Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
alle fünf ernähren, sogar der Ehemann im Knast wohnt auch hier und ihr Sohn Twinty. Es geht nicht um die Kleinen, für die, das habe ich damals schon gesagt, will ich sorgen. Aber die Großen, die wollen nicht arbeiten gehen. Vor vier Jahren hatte ich achtzigtausend Dollar auf der Bank und meine Ländereien und die vierhundert Rinder und jetzt, jetzt habe ich fünfzehntausend Schulden. Ich bitte nur den barmherzigen HERRn, meinen kleinen Sohn irgendwie zu retten und mich am Leben zu erhalten, bis er Erwachsener wird... Ich hatte siebenundfünfzig Waffen. Alle waren in der Kammer, aber die Großen haben sie aufgebrochen und nach und nach fast alle verkauft. Für Alkohol! Du hast es gesehen, da sind nur noch zweiundzwanzig übrig“ klagt er mit hoffnungsloser Stimme.
„Aber, wozu brauchst du so viele Waffen? Ich verstehe es nicht?“ Joe schaut mich wie ein Lehrer seinen dümmsten Schüler an und sagt nur: „Dem guten Jäger reicht eine Waffe nicht.“
„Okay, aber du bist Mormone, darfst du töten?“
„Oh, kein Problem damit. Ich schieße nicht auf Menschen. Ich verehre die Menschen. Darum bin ich hier in dem Reservat, um die Indianer zu dem richtigen Glauben zu bekehren. Aber, ich sag’s dir ehrlich, ich hätte schon längst aufgegeben, wenn ich nicht wüsste, dass der HERR mit mir noch etwas vorhat.“
Nun, jetzt wo wir alleine sind, kann er mir seinen Lieblingsfilm vorführen. „Das musst du gesehen haben! Das ist die wahre Geschichte! Alles ist genau so passiert.“
Ich sehe Jesus im strahlenden Gewand, märchenhaft bunte Bilder über des Menschen wahre Geschichte. Ich bin aber so müde, dass ich trotz aller Anstrengung einnicke. Ich merke nicht mal, dass er den Fernseher ausschaltet, nur, dass er mich weckt. Ich entschuldige mich, es ist mir peinlich, und er ist sehr enttäuscht und verletzt. „Ich will dich nicht zwingen, wenn du es nicht möchtest... Entschuldige, sag mal ehrlich: Glaubst du an Gott?“
„Na klar “ sage ich beruhigend, „aber nicht an den von den Mormonen, und nicht an den von den Christen. Mein Gott sitzt hier in mir und sagt: Lebe! Und er freut sich, wenn ich lebe. Aber er sagt auch, ich soll die Wahrheit nicht in Filmen und Büchern suchen, sondern in mir. Er sagt weiter; wenn ich mit mir selber nicht im Klaren bin, kann ich auch mit anderen nicht im Klaren sein. Aber, wenn ich selber okay bin, brauche ich die Götter von anderen nicht.“
„Ich will dich nicht beeinflussen, aber seit ich meinen Glauben gefunden habe, weiß ich, ich hatte auch vorher alles Gott zu verdanken. Ich muss dir etwas erzählen: Im Zweiten Weltkrieg war ich Offizier. Ich war noch jung, aber ich hatte schon einen hohen Rang... Ja, deswegen musste ich nach dem Krieg vor den Russen fliehen. Aber, was ich dir sagen wollte; ich saß mit einem Offiziersfreund unter einem Apfelbaum. Es war gerade Frühling und wir saßen da in der Stille unter der Sonne. Da hatte ich plötzlich ein Gefühl, und ich sagte meinem Kameraden; Los wir müssen weg hier. Ich riss die Decke unter uns hoch, griff seinen Arm und wir rannten weg. Paar Sekunden später schlug eine Granate genau dort, wo wir saßen ein. Ich hatte vorher nie über Gott nachgedacht, aber ich wusste, er hatte mich gerettet, weil er mit mir noch etwas vorhat... Und der HERR wird auch in Zukunft alles um mich ordnen.“
„Okay, ich glaube alles, was du sagst, aber hier haben wir vielleicht gerade einen Unterschied. Mein Gott sagt mir, wenn ich mit mir selber Probleme habe, soll ich sie mit mir selber regeln, habe ich sie mit anderen Personen, soll ich sie mit denen in Ordnung bringen. Ich soll mich nur dann an ihn wenden, wenn ich ‘ICH’ mit ihm zu tun haben will. Er lässt nicht zu, dass ich mich auf andere berufe, wenn ich mit ihm reden will.“ Joe nimmt mir dies ab.
„Ich sehe, du bist nicht gottlos, und das ist das Wichtigste. So kann dich auch unser HERR finden.“
Ich würde gerne etwas sagen, aber was? Ich schweige nur... Und er auch...
In dieser Nacht musste ich an meine Freunde, die ‘Jungen Christen’ in Buffalo denken. Sie kümmerten sich nicht um meine Meinung über den HERRn. Für sie war wichtig, wie ich über mich und über andere denke und spreche, dass wir zusammen Tee trinken und etwas teilen.
So fiel ich in einen tiefen, ausgeglichenen Schlaf. Das ist besonders wichtig, bevor man aufbricht.
Good bye Reservatum, bye-bye Indianervetter. Rote Amerikaner, der große Manitu sei mit euch. Jedoch, wenn er sich darauf
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