Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
wir auch. Das Bild ist phantastisch, mit den ‘Vier Typen’ hinter dir.“ Und ich schaue wieder einfältig drein. Ich schmiere mein Brot, esse, trinke meine Milch, starre auf die ‘Vier Typen’. Die Prospekte machen mich auch nicht viel klüger: Erbaut, besser gesagt ermeißelt; Gutzon Borglum... 14 Jahre Bauzeit... architektonisches und bildhauerisches Meisterwerk... der Meister konnte die Fertigstellung seines Werkes nicht mehr erleben... ein patriotisches Symbol... bla bla, bla... Die ganze Welt bewundert es, undsoweiter. Das wäre alles? Dafür lohnt es sich gar nicht, hierher zu kommen. So, als würde jemand nur wegen des monumentalen Lenin-Denkmals nach Moskau fahren.
Je länger ich grübelte, umso klarer spürte ich, Meister Borglum hat nicht nur seinem Patriotismus freien Lauf gelassen. Er hat eher sich selber in die Köpfe gemeißelt.
Darüber fiel mir eine Kindheitserinnerung ein: Ich war leidenschaftlicher Fußballspieler. Einmal bin ich mit gleichaltrigen Kumpels dem Ball hinterher gejagt, und es ging irgendwie alles bestens. Es hatten einige Erwachsene zugeschaut, und ich hörte sie öfter rufen: Schau, der kleine Piepel ist ganz Klasse! Da fing der eine den Anderen stolz zu erzählen an: „WIR haben es ihm auf der Wiese beigebracht...“ Ich war sehr überrascht. Den Kerl kannte ich nur vom Sehen. Vielleicht zweimal hatte ich mit ihm zusammen, als die Großen mich mitspielen ließen, auf demselben Platz denselben Ball getreten, - in der Gegnermannschaft! Trotzdem war ich froh, dass jemand stolz auf mich war...
Also, Meister Borglum hatte die Präsidentenköpfe nach seinen persönlichen Vorstellungen und Idealwünschen in die riesige Felswand gezaubert und geschwitzt. Jeder der Vier ist eine völlig andere Person. Nicht irgendwelche Musterhelden. Die sind viel eher Menschen. Große Menschen, aber Menschen...
Links schaut Georg Washington verschlossen und nachdenklich der Zukunft entgegen; neben ihm, richtet Thomas Jefferson seinen Blick jung und naiv nach vorn; Theodor Roosevelt strahlt ein wenig spitzbübisch, voller diplomatischer List. Am Ende der Reihe späht Abraham Lincoln bitter, aber entschlossen gleichzeitig nach der Zukunft und der Vergangenheit.
Ich aber spähe nach einem ruhigen Platz. Dem Luxus des Alleinseins kann ich jedoch nur hinter dem Sperrschild am Fuße des Felsens begegnen, wo ich mich alsbald an einem sonnengewärmten flachen Stein lang mache und die absolute Stille genieße. Regungslos ragen die vier weißen Köpfe in den kitschig blauen Himmel. Ja, das ist ein Stück amerikanische Geschichte; vier weiße Präsidenten inmitten des heiligen Landes der Indianer...
„Aber, was soll das, du bist auch nicht wegen den Indianern, sondern wegen den schnee weißen ‘Vier Typen’ hier.“
„Das stimmt, und die gefallen mir ...“
„Ja, abe r vier Stunden reichen langsam“
„Ah Scheiße! Wieso muss du alles in Stunden messen.“
„Okay, die Zeit ist kein Faktor. Wichtig ist, dass du dich satt geguckt hast. Du musst weiter, sonst fängst du noch an zu überlegen, wie viel Lärm und Zerstörung die jahrelange Presslufthämmerei auf dem eingerüsteten Felsen der Umgebung damals bescherte...“
Also , ich verdrücke mich lieber vor der Auseinandersetzung auf die Straße und stehe in der romantischen Gegend. Aber das Tramperglück will mich nicht verwöhnen. Ich werde eher verhöhnt.
Heute scheinen alle Fahrer behämmert zu sein, oder bin ich es selber. Auf jeden Fall, vergebens turne ich meine schönste Trampermimik den Autofahrern entgegen; Keiner will mich verstehen, geschweige denn mitnehmen. Ich habe aber auch meine Verständnisschwierigkeiten:
Ein großes Wohnmobil schlängelt sich an mich heran. Ich muss zur Seite springen, als es auf den Straßenrand fährt und bremst. Ich greife jedoch umsonst nach meinem Rucksack, es hält nicht an, sondern schwenkt wieder fast auf die andere Straßenseite hinüber. Drei auffällig lustige Typen sitzen vorne in der Fahrerkabine und lachen mir zu. Aber, Zick-Zack, sie schlängeln weiter. Zwei Minuten später kommen sie zurück, bremsen, winken und schnipsen eine Kippe beim langsamen Vorbeifahren vor meine Füße.
„Ah, Ihr könnt mich mal! Ich brauche einen Lift und keine Zigarette“ ich trete den Zigarettenstu mmel aus.
Sie haben erneut irgendwo gewendet und kommen schon wieder. Ich zeige ihnen, dass ich mit der Zigarette nicht weiterkomme. Sie sollen lieber anhalten und mich mitnehmen. Da fassen sie sich, sogar
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