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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Strecken in schnell aufeinander folgenden Abständen. Es beginnt zu regnen und ich bewege mich
     
gen Westen,
    aber das schlechte Wetter vom Osten holt mich ständig ein. Die meisten Leute fahren von der Arbeit nach Hause. An einem Truckparkplatz frage ich die Fahrer in dem Restaurant nach einem längeren Trip. Aber die Bar-Lady teilt mir ganz sanft beim Teebezahlen mit, ich werde rausgeschmissen, wenn ich noch einmal einen ruhenden Fahrer mit meiner Herumfragerei belästige. Schluck, schluck, verdamm mich noch mal! Sie lässt sich davon nicht beeindrucken, dass ich wieder am nasskalten Straßenrand stehen muss.
    Aber, je schlechter das Wetter, umso netter die Fahrer. So lässt Sven, der junge blonde Norweger, nicht lange auf sich warten. Wir freuen uns beide, wieder mal einem Europäer zu begegnen, aber stellen auch bald fest: Wo ist das schon?! Er lebt seit zwei Jahren, ich seit zwei Monaten hier; ich für das Jetzt und er für die Zukunft. „Ich fühl mich hier total wohl. Bald bekomme ich mein Diplom als Architekt und heirate meine Freundin. Ich würde dich gerne zu uns einladen, es ist Scheiße bei dem Wetter draußen zu pennen, aber wir wohnen jetzt noch bei den Eltern meiner Freundin.“
    Soviel tut er aber, er bringt mich zu einem Rastplatz. Ihm bedeutet es einen kurzen Umweg, mir aber ein Dach über‘m Kopf. In dem kleinen Gebäude gibt es, außer den Toiletten, eine beheizte Halle mit einer Bank und einen Verkaufsstand. Es gibt dort Infos, Postkarten und eine nette junge Frau die, bevor sie aufbricht, mich tröstet: „Ich schließe nur diese Ecke hier hinter dem Gitter für die Nacht ab, du kannst bequem auf der Bank neben dem Heizkörper schlafen.“
    Es wäre wirklich ein tolles Nachtlager, aber es wird nicht mal mein Gedanke an dem Ort warm, schon reise ich mit einem Mann weiter, der, mit seiner hohen Knabenstimme aus dem Waschraum kommend, auf meine Nachfrage, ob er mir ein Lift geben würde, gleich mit ‘warum nicht, Junge?’ antwortete.
    Die paar Meilen helfen mir aber nicht viel. Bei Sturgis holt mich schon der Schnee ein, bis ich wieder eine rollende Schutzhütte für wenige Minuten um mich bekomme. Bevor ich jedoch meine Laune völlig verlieren würde, erwische ich noch vor der Dunkelheit einen Langstreckenritt. Fast eine Stunde!
    Dean, der Fahrer ist offen für alles, was fremd und weit weg ist. Er will mir unbedingt etwas Gutes tun. „Ich würde dich gerne zu uns einladen, um dich meiner Frau und meiner Familie vorzustellen, aber du kannst leider nicht bei uns schlafen. Wir haben selber wenig Platz mit unserem Sohn. Leider, so ist es hier. Ich werde in zwei Jahren Vierzig und wir müssen jetzt bei meinen Eltern wohnen. Es gibt wenig Arbeit in dieser Gegend.“ Aber er will mir unbedingt etwas Gutes tun, so fährt er mich zu einem McDonald’s, um mich einzuladen. Ich sage ihm beschwichtigend, dass ich viel Geld hätte, daher entlässt er mich doch noch mit ruhigerem Gewissen meinem Abendbrot entgegen.
    Im McDonald ’s finde ich nirgendwo einen von Nachbarblicken freien Tisch. Ich zelebriere ein Festessen aus meinem bei Joe aufgetankten Proviant. Hmm, ein Sonnenblumenkernbrot mit Nusskrem und Bananenscheiben drauf... das nächste mit einer Scheibe von dem pfundschweren Käsebrocken, dann eines mit Maissirup. Meine trockenen Kekse lasse ich unberührt im Rucksack und kaufe zu meinem Kakao noch eine Apfeltasche. In den letzten Tagen wurde ich richtig verwöhnt, aber das hier ist; „mein“ Essen. Und unterwegs mundet so was Feines besonders. Von den Nachbartischen schauen die Leute herüber, und wenn sie mitkriegen, dass ich es merke, grüßen sie freundlich. Ich kann mich entspannen. Den Apfelkuchen esse ich genussvoll Häppchen für Häppchen. Hmm, fast ein Abgang. (Ja, wirklich! Hast du schon mal erlebt, dass ein besonders schmackhaftes Häppchen langsam deine Kehle hinuntergleitet und von jedem Punkt aus unterwegs, bis in den Magen, angenehm kribbelnde Signale sendet, über deinen ganzen Körper? Und du verfolgst es mit all deinen Zellen, und für eine Weile existiert nichts anderes. Nur dieses Kribbeln!)
    Nach der Zeremonie packe ich bedächtig meine Sachen zusammen und gehe in den Schneeregen hinaus. Derweilen hat mich aber die Dunkelheit schon eingeholt, so bleibe ich im Licht gleich neben dem Parkplatz stehen.
    Es kommt ein alter VW Bus mit zwei Mexikanergesichtern und hält vor meinen Füßen, als wären wir hier verabredet. Sie hatten mich wahrscheinlich vorhin beim Speisen

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