Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
der Fahrer, an den Kopf und ich begreife ihre Geste: „Mann, das war ein Marihuanajoint, und Du Rindvieh hast ihn zerlatscht! Du bist nicht normal“
Schwenk-Schwenk , weg waren sie und kamen nicht mehr wieder.
Ich gab meinen Plan, unbedingt nach Deadwood zu fahren, auf und überließ die Entscheidung den Autofahrern, indem ich in beiden Richtungen trampte. So landete ich um halb neune wieder bei Quintins Haus. Er hatte zwar beim Abschied selber angeboten, zu ihm zurück zu kommen, aber nicht mehr mit mir gerechnet. Ich wäre auch am liebsten schon über, zumindest, dem nächsten Berg. Gerade, wo er mit seiner Freundin in dem leeren Haus bei einer frischgeöffneten Champagnerflasche vorm Fernseher saß, wo gerade ein erotischer Film gezeigt wurde. Ich begriff die Lage und, begleitet von Entschuldigungserklärungen, schlich ich mich in „mein Zimmer“. „Ich bin so müde, dass ich bis morgen früh durchschlafe. Und ich störe euch nicht“ versicherte ich ihnen die Wahrheit, denn die letzten drei-vier Meilen lief ich zu Fuß quer durch die Stadt und war dermaßen erschöpft, dass ich in den Schlafsack geschlüpft alsgleich einschlief.
Es gibt nichts schöneres, als die Augen auf ein ausgeglichenes, gutgelauntes Liebespaar zu öffnen und mit diesem am Morgen Tee zu trinken. Sie regeln ihren Tagesablauf so, dass Lory mich mit ihrem Auto bis Sturgis hinüberfährt. „Deadwood ist von da aus nur noch ein Katzensprung“, meint sie.
Noch nicht mal: Ich habe gerade so viel Zeit, meine Glieder in der Vormittagssonne zu strecken, und da rolle ich schon mit Doktor Johnson in die Hauptstraße des Goldgräberstädtchens. Er ist der einzige Arzt hier in der Gegend und kennt jeden, meint er.
Ich glaube es ihm kaum, dass er schon zweiundsiebzig ist, denn er strahlt vor Energie und Lebensfreude. „Tja, meine Patienten halten mich fit“ sagt er lächelnd. Aber er hält sie auch in Bewegung. Zum Beispiel jetzt wegen mir.
Wir halten vor dem ersten Goldgeschäft an. Er stellt mich dem Inhaber vor und verabschiedet sich: „Er ist ein guter Freund von mir, ich habe ihn gerade auf der Straße kennen gelernt. Kümmert euch um ihn. Zeigt ihm die Stadt. Ich habe noch viel zu tun“ sagt er und steigt wieder in seinen Pickup.
„Der gute alte Doktor Johnson ist schon Gold wert“ sagt der Goldschmiedemeister und zeigt mir in seinem Laden, was Gold überhaupt ist.
„Bei uns hat jeder Goldschmied seine eigenen Spezialitäten“ klärt er mich auf. Seine sind Baumblätter, in jeder Form und Lage, als Ohrringe, als Anhänger für Halsketten, als Anstecknadeln und noch vieles mehr, mit Edel- und Halbedelsteinen verarbeite.
Es ist hier Nachsaison, so haben die Leute jetzt mehr Zeit und weniger Einkommen. Also, Zeit zum Entspannen. Er stellt mich seiner Frau und dem Sohn vor. In demselben Atemzug bekommt Kyrt, der Sohn, die Auflage, mich durch das Städtchen zu kutschieren und zu den Goldgruben zu fahren, was er unverzüglich und gern ausführt.
Es dauert keine zehn Minuten , und wir schlängeln uns, nachdem wir fast alle Straßen Deadwoods kreuz und quer passiert haben, zwischen den Bergen zu den Goldmienen.
Die Bäume haben den Herbstboden mit grün und braun betupften gelben Blättern überzogen, den Boden , unter dem man damals in den Bäuchen der Berge nach Glück und Verderb wühlte.
„Aber das ist schon längst Vergangenheit“ erklärt mir das alte Einmann-Museumspersonal mit dem weißen Vollbart im Hauptschacht der legendären „Broken Boot“ Goldmiene. „Die Zeit des Abenteuers ist vorbei Jetzt wird alles mit Maschinen an der Oberfläche abgeschürft und in die Zyanidlauge geschickt. Aber, das war damals ein hartes Leben hier unten.“ Der Alte spricht mit einer solchen Inbrunst, dass mir eine Prise Abenteuer entgegen haucht. Und überhaupt, er sieht mit seinen Jeans und kariertem Hemd aus, als ob er selber einer von denen wäre, über die so viele Legenden in die Welt getragen wurden, dass die Saloons und Museen hier immer noch davon leben.
Und die Kneipiers und Wirtinnen von Deadwood polieren überall fleißig an dem alten Glanz, so dass ihre Schenken originalgetreuer glänzen als in ihren Glanzzeiten. Ich fühle mich unwohl, ohne zu konsumieren durch die Bars zu latschen. Außerdem liegt mir der aufgewühlte Tagebau im Magen, den mir Kyrt unweit der alten Goldmiene zeigte, wo die Maschinen alles umkrempeln, was sich lohnt, um es auf Förderbändern in die Zyanidlauge zu schicken. Ich muss zu Kyrt, von
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