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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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nichts“, öffne ich meine Arme und gehe verwundert von der lockeren Menschenschlange getrieben weiter. Sie fängt daraufhin zu lachen an. Sie schaut mir hinterher und muss sich wegdrehen, denn eine Lachwelle schießt aus ihr hoch. Sie schlingt beide Hände um den Kopf und wiehert. Und ich fühle mich wirklich absolut dumm, denn ich verstehe das nicht. Stunden später, als ich wieder hinaus komme, erkennt sie mich und fängt erneut zu lachen an.
     
    Ich konnte sie den ganzen Tag nicht vergessen und ihr kakaobraunes Lachen wog mich nachts in der Metro in einen milchweißen Schlaf.
     
Ich war schon einige Male in New York City,
    aber ich konnte den Besitzer der Telefonnummer, die ich von Bob Frissel (dem Tramper) bekommen hatte, nie zu Hause erwischen. Nun, eines Tages, ist er am anderen Ende der Le itung.
    „Hallo, ich bin der Bursche, der mit deinem Freund zusammen getrampt ist. Er hatte mir deine Telefonnu mmer gegeben, blabla, bla ...“
    „O.K., wenn du hier schlafen willst, komm bitte vorbei. Aber ich entscheide mich erst, wenn ich dich gesehen habe. Ich muss doch wissen, wen ich hier aufnehme.“
    „Klar, warum nicht.“
    Randy ist ein sympathischer Mann um die Vierzig mit einem goldbraunen Vollbart. Seine interessiert glänzenden blauen Augen unter der hohen Stirn verraten eine Künstlerseele und seine Wohnung auf der neunzehnten Etage, in der Neunzigsten Straße West erst recht. Sie ist voller Malereien, Plastiken und Masken. Er testet mich, indem wir über Kunst reden. Über seine eigenen Bilder bemerke ich locker; „Man sieht, dass du ein großer Kandinskij Fan bist.“
    „Ja, genau! Für mich ist er der Größte.“ und er freut sich, dass er es mit einem „Kenner“ zu tun hat. Aber, Ah wo?! Er weiß bloß nicht, dass ich gerade hier in den Museen haufenweise Kandinskijs gesehen hatte. „O.K.“ sagt er, „du kannst heute bei mir schlafen, aber ich gehe vorher zu einem Treff mit meinen Freunden. Du kannst auch mitkommen, wenn du willst.“
    „Na klar, warum nicht ...“ Und eine halbe Stunde später sitze ich mit drei New Yorker Künstlern, alle Exilkubaner, in Randys Rostlaube, und wir rollen in Richtung Union City.
     
„Union City ist eine kubanische Stadt“
    erzählt Loui. „Neunzig Prozent der Leute sind Kubaner und der Rest auch überwiegend Latinos. Hier ist alles wie in Kuba, die L äden, die Discos, die Restaurants ...“
    Die Straßen bestehen aus kleinen zweistöckigen Häusern mit Terrassen. Die Schaufenster lassen nicht ahnen, dass wir in der Nähe von New York City sind. Jeder dritte Laden ist ein Kinderladen. Was für ein Kinderkult! In ganz weiß gekleidete, in total blau angezogene, in voll-pink gehüllte Kinderpuppen lachen hinter gläsernen Fensterläden.
    Meine Gesellschaft, Randy, Loui und Marlon unterhalten sich den ganzen Abend Spanisch. Gelegentlich schließt mich der eine oder der andere durch eine Übersetzung kurz. Sie übersetzen die in Spanisch geschriebene Speisekarte und bestellen für mich auch. Randy lässt mich nicht mal bezahlen. „Gib mir einen Dollar, und wir haben symbolisch unsere Rechnung geteilt.“
    So ein Mitternachtsmahl muss man natürlich mit einem Stadtspaziergang ergänzen. Randy und Marlon vertiefen sich in irgendein Thema und laufen wiehernd, gestikulierend vor uns auf der Straße rauf und runter. Loui versucht sein Bild über den „Kommunisten Block“ und Russland zu aktualisieren, indem er seine Vorstellungen von mir bestätigt haben will. „Schau!“ sage ich ihm, „dort ist auf jeden Fall alles in Bewegung, und solange es sich bewegt, kann alles daraus werden. Es kann noch die Zeit kommen, dass Leute von hier aus nach dorthin auswandern.“
    „Es kann schon sein. Ich wundere mich über nichts. In diesem Land ist alles möglich, aber wenn die da drüben moderne Technologien einführen, werden sie auch unsere Problemen, die wir in den freien Ländern haben, bekommen.“ Er ist stolz, Bürger eines freien La ndes zu sein. „Schau, in diesem Land kannst du dich frei bewegen und tun, was du willst. Du kannst dein Abenteuer auf der Straße auskosten und die Freiheit spüren.“
    „Schon, aber zum freien Abenteuer gehören zwei: Die Gegebenheit und die Person, die sie wahrnimmt.“
    „Da hast du recht, wenn ich irgendwohin verreise, brauche ich zumindest ein warmes Bett, ein vernünftiges Frühstück undsoweiter. Also meine Freiheit wird von vornherein durch meine Bedürfnisse gemaßregelt. Mir ist der Komfort leider wichtiger als das

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