Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
schmiedeisernen Balkon samt den sich hinauslehnenden Menschen mit einem Arm halten. Die beiden haben wohl ein wenig zuviel gezecht und jetzt scheinen sie neue Kraft zu sammeln, um weiterzumachen.
„Weißt du, weißt du“ sagt der Blonde. „Ich kannich... Ich kannich... hahaha. Mann! Was für eine Party! H ahah...
„Tod ernst... Ich meine Tod ernst...“ wiederholt einige mal der andere. „Wo ist sie?“
„Wer ist sie?“ fragt der Blonde. „Wo ist sie, die Frau?“
„Aber wer ist sie“ so der beige Hosen Typ.
„Wo ham wir sie verlorn? Und wer ist sie?“
Als ich an ihnen vorbeigehe, dreht der Blonde den Kopf zu mir:
„Wer ist sie?“ fragt er mit unschuldig grinsender Miene.
Aber eh ich antworten könnte, spricht mich der andere an.
„Wo ist sie?“
„Wer ist sie?“ sage ich automatisch.
„Wo ist sie? Fragt er erneut.
Ich ziehe meinen Hals ein und zeige ein schuldbewusstes Gesicht: „Upps, ich hab sie verschluckt.“ Sage ich und schleiche davon.
Der Blonde muss tierisch wiehern hinter mir.
„Siehste! Er hatse gegessen! ... Aber wer ist sie?“
Auf der Bühne , in dem gegenüber liegenden Lokal, heizt eine Funky Band die Stimmung an. Wunderschöne Sängerinnen mit indonesischen Gesichtszügen. Zwei von ihnen in hautengen schwarzen Seidenhosen, die dritte hat nur ein handbreites weißes Röckchen an.
Aber die singen nicht nur, sie wirbeln einen Bauchtanz, dass die Männer mit offenem Munde da stehen. Die asiatisch anmutenden Musiker machen mal zwei Schritte nach rechts, zwei nach links und wippen mit dem Oberkörper dazu. Gut eingeübte Bewegungen und Musik. Viel zu perfekt, um mich lange halten zu können. Außerdem verlangt man hier Eintritt...
Einige Häuser weiter laden weit geöffnete Türen und Fenster und der Kellner die nach Bier und Blues durstenden ein. Inmitten des Raumes steht ein Schwarzer Sänger auf einem hohen Podest am Keyboard und hämmert Rhythmische Blues Songs ins Publikum. Seine raue Stimme fließt auf die Straße. Der Kellner kommt heraus, aber mich kann er nicht hineinlocken. Wozu, draußen ist auch drinnen - eigentlich. Eine schmale Schwelle ist nur die Trennlinie. Drei Schritte dahinter sitzt eine ausgelassene Gesellschaft um den Tisch und unterhält sich fröhlich beim Sekt. Einer von denen, mit einem weißen Hut, leidet wohl irgendwie unter Verfolgungswahn. Er denkt nämlich, ich würde sie beobachten. Ach wo! Aber die sitzen nun mal zwischen mir und dem Blues Mann. Er ruft etwas zu mir, aber zum Glück verstehe ich ihn nicht. Und will ihn auch nicht verstehen. Ich ignoriere ihn und tue so, als wäre nichts. Neben ihm kommt die Frau mit der bunten Bluse in Schwung und schwingt den Oberkörper im Rhythmus. Sie schaut kurz zu dem Typen mit dem Hut, dann schwingt sie weiter. Die anderen beiden Kerle horchen auch für einen Moment auf, das stachelt den Behuteten an. Da winkt er mir wieder energisch aus dem Handgelenk: „Hau ab!“
Ich bin stur. Schaue über seinen Kopf hinweg. Da ruft er den Kel lner. „Bla bla bla...“
Der Kellner kommt zu mir, holt tief Luft und fordert mich ganz locker auf:
„Entweder rein oder raus!“
„Ah, danke. Ich möchte nicht rein.“
„Dann geh bitte weiter!“
„Wie meinste denn weiter?“
„Hier kannst du nicht stehen bleiben!“
Er ist ein junger Bursche, vielleicht zwanzig. In einen schwarzen Anzug g esteckt.
„Bitte weitergehen“ sagt er nun ein wenig unsicherer.
„Wieso? Gehört etwa der Bürgersteig euch?“ frage ich bockig.
„Das nicht. Aber die Musik...
Ich lasse ihn nicht ausreden:
„Dann schließe die Türen!“
„Bitte versteh mich“ gibt er nach, „wegen den Gästen. Sie wollen das.“ Er fleht mich fast an.
„Ist gut!“ beruhige ich ihn. „Nur noch diesen Song, dann haue ich ab.“
Als ich endlich weitergehe, erleichtern sich die Gemüter. Weißhut tut so, als wär für ihn die Sache schon längst erledigt und ich wär ohne Verzögerung abgehauen. Er wollte sich eigentlich nur wichtig tun und keine ernsthafte Auseinandersetzung anzetteln. Nun kann er seine Brust stolz nach vorn schieben, als ich mich sichtlich geschlagen davonmache. So einfach ist es, jemandem einen guten Abend zu bescheren.
Nicht so wie die zwei Kumpels da an der Bourbon Ecke Conti Street, deren Sicherungen durchgeschmort sind und die haarscharf an einer Massenschlägerei vorbeischlittern. Dank den drei Polizisten, die die Leute zu beruhigen und die Spannung zu lockern versuchen. Viele Freunde und Bekannte auf
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