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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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nicht einlässt, sucht für euch etwas unter den zahlreichen Missionen aus. Ihr müsst endlich verstehen, der Weiße Mann sorgt sogar für eure Seele. Dafür wurde auch gerade gestern ein baptistisches Trailerhome unweit der Mormonenmission hingestellt. Schließlich, tschüß Sonnenschein. Du machst mich noch abergläubisch, ich hatte dich mitgebracht und mit mir schwindest du auch.
    Schlag auf Schlag wird die Luft kühler. Ich hatte mich schon sehr herzlich von Joe verabschiedet, aber nach drei Stunden erfolglosem Daumenschwingen treiben mich meine kalten Ohren (obwohl ich eine Mütze aufhabe) in seinen Laden am Straßenrand zurück. Ich hoffe, dass wir hier die Einkehrenden auf vertrautere Art um einen Lift für mich fragen können.
    Das bringt auch Erfolg. Ein weißer Kunde lässt sich nicht gerne, aber doch überreden. Joe übernimmt die Garantie für mich. Wir umarmen uns wie Verwandte. Joe sagt, Gott sei mit dir, und bevor ich noch durch die Tür schreite, ruft er: „Du hast es gut...“
     
    Nach Oglala steuern wir einen Feldweg an. Jephy hat den Kanal voll, immer dieselbe Route zwischen Rapid City und Pine Ridge zu fahren. „Wir machen eine halbe Stunde Umweg. Ich mag diese Landschaft hier viel lieber. Heute ist sowieso kein normaler Tag, weist du. Ich nehme gewöhnlich keinen Tramper mit.“
    „Warum?“
    „Nun... Warum?“ Er holt einen Ausweis aus der Jackentasche, klappt ihn auf, wie ich es in Kriminalfilmen sah und schaut so ernst wie er nur kann. Ich lese das Emblem.
    „Oh, du bist FBI Mann?“
    „Tja, mein Job. Ich komme regelmäßig hier ins Reservat.“
    „Sammelst du die Verbrecher ein?“
    „Nein, das machen schon härtere Jungs, ich hole nur ihre Akten ab. Ich bin Rechtsanwalt in Rapid.“
    Wir erreichen gerade eine Siedlung zwischen flachen weitgezogenen Bergen. Ein grüner Berghang senkt sich allmählich zu den malerisch gelegenen acht Häusern.
    „Siehst du, das ist ein wunderschönes Dorf. Ich wünsch te, es wären alle so. Die Leute trinken hier keinen Tropfen Alkohol. Und es gab hier noch keine Kriminalität. In den letzten Jahren sind mehrere solche Siedlungen entstanden. Aber im ganzen Reservat gibt es weniger Morde als vor einiger Zeit. Fast nur noch einen im Monat. Das Problem hier ist, wenn ein Indianer weggeht zum Lernen, dann kommt er nicht mehr zurück. So bleiben im Reservat in der Mehrheit immer die hoffnungslos abgesoffenen Typen übrig. Es ist zum Beispiel schwierig gute Lehrer zu finden.“
    „Findest du das nicht viel, einige Morde im Jahr für die fünfzehntausend Leute hier?“
    „Wie man ‘s nimmt. Wenn wir bundesweit vergleichen, ist es viel, aber innerhalb des Reservates ist es schon besser als vor fünf Jahren. Es gab Zeiten, da hatten wir wöchentlich hier zu tun.“.
    Wir erreichen den Bad Lands National Park an der Dreiunddreißig. Wir steigen aus , und ich bin so begeistert von der Landschaft, dass ich, wie ein Gassi geführter Hund, am Rande der steilen Sandschlucht rauf und runter renne. Hier an dieser Seite des Badlands, wo wir vorbeifahren, bilden die sanften, grünen Hügel ein Hochplateau, in das die Zeit und die Erosion tiefe Schluchten gegraben haben. Neben mir stürzen lehmreich-sandige Felsenwände sechzig-siebzig Meter in die Tiefe. Weiter, im Inneren dieser Landschaft, ragen von dem tiefer liegenden Boden dieser Canyonlandschaft bizarre Sandfelsen empor, als hätten Riesen verblichene, gelbe Sandburgen in das tiefe Loch zwischen grünen Hügeln gekleckert.
    Ein schöner Abschied vom R eservat.
    Wir reden jedoch, bis Rapid City über di e Indianer. „Um ehrlich zu sein“ sagt Jephy, „unter denen gibt es auch solche und solche. Der reichste Mann von South Dakota ist Indianer. Er hat viel Besitz und ist ein sehr guter Geschäftsmann. Der Vizechef der Polizei in Rapid ist auch ein Sioux. Oder in der Staatsanwaltschaft, mein oberster Chef ist auch ein Indianer. Siehst du, es ist nicht so einfach. Russel Meals hat auch eine Menge Geld in TV Shows verdient. Er hatte begriffen, wie er reich werden kann.“
    Es überrascht mich, dass er auch über Russel redet. Viele reden über den Mann und alle sagen etwas anderes und meistens aus zweiter Hand. Schade, dass ich ihm nicht selber begegnet bin, so kann ich nur herumrätseln, wer und was er eigentlich ist. Aber, ich habe nicht viel Zeit, um nachzudenken, denn kaum setzt mich Jephy an der Neunziger ab, kommt schon der nächste Lift.
     
    Ich steige bei jedem ein, der mich mitnimmt und mache kurze

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