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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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als Fotos. Der diamantene Ohrring strahlt so echt vom Bild zurück, dass ein Juwelier gar die Karatzahl feststellen könnte. Die Polizisten haben sich optisch von der Szene gemacht, aber sie halten spürbar die unsichtbaren Fäden der Ordnung irgendwo im Hintergrund in den Händen.
    Eine Gruppe schwarzer Teenies lässt sich bei einem Straßenfotografen verewigen. Nun soll mir aber keiner kommen, dass diese Stadt gefährlich ist, und Kriminalität undsoweiter. Die Kinder stolzieren mit dicken Goldketten, Anhängern, Reliquien und Medaillons durch die Gegend. Ein Dutzend Schwarzer Teenager ohne Erwachsene! Beladen mit Gold, als wären Schaufensterpuppen einer Goldschmiede lebendig geworden.
    Sie blödeln rum, schmeißen mit Geld um sich, amüsieren sich. Keiner will sie ausrauben. Sogar die Dealer machen einen Bogen um sie, als würden sie den Schutzapparat im Hintergrund ri echen.
    Oh Broadway, danke, dass Du mir diese angenehmen Illusionen gibst. Du strahlst von Weltstadtflair, Prunk und Ewigkeit. Glückliche Prominenz, Touristen, zufriedene Schwarzhändler, lächelnde Bars, mitteilsame Neonleuchten; schönbeinige Tänzerinnen, Edelnutten, weltberühmte Theaterstücke, mit Erfolg gastierende dänische, polnische, japanische, ungarische, russische, deutsche und deutsche Gastkünstler, Pianisten, Klein- und Groß-Orchester, alle, alle loben dich und lieben dich. Du bist das Wunder, der Glanz, der Gipfel!
     
    Am „Grand Central Terminal“ schlief ich wieder draußen vor dem Gitter mit den Obdachlosen, die keinen Furz Schimmer von der großen Kunst haben. Ich träumte von Gold und blendenden Neonorgien, wurde jedoch vom Müll, der auf mich herunterrieselte, geweckt. Ein Penner, der auf der Balustrade über uns stand, dachte er wäre was besseres, weil er nicht zwischen uns schlief und überschüttete uns mit dem vollen Inhalt eines Papierkorbs. Hehe-he ...? Blödmann!
    Nicht so der Querflötist, der i n dem allmählich erwachenden Fußgängertunnel, durch den ich den Bahnhof verließ, vergebens versuchte, die vorbeieilenden Leute fröhlicher zu stimmen. Weiche Flötensolos streichelten die verschwitzten Wände und gaben einen Riesenschmatz auf meinen müden Kopf.
     
    Die Broadway-Gegend zeigt am Tage ein ehrlicheres Gesicht. Ich fühle, dass ich wieder in New York City bin. Die Bürgersteige hatten sich wieder zum Warendschungel verwandelt. In seiner kleinen Bude bietet ein Chinese billige Musikkassetten und bedruckte T-Shirts an. Ein Kartenspieler mit seinem „rot gewinnt“ ist ebenfalls zur Stelle, um die Touristen auszunehmen. Vor einem protzenden Schaufenster schläft ein alter Penner halb im Sitzen. Fünf Schritte von ihm entfernt stehen zwei Latinos vor der Grillbude und taxieren die Hintern der Mädel. „Hola, te quera“ sagt der eine zu einem hübschen Mädchen und singt mit heftigen Hüftbewegungen eine Strophe dazu.
    „Smok e, Smoke“ fragt mich ein Dealer. Nein! winke ich ihn ab.
    Auf dem Herald Square spielt eine Band bluterfrischenden Jazz. „Oh, ja“, sage ich mir, „der Broadway ist doch ganz in Ordnung.“
    Vor einem Bankgebäude singt ein korpulenter Kumpel herzbetörenden Blues in sein Mikrofon. Als Verstärker dient ein Kassettenrecorder, der gleichzeitig die Musikuntermalung dudelt. Die Menschen gehen unbekümmert an ihm vorbei. Eine Weile bin ich der einzige Zuhörer, aber seine Pappkartonkasse sieht nicht viel davon. Ich habe selber finanzielle Überlegungen: Wie komme ich ohne Eintritt in das „Museum of Modern Art“ rein.
     
    Zwischen Kasse und Information pendelnd, rede ich so lange auf die jungen Damen ein, bis ich einen Zettel bekomme, womit ich als Student für einen Dollar ein Ticket kaufen kann. Der Einlasser schaut aber gerade weg, so nutze ich den Moment und husche ohne Billigticket hinein. (Ich dachte, ich wäre schon im Sattel, obwohl ich erst in der Vorhalle war.) Ganz locker schlendere ich dem Pfeil folgend zur temporären Ausstellung. Zwischen zwei Seilabsperrungen schlängelt sich eine lockere Menschenreihe durch eine Tür. In der Tür aber sitzt eine Dame mittleren Alters, in deren Hand man die Eintrittskarten drückt. Ich überlege emsig, wie ich sie austricksen soll, aber ich bin schon dran: Nix fällt mir ein. Ich gucke sie ganz dumm verloren an und wie jemand, der seine schlechten Karten offen legt, drücke ich ihr meinen Zettel in die Hand. Sie gibt ihn mir aber gleich zurück und sagt, dass ich dafür an der Kasse ein Ticket kaufen muss. „Ich kapiere

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