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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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erhalten? Bitte ihr könnt abstimmen mit euren Kuge lschreibern.“
    Alle Kugelschreiber gehen in die Luft. Er schaut sich um und sieht, dass ich nicht abstimme. „Hey, was nun? Willst du etwa keins von diesen Geschenken?“
    „Klar“ sage ich, „aber ich habe keinen Kugelschreiber.“
    „Aha!“ Fährt er mich an. „Du hast keinen Schreiber?! So, du traust mir nicht mal dreckige fünf Dollar zu und du willst von mir Geschenke?! Nein, nein solche Leute brauchen wir hier nicht, die mir nicht vertrauen. Ich bitte dich, mein Herr, geh!“
    Ich bin ganz ve rdutzt. „Was meinst du denn Sir: geh? Du hast Geschenke versprochen, schau hier ist mein Los“ zeige ich ihm meine Nummer.
    Da wird er ungeduldiger: „Ich habe gesagt geh, raus hier. Du störst nur diese vernünftigen Me nschen!“
    Ich fühle die ungeduldigen Blicke de r „vernünftigen“ Leute, die mich jetzt verabscheuen und in der Seitentür erscheinen zwei Rauswerfer-Typen. Da ist es doch ratsamer, mich langsam und frech vor verletzter Eitelkeit, aber sicher freiwillig in die frische Luft zu begeben.
    Ich bin richtig sauer auf den Dicken , aber auch auf mich selbst, weil er mich so aufs Kreuz gelegt hat. Und das Schärfste ist, ich habe gar keinen blassen Schimmer, worum es eigentlich geht. Auf der Straße ist das Nachtleben genauso bunt und heiter, wie vorher. Sogar in gesteigerter Form. In den Bars steigt die Stimmung zum Höhepunkt.
    „Werbung, Werbung“ rattert in meinem Kopf. „Aber was? und für wen?“ Ich habe nirgendwo Firmennamen oder sowas gesehen. „Geschenke!“
    Rauf und runter die Straßen , und ich bin wieder mit Party-Stimmung vollgesogen. Ich gehe in ein größeres Lokal, wo keine Tischbedienung ist. Jeder holt sich sein Getränk am Tresen. Das ist gut, so nervt mich keiner, weil ich nichts bestelle. In der Mitte des halbdunklen Raumes singt eine angenehme junge Lady Rock’n’Roll auf einem Podest und begleitet sich selbst auf dem Klavier. Musik durchwebt den roten Nebel und lässt durch ihre enggesponnenen Fäden Beine, Köpfe und Brüste grün und blau aufblitzen. Die Gesangsstimme mit Marihuana Geschmack zerschellt an der Decke und spritz auf die schlängelnde Körper herunter. Die Gehirne öffnen sich und tauchen tief in diesen Rausch hinein.
    „We know all about Rock ’n’Roll...“ singt die raue Stimme begleitet von einem ausgelassenen Chor. „We know all about Rock’n’Roll...“ strömt die rhythmische Energie aus dem Klavier und rüttelt die Körper durch.
    Genauso, wie draußen auf der St. Philip Street d ie rote Maultier Kutsche die Insassen. Ein eng zusammengekuscheltes Pärchen, dann paar Schritte weiter eine etwas ältere Gesellschaft wird durch die Nacht gegondelt. Der Maulesel wird gar nicht vom Kutscher geführt, sondern läuft von ganz alleine. Er hat anscheinend gut eingeübte Routen. Wichtig ist, dass sie die Bourbon Street oft kreuzen. Denn dort dürfen nur Fußgänger entlang flanieren. Haufenweise Leute! Und alle kommen mir entgegen. Diese Straße hat ihren eigenen Rhythmus. Die bunte Menschenmenge wird von der verkehrsreichen Canal Street eingesaugt, verdichtet und in das Franzosen Viertel in Richtung St. Philip Street gepumpt. Die Strecke ist vielleicht eine dreiviertel Meile lang, aber hier unten kommen nur wenige an. Die Meisten bleiben vorher in den Kneipen der Bourbon oder in den Querstraßen hängen.
    Als ich von der Innenstadt gekommen bin , kamen fast alle mir entgegen, und jetzt auf dem Rückweg dasselbe, bloß verkehrtrum. Ein paar Tropfen von Leuten schlendern von einem Ende der Bourbon los und bis sie am anderen Ende ankommen, schwellen sie, dank der Zuströmenden aus den Seitenstraßen und Bars, zu einem sich langsam hinwälzenden breiten Strom an. Jetzt paddele ich gerade gegen diesen Strom. Es ist schon merkwürdig: die Herumstehenden, Unentschlossenen, die sich mal hier ein Bier oder eine Cola kaufen, mal dort hineinschauen, lassen sich von diesen Wogen ganz leicht mitreißen und spazieren mit. Alle suchen die besten Kneipen, mich inbegriffen. Riesen Pappbecher in den Händen. Es ist eine heiße Nacht, Abkühlung tut gut.
    An der Ecke St. Louis steht ein Typ in beige farbener Hose und weißem kurzärmeligen Hemd mit einem Pappbecher in der Hand an den blauen Briefkasten gelehnt. Gestylte Wellen huschen in seinen braunen Haaren nach hinten. Sein Freund, ein glattgeleckter Blonder, umarmt die gusseiserne Säule, als würde er das Stockwerk darüber und den, rund ums Haus verlaufenen,

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