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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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unaufdringlich neben seiner Sporttasche und der buntkarierten Jacke. Jemand entdeckt ihn und wirft Geld hinein. Andere Schaulustige tun auch dasselbe. Alles ganz locker, ohne irgendwelche Quengelei. Gelassenheit sitzt in der Luft. Der Hokuspokus-Mann ist mit den Kindern beschäftigt und nicht mit dem Kassieren. Da sollen sich die Erwachsenen selbst entscheiden, ob sie etwas und was sie geben. Letztendlich ist das viel effektiver, als wenn er selbst mit dem Hut herumrennen würde. Das ist nun mal die Mentalität dieser Stadt. Ruhig langsam hingleitende Gemütlichkeit. Und ich schwebe voll mittendrinnen. Schwer mich loszureißen...
    Der Jackson Square ist rundum mit einem gusseisernen Zaun versehen, der von oben bis unten fast vollständig mit gemalten Bildern behängt ist. Tausende von Portraits und Landschaftsbilder. In jedem denkbaren Stil von Expressionistisch über Impressionistisch bis Romantisch. Fünfzig Dollar, und geschickte Hände komponieren mit Pinseln eine wunderschön bunte Portrait-Symphonie von dir für die Ewigkeit. Zu mindest für dein Wohnzimmer...
    Am Flussufer lächelt eine vollschlanke Mona Lisa in die Kamera ihres Papa’s. Hinter ihr die majestätische Landschaft: Breitfließende grau-blaue Wogen des Mississippi waschen das grasdurchbrochene sandig steinige Ufer. Meilenweit hinter ihrem Lächeln macht das graue Eisenskelett der Greater New Orleans Brücke einen großen Bogen über den Dampfer, der auf uns zufährt. Er wird immer größer und legt am Hafen an. Ein alter Nostalgie-Dampfer mit drei Stockwerken, verziert mit verschnörkelten Schmiedeisengittern rund um die Gänge. Wie die Häuser im Franzosen Viertel. Auf dem Dach steht ein Gentleman mit Zylinder und spielt auf der Orgel, deren Pfeifen durch den ausströmenden Dampf geblasen werden. Die lieben Gäste werden an der Schiffsbrücke von Kreolen Matrosen verabschiedet und können noch lange die Evergreen Jazzmelodien in ihrem Rücken hören. Mich begleiten sie auch weit, weit. Bis zu der Brücke, wo der Verkehrslärm dann alles übertönt.
    Lagerhallen und Garagen rund um mich herum. Ein große s Garagentor ist bis zur Decke geöffnet und ein Haufen Männer sitzen drinnen und spielen Schach oder Karten. Arbeiter irgendeines Unternehmens oder so was, denk ich mir. Schwarz und Weiß, bunt gemischt. Ich grüße sie beim Vorbeimarschieren. Aber kaum komme ich einige Schritte weiter, rennt ein rothaariger Kumpel in einer weiten Schlaghose hinter mir her und ruft:
    „Hey Freund! Suchst du eine Unterkunft?“
    „Nicht unbedingt... Ich suche die Auffahrt auf die Brücke. Ich will auf die Neunziger, und dort in Richtung Houma und Lafayette trampen. Mal die Landschaft sehen.“
    Oh, oh, das ist weit“ sagt er. „Aber wenn du einen Schlafplatz suchst, bei uns findest du immer einen. Weißt du, wir sind die obdachlosen Schwulen der Stadt und sind in diese Garage gez ogen, um einander zu helfen.“
    „Aber ich bin kein Schwuler.“
    „Das macht nichts. Du bist aber genauso ein Ausgestoßener wie wir Bruder und wir helfen den Ausgestoßenen.“
    „Danke Bruder, wenn ich eine Penne brauche , komme ich zu euch zurück.“
    „Klar Mann, uns findest du. Wir sind immer hier.“
    Wir schütteln die Hände und er geht zurück zu seinen Ausgestoßenen. Na herrlich! Ich bin ein Ausgestoßener! Aber was die Auffahrt betrifft, hatte er doch Recht. Die Autostraße kommt gar nicht von der Brücke herunter, sondern rast über Stelzen als Hochstraße durch die Stadt.
    Auf den Straßen begegne n mir nur Schwarze. Genauso vor dem Supermarkt, wo die Jungs auf dem Geländer sitzen, das den Supermarkt vom Parkplatz trennt. Manche von ihnen haben Knieshorts an. Sie rufen den Mädels hinterher, die dann stehen bleiben und herumkichern. Am Eingang steht ein riesenhafter Fleischklops an die Säule gelehnt und knabbert an einem bananengroßen Zuckerrohrstück. Er pappt selbstvergessen vor sich hin und lächelnd glänzt die Sonne auf seinem wonnevollen Gesicht.
    „Genau, Banane n!“ Und ich ergattere im Laden zum Schleuderpreis jede Menge „überreife“ Bananen.
    Ein e nach der anderen verschlinge ich, während ich einen Hausblock des Schwarzenviertels nach dem anderen hinter mir lasse. Immer mehr Müll. Ich biege in eine Straße ohne Bürgersteig ein. Der Putz blättert überall von den zweistockigen Holzhäusern. Meine Begrüßung prallt ebenfalls von den Typen, die mit glattgewalzten Frisuren an der Ecke stehen ab. Die schauen mich mit Entfremden an. Der erste

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