Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
halten sie kurz an, weil die Lampen sie beleuchten. Dann kommt ein einsamer Wanderer haargenau auf derselben Route und folgt den anderen. Ich habe mich anscheinend auf ihre Fährte gelegt, aber ruhig Blut, die haben schon eine neue gefunden. Ich schließe meine Augen und kehre nach innen. Taste meine Alarmanlagen ab. „Ja, alles in Ordnung.“ So, meine Sicherungen abschalten und mich auf die Warninstinkte verlassen. Beng! Ich schlafe im Nu ein.
Alles scheint nur ein Moment gewesen zu sein. Ich öffne meine Augen und bin wieder wach. Mein Gefühl sagt, dass ich viel geschlafen hatte. Es stellt sich jedoch heraus, dass es nur eine Stunde war. Jetzt aber schnell aufstehen, die Stadt atmet schon aus voller Lunge. Autolavinen und hastig vorbeieilende Menschenschritte durchweben die Loyola Avenue.
Ich betrachte den kleinen Park und die letzte Ratte hinter dem flachen Zaun. Plötzlich ergreift mich ein Gefühl, glasklar. Ich kann mich anpassen! Gerade diese Ratte festigt diese Erkenntnis in mir. Ich könnte jetzt sonst wo in der Welt sein, ich kann mich anpassen! Ich würde mich im Dschungel oder sonst in irgendeiner Stadt zurechtfinden. Das ist absolut sicher! Sich anpassen bedeutet nicht Kompromisse machen, nein sondern es ist: Kunst. Kunst des Überlebens. Und ich habe diese Kunst erlernt - zumindest fühle ich es so. Ich nehme meine Umgebung wahr und fürchte sie nicht. Der springende Punkt am Überleben ist, man muss immer auf alles gefasst sein, immer mit dem Unerwarteten rechnen. Selbst, wenn nie etwas Besonderes passiert... Bla bla bla....
Mal sehen , ob was Besonderes passiert, wenn ich jetzt meine Abschiedsrunde drehe. Ich hole meinen Rucksack aus der Aufbewahrung und los, ab in die Stadt. Hinter dem Bahnhof taucht das „Superdome“ Sportstadion auf. Es hockt mit seiner Dreißig-Stockwerk Größe zwischen den Hochhäusern wie ein Beton UFO. Die ersten Sonnenstrahlen streicheln gerade seine Kuppel und überziehen sie mit einem gold-orange Schimmer. Als würde der Riese Energie auftanken, um mit den Fußballplätzen und all den Einrichtungen für achtzig tausend Leute in seinem Bauch abzuheben. Ich dreh ihm meinen Rücken zu und marschiere in die Innenstadt. Ich will noch zwei Stunden herumlaufen bevor ich mich auf die Landstraße begebe. Aber ach wo. Ich brauche schon bis zum Franzosenviertel viel länger. Die Menschen und die Häuser hier strahlen etwas ganz eigenartiges aus. Sogar die Glas- und Betonmonster sind anders als in den anderen Städten. Die Farben lächeln irgendwie freundlicher und wärmer von den Wänden der bronzenen Glaspaläste bis zu den pistaziengrünen Fassaden, und alle Nuancen von braun bis gelb baden fröhlich in der Sonne. Keine schreienden roten oder aufdringlich blauen Häuser. Die alte grüne Straßenbahn in der Carondelet Street gleitet gemütlich vor sich hin. An der Haltestelle öffnet sie ihre warmrote Türe und müde Menschen steigen ohne Hast aus.
Ein schlanker Schwarzer Kerl in maßgeschneiderten schwarzen Hosen, schwarze r Weste und weißem Hemd lächelt mich freundlich an... Ich verstehe ihn nicht. Da schwenkt er seine große rote Sporttasche als Zeichen. Ach ja, Tatsache ich habe auch einen roten Rucksack und er ist auch riesig...
Ich stolpere über zwei Buchläden bis ich die Canal Street erreiche. Ja, das ist auffa llend!
McDonald ’s und sonstige Läden sind gewöhnlich wie überall. Aber die Buchläden sind voller Kunstbücher. Wie die zahlreichen Galerien des Franzosenviertels voller Kunst. In Punkto Belebtheit am Vormittag stellen die Royal Street und die anderen Straßen die, in der Sonne gähnende Bourbon in den Schatten. Kleine Galerien locken mit jeden Mengen von Malereien, die draußen vor den Läden die Eingänge zieren. Und das auffallend Natürlichste der Welt ist, überall gibt es gerade 30-40-50 % Rabatt. Wenn ich in einem Monat hier her kommen würde, würde ich dasselbe lesen können, mit Sicherheit. Thja, aber ich bin nicht hier um zu kaufen, sondern um zu gucken, Kunstauftanken.
Jetzt tagsüber scheint das Stadtviertel eher eine boheme Künstlerstadt zu sein. Mit leichtem Flanell bekleidete Menschen und ganze Familien spazieren herum. Mauleselkutschen traben locker durch die Straßen. Manche von den Maultieren haben Strohhüte auf, in denen man zwei Löcher geschnitten hat, so können die langen Ohren, da durchgesteckt, gen Himmel ragen. Die Häuser sehen eher vernachlässigt, manche sehr vernachlässigt aus. Verrostete Balkons, abgeblätterter
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