Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
einige beschwingte Tanzschritte, als würde ich einen Ball in den Korb werfen und dabei entdecke ich: „Oh, das Buch hier oben ist von Kerouac. Phantastisch“ und ich nehme das Buch vom Küchenschrank. „Liest Du Kerouac?“ sage ich kennerisch zu John. Er zuckt, wie aus dem Tiefschlaf gerissen, und ist sofort an meiner Seite: „Mensch, du kennst Jack Kerouac? Unglaublich!“
„ Na ja, dieses Buch noch nicht, aber ‘Unterwegs’ war ein Muss unter meinen Freunden. ‘DHARMA BUMS’“ lese ich den Titel.
„Hier, ich schenke es dir!“ schlägt er seine Hand auf das ganz schön zerfetzte Buch in meiner Hand und schießt los wie ein Maschinengewehr. „Weist du, er war der erste Schriftste ller, der das Wort Scheiße und Fuck You in ein Buch geschrieben hat!“
„Das war wie eine Revolution“ nickt Eddy heftig und lacht.
„Ich habe ‘Unterwegs’ fünfmal hintereinander gelesen. Phantastisch!“ ruft John...
Ich verspreche ihm ganz feierlich, dass dies das erste Buch sein wird, was ich auf Englisch richtig auslese. Daraufhin bemerkt er: „Na dann, nachdem du das gelesen hast, kannst du sagen, du hast mehr amerikanische Literatur gelesen als etwa dreißig Millionen geborene Amerikaner.“
„Wieso, so viele lesen keine eigene Literatur?“
„Nein! Dreißigmillionen Erwachsene und mehr lesen gar nichts... Weil sie nicht kö nnen.
„Okay, aber Allen Ginsberg“ schieße ich wieder los!
„Ach, der Wichser? Er hatte damals super Gedichte geschrieben, aber seit er sich als Guru in dieser scheiß Sekte aufspielte, schreibt er völlig unverständliche Dinge.“
Damit gab John der modernen amerikanischen Literatur den Todesschuss.
Eine weiße Tablette auf die Zunge, ein en Zug aus dem Joint und wir drei rollen in Eddys Wagen durch die rußgefärbte Nacht zu einer Stadtrundfahrt. Hoch zum Dinosaurus-Hügel, um die ausgeleuchtete Rapid City unter unseren Füßen zu betrachten. Die beiden lachen und quatschen ausgelassen die ganze Zeit, während wir da oben herumlaufen. Ich bin der einzige, dem die Kälte in den Knochen bibbert. (Ich hatte die weißen Pillen nicht eingenommen.)
Ich fror sogar anschließend die ganze Nacht in meinem Schlafgemach. (Ja, nen Joint hatte ich auch nicht geraucht.)
Aber der Morgen will davon nichts mehr wissen, und lacht mit einem klaren Himmel auf uns herunter, als ich mit Quintin durch die gelbbraune Gegend von Billigladen zu Billigladen, die weit außerhalb von Ortschaften zerstreut an den Straßenrand stehen, fahre. Fünfundvierzig Meilen, sechs Läden und keine billigen Regenklamotten. Es ist mir peinlich, aber Quintin beruhigt mich: „Fahren? Fahren ist kein Problem. Heute habe ich frei, und wir fahren hier sowieso immer. Ich will dir helfen.“ Er hat gerade seine Weiterbildung als Pfleger hinter sich, und bis er zu arbeiten anfängt, will er mal ausspannen. Jedoch, die drei Stunden Fahrerei in der hügeligen Herbstprärie und Sucherei in den Läden machen ihm klar, dass er schon wieder jemandem Fürsorge leistet. So fahren wir lieber nach Hause, um aus seiner selbsterlegten Antilope ein köstliches Mittagsmahl zu zelebrieren. Und er packt seine Regenklamotten und all mögliche abgetragene Wäsche aus: „Das sind meine Angler- und Jägersachen, die ich sowieso rausschmeißen will. Such dir aus, was du möchtest. Ich will mir was Neues kaufen.“
Wasserdichte Stiefel mit Filzeinlage; zweieinhalb Kilo, Gummihose; ein Kilo, Lange Unterhose, warme Socken, mehr kann mein Rucksack gar nicht verkraften. Zumal die Stiefel: Meine Füße sind irgendwie für diese Gummiboote fünf Nummern zu klein geraten. Ich schätze, Chaplin ist auch auf diese Weise zu seinen übergroßen Bühnenkreuzern gekommen. Ach, egal, die Not lässt mich sie schon anziehen. Solange aber; Turnschuhe. Eddy und John warten schon ungeduldig.
Also, Tschüß Quint in! Und die Black Hills rollen immer näher, bis ich am Mount Rushmore „Viel Spaß beim Angeln!“ hinter den ohne mich weiterrollenden Freunden herrufe. „Ich habe euch doch prophezeit, dass das Wetter ab heute besser wird.“ Das war zwar meine Wunschvision, aber siehe! es funktioniert. Die Sonne strahlt warm, und ich gehe zu der Aussichtsplattform, um herauszufinden, was das Großartige an den vier Präsidenten mir gegenüber ist.
Die weißen Granitköpfe
schauen bekannt, trotzdem fremd auf mich herunter. Ganz anders als auf den Fotos. Die Touristen laufen auf und ab, fotografieren und gehen mit Zufriedenheit. „O.K. Jim, das hätte n
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