Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
Vom Netzwerk:
gesehen. Schneetreiben und Sturm begleiten unsere langsame Fahrt.
    „Leg’ dich hinten hin“ empfiehlt der Fahrer. „Du brauchst es bestimmt.“ Sein Freund macht Platz für mich. Ich lege mich mit meinem Gepäck am Kopfende hin und versuche, nicht unkontrolliert zu bleiben, dennoch schlafe ich bald ein. Ich werde erst wach, als wir die Aut obahn verlassen. „Wo sind wir jetzt?“
    „Bei Gillette. Wir schlafen hier bei Bekannten. Für dich suchen wir ein billiges M otel.“
    „Nein, nein, ich brauche kein Motel. Das ist Luxus für mich. Ich suche lieber einen P latz, einen Busbahnhof oder so.“ Sie geistern mit mir eine Weile durch die Straßen, ohne einen Platz zu finden, wo ich sagen kann: Das ist’s! Da erleichtere ich sie von mir und stehe plötzlich aus dem Schlaf gerissen in dem fünf Zentimeter hohen Schnee. Meine Turnschuhe machen nicht lange mit. Mir ist kalt, und ich bin müde. Der Wechsel vom warmen Schlaf in die kalte Wirklichkeit war zu rasant. So auch meine Einsicht , dass ich doch besser ein Motel suchen sollte. Es gibt genügend von denen in dieser vorortartigen Gegend.
    Zwanzig Dollar die Nacht und das ist noch das Billigste, meinen die Skateboard fahre nden Kids, die mich hierher brachten. Ja, sie froren nicht. Sie genossen es, schwarze Spuren um mich herum mit ihren Rollbrettern in den weißen Schnee zu ziehen. Sie waren die einzigen Seelen in der ‘nach zehn Uhr’ Nacht auf den Straßen der kleinen Stadt.
    „Bist du der ‘Midnight Gammler“ fragte einer von ihnen?
    Meine Antwort hat ihn überhaupt nicht interessiert , und er wiederholte es noch mal als Bestätigung, und alle brüsteten sich: „Wir fahren den ‚Mitternacht Vagabunden’ zu einem billigen Motel.“ Meine zitternde Turnschuhfigur mit roter Nase müsste eigentlich ein Mythos in ihnen zerstören. Ich war da, freundlich und verloren, in anfassbarer Nähe. Aber vielleicht genau daraus wird dann irgendwann eine Legende...
    Sie warten ab , bis ich hineingehe und wieder herauskomme. Ich zeige ihnen meine Zimmertür, die sich gleich auf den Hof öffnet.
    „O.K. Typ, freut uns dir geholfen zu haben. Gute Nacht!“
    „Ja, Tschüß Jungs, und danke.“
    Was für ein Komfort! Ein Einzel- und ein Doppelbett. Ich kann es mir auswählen! Ein Badezimmer. Ich schalte den Fernseher ein, aber ich drücke ihn gleich aus. „Biste verrückt!? Dir mit Schwachsinn die Zeit zu vergeuden?“ Ich brauche eine Dusche und Schlaf. Doch ich besinne mich und suche einen Wetterkanal, wo ich erfahre, dass es im Yellowstone schon Frost gibt und schneit. Tja, mein Glück und das schöne Wetter scheinen mich verlassen zu haben. Schnell, ab ins Bett!
    Gut ausgeschlafen , ziehe ich all meine Klamotten und die riesigen Stiefel von Quintin an. Während ich mein Frühstück aus den Wohlfahrtskonserven zusammen komponiere, fällt mir eine Sticker-Aufschrift ein, die ich im Reservat an einem Auto gelesen hatte; „Don’t panic! We always have the Welfare.“ (Keine Panik! Wir haben doch unsere Wohlfahrt (Sozialhilfe).) Meine Lachmuskeln sorgen dafür, dass jede Menge von deren Essen in meinen Magen passt. Mmm...
     
    Dann brrr... Kalt ist es draußen. Der Wind treibt Schnee in mein Gesicht. Die Straße ist ungeschützt. Nur hier und da gibt es gelegentlich ein Haus, das eine davon sieht aus, als wäre es ein Büro. „Guten Morgen!“ öffne ich die Tür. ‘Tschuldigung, wo kann ich hier in der Nähe einen Briefkasten finden“ und ich schwinge, um deutlich zu wirken, mein frisches Lebenszeichen, auf bunter Karte geschrieben, ordentlich adressiert und mit Briefmarken bestückt.
    „Leg ’s hier auf den Tisch!“ sagt die Frau am Schreibtisch. „Die Post ist drei Meilen von hier. Ich bringe es mit der Hauspost weg.“
    „Hierzugegend gibt es keinen Briefkasten“ ergänzt ein Mann.
    Okay, erleichtert laufe ich eine Meile. Ein Mann mittleren Alters bringt mich dann auf die Neunziger.
    Nun aber, keiner will sich meiner erbarmen, bessergesagt; sich einen Fremden aufbrummen lassen . Es dauert eine Weile, bis ich herausfinde, in welcher Richtung ich überhaupt aus Gillette vor einer Woche herausgefahren bin, um das als Orientierung zu nehmen. Ich marschiere und marschiere, um einen günstigen Platz zu finden, und da erkenne ich: „Hier bin ich auch schon mal herumgekurvt als der zugekiffte Bursche mich vor einer Ewigkeit /oder nur einigen Tagen?/ nach Devils Tower auf den vermeintlich „richtigen“ Weg brachte. Ich bleibe an einer geraden und offenen

Weitere Kostenlose Bücher