Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
beiden Seiten, die sich gegenseitig anpöbeln. Aber diese Polizisten sind ganz geschickte Kerle. Die sind nicht gekommen, um die Wahrheit herauszufinden oder Recht zu schaffen. Nein, sie beruhigen die Hitzköpfe und versuchen sie zu versöhnen.
„Wenn ihr so ’n heißen Kopf habt, warum kühlt ihr ihn nicht mit Bier?“ Sagt der eine kumpelhaft. Sie schaffen es tatsächlich, die Leute gehen auseinander und es läuft alles wieder in seinem gemütlichen Flussbett weiter. So ist es bitte schön schon viel besser, schließlich ist das hier die Bourbon Street! Die Leute sind hier fröhlich und locker! Der Blumenverkäufer mit dem Latinogesicht lehnt ganz locker an seinem Dreirad und hütet seine zwei Eimer, in denen rote Rosen lächeln. Hinter ihm ein offener Laden überfüllt mit bedruckten T-Shirts und anderen Souvenirs, die bunten Sachen fließen auf die Straße. Du kannst ruhig mitten in der Nacht eine Postkarte kaufen und abschicken.
Aus dem „Werbesalon“ (oder was das auch immer war) kommen die Leute, die dem Dicken vertraut haben gerade heraus. Es sind nur noch um die acht „Vernünftige“, alle gut beladen mit irgendwelchem Zeug. Die Texaner können kaum die vielen Tüten und Verpackungen schleppen. Trotzdem sehe ich keine Begeisterung in ihren Gesichtern. Sie schauen hoffnungsvoll die Tür an, die sich gleich hinter ihnen schließt. Nanu, denk ich mir, es reicht euch immer noch nicht. Manche können vom Kram den Hals nicht voll kriegen. Aber da passiert nichts mehr und sie biegen schnell um die Ecke. Die anderen lösen sich auch auf in der Heiterkeit der Nacht.
„Na ja, wenn du die fünf Mäuse hingeblättert hättest, würdest du auch jetzt mit „Geschenken“ da stehen.“
„Aber die fünf Dollar wär en weg.“
„ Mit Sicherheit! Die haben sie bestimmt nicht zurückbekommen. Die wurden irgendwie anders kassiert.“
„Ach, was soll das! Was soll ich denn mit Fotoapparaten oder Autoradio s, oder Lampen? Kram!“
„Stimmt, aber...“
„Schluss jetzt! Zurück zu der Kneipe, wo die tolle Jazz-Rock Band spielte...“
Die fünf Schwarzen Jungs glühen vor Spielwut. Zwei Gitarren, Klavier, Schlagzeug und der Sänger mit Saxofon. Musik rattert durch das Gitter des türgroßen Belüftungsfensters, an dem eine dichte Menschentraube von zehn Leuten hängt, so dass eigentlich keine Frischluft nach innen dringen kann. Ich bohre mich in den Pulk und lasse mich auch von der Musik hin und her wippen. Riesen Gitarrensolos durchweben die dröhnenden Drums. Die Musiker platzen vor Spaß. Ja, dasisses! Party durch die Nacht! Ein in Genuss versunkenes schwarzes Gesicht neben mir ruft andauernd: „Yeah...! Gib ihm! Yeah... yeah!“
Der Beifall fällt draußen viel euphorischer als drinnen aus und der Saximann legt noch einen Zacken zu. Sein Instrument ist kurz vorm zerplatzen. Eine Mittvierzigerin schaut verklärtem Blickes zu, wie die Finger des Mannes an dem Tenor-Rohr herumwirbeln. Hach, da soll noch jemand sagen, dass der Saxi nicht sexy ist! Und wie der Bassist an dem Gitarrenhals hin und her tastet.
Die Lady ist nicht mehr zu bremsen, springt von ihrem Sitz auf und schaukelt die Brüste und den Po mit einer Wonne, dass die Kerle von draußen hineinrufen: „Hey... Yeah... Yeah...“
Wir kichern uns gegenseitig an und schwitzen weiter vor dem Gi tter.
„Wollt ihr einen Rock ’n’Roll?!“ Fragt der Sänger.
„Yeah... yeah... Los gib ihn uns!“ antworten die von draußen und die von drinnen begeistert. Der letzte Titel lässt meine Beine aufg elöst herumtanzen...
Aber das Ende der Pause warte ich nicht mehr ab. Ich ziehe weiter in Richtung Canal Street. Auf der Bourbon Street nimmt das Nachttreiben langsam ab. Ich schaue in die Seitenstraßen hinein, aber die Bourbon Street ist jetzt um halb drei immer noch unschlagbar. Es bewegt sich fast nur noch hier etwas. Ich ergattere wieder einen Platz vor einem Türgitter, wo Blues Rhythmen in die Nacht fließen. Die Band ist so dicht an uns dran, dass ich ruhig das Klavier berühren könnte.
Sie machen eine kurze Pause und ich will schon weitergehen, als die Sängerin, eine wunderschöne Lady mit langen braunen Haaren, einen etwas gesetzteren Blinden auf die Bühne führt. Sie drückt ihm die Gitarre in die Hand und eine Blues-Messe nimmt ihren Lauf!
Die Elektrogitarre heult und lacht wenn „Mr. Brian Lee ’s“ Finger die Tonleitern kitzeln. Er lässt manche Töne lang aufgehen oder vibrierend in unseren Ohren jaulen. Es zuckt angenehm durch den
Weitere Kostenlose Bücher