Ein chinesischer Papa kommt zu mir und fragt, - gerade mich! - ob die Frau gut spielte. Ich schaue um mich herum, aber er meint wirklich mich. Ausgesprochen meine Meinung begehrt er.
    „Naja, ich denke sie spielt nicht falsch.“ Und ich hoffe in mir, dass der nächste Song schon magenfreundlicher wird.
    „Also, spielt sie gut? Oder?“ will er es genau wissen.
    „Nun, hm... Ja!“ spucke ich endlich heraus.
    „Danke!“ Er gibt seiner Tochter einen Quarter: „werf’n in die K iste.“
    Die kleine Apfelgesichtchen-Schönheit schleicht sich glücklich an die Frau - die einen kleinen Helm mit zwei weißen Flügeln, wie Asterix der Gallier trägt - heran, lässt das Geld in das Etui zu den wenig anderen Münzen fallen und stellt sich in strammer Haltung neben den Synthesizer. Sie macht ein ernsthaftes Gesicht, und der Papa ein Erinnerungsfoto von der Tochter, neben der ununterbrochen zwitschernden gallischen Braut mit der Jeanshose. Ja! Dann bedankt er sich noch mal bei mir für meine fachkundige Auskunft: „Weiß du, ich habe keine Ahnung von dieser Musik.“
    Ich ziehe mein en Hals ein und murmele vor mich hin: „Ich auch nicht.“
    Nichtsdestotrotz, es fragen mich noch mindestens zwei Leute genau dasselbe. Warum gerade mich? Vielleicht, weil ich der einzige bin, der solange, in der Hoffnung, dass es besser wird, ausharrt. Aber sie zwitschert mit ihrer eigenartigen Stimme weiter, und ich begreife langsam, dass meine Geduld auch nicht unendlich ist. Ich reiße mich los und grase den Markt gründlich ab.
    ...Endlich! Meine Geduld ist wieder da.
    Es stellen sich zwei bunte Hippies an einem freieren Platz hin. Einer spielt Gitarre, der andere Flöte. Schöne Renaissance-Musik. Aber sie packen nach einigen Minuten ihre Instrumente und die Blumen im Kopf und hauen schon ab. Keiner interessiert sich für diese fremde, nostalgische Musik. Ehrlich, ich auch nicht.
    Einige Zelte weiter sitzt ein junger Punker auf dem Pflaster, sein Elektro-Piano im Schoß. Die langgestreckten Beine enden in großen, unzugeschnürten Armeestiefeln, die rechte Seite seines Kopfes ist kahl rasiert, von der linken hängen drahtige schwarze Haarsträhnen in die Augen. In den Ohren stecken Silberringe, die kaputte Lederjacke ist mit Ketten behangen. So sitzt er da und spielt auf eine eigenartige Weise mit gelangweilten Handbewegungen Bach, aber recht vollkommen, und er wechselt mit dieser Leichtigkeit mal in Jazz, mal in Blues über. Zwei seiner Kumpel stehen neben ihm und er schaut gelegentlich hoch zu ihnen. Die sind natürlich

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