Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
schneebepuderte wellige Landschaft und mittenmang: ich. Nicht ganz.
In einigen Schritten Entfernung von mir taucht ein Hase auf. Er bleibt stehen und schaut mich an. Nanu, was ist das, fragt er sich. Fuchs? Ist es nicht, Kojote auch nicht, die Antilope sieht wohl auch anders aus. Das Gestank hustende, brüllende Monster, das hordenweise auf diesem grauen harten Pfad herumzurennen pflegt, kann es auch nicht sein. Er ist schon kurz davor, mich zu fragen, aber es fällt ihm anscheinend irgendetwas ein. Vielleicht erinnert ihn meine Nase daran, dass er Möhren suchen wollte, oder ähnliches. Er lässt mich einfach stehen und läuft gelassen davon.
Aber, ich höre schon das gleichmäßige Brummen eines weit entfernten Autos. Es kriecht immer größer werdend auf dem Rücken des Betons zu mir. Endlich!... Denkste.
Nanu, staunt der Mann beim Vorbeifahren, nach dem Motto: Wie zum Teufel kommt dieser Kerl hier in die Mitte der Prärie.
Paar Kältegrade später, der nächste Fahrer wird wiederum von demselben Gedanken zum bremsen bewegt. Hurra! Er rollt se hr entgegenkommend die wenigen Schritte rückwärts zu mir und macht Platz in seinem vollbepackten kleinen Kombi-Wagen.
Mein Retter, David fängt unverzüglich an zu erklären, welche Gründe ihn zu dieser Tat veranlassten. „Du siehst irgendwie sehr gutmütig aus. Und es war etwas in deiner Bewegung, was mich denken ließ, dass du anders bist als deine Erscheinung auf den allerersten Blick. Du hast ein sehr freundliches Gesicht. Und, hmm was hast Du denn über mich gedacht, als ich anhielt.“?
„Nichts. Ich habe mich einfach gefreut. Ich denke nur nach, wenn jemand weite rfährt.“
„Hmm. Warte mal, ich stell dich meinem Freund vor.“ Er nimmt das Mikrofon seines CB Radios in die rechte Hand. „Breaker, Breaker, for Sunshine! Kannst du mich hören...? Wir haben einen Gast an Bord.“ Er schiebt mir das Mikrofon vor den Mund. „Stell dich bitte vor! Wo kommst du her, wo gehst du hin, was machst du undsoweiter...“
Nach der Vorstellung erklärt er mir die Sachlage.
„Peggy und ich sind Freunde. Wir fahren zusammen nach Washington Staat. Wir kommen aus Philadelphia. Ich habe zweiunddreißig Jahre lang, seit meiner Geburt, nur dort gelebt. Meist an demselben Ort. Nun ist es genug. Sie wollte, unabhängig von mir, auch einen neuen Ort suchen. Auf Grund dessen fahren wir zusammen.“
Ein kleines japanisches Auto fährt links neben uns vor. Eine kurzhaarige Frau mit Sonnenbrille winkt und lächelt zu uns hinüber.
„Sie ist Peggy! Sunshine, Sunshine, das vor uns dort ist schon das ‘Big Horn’ G ebirge.“
Wir fahren blauen Bergspitzen entgegen, die aus den gelben Wellen der Prärie emporragen.
David schaltet
auf Kanal Neunzehn. „Das ist die Truckerfrequenz“ sagt er zu mir und ruft ins Mikrofon: „Breaker, Breaker... Hier ist Good Luck. Wie ist das Wetter nach Sheridan? Wir sind bei Ausgang 120, nach Westen.“
„Empfangen Good Luck... Hier Clearhead. Ich komme von Billings. Das Wetter ist angenehm. Ich bin bei 115.“
„Wie sieht es mit Smokie aus?“
„Keiner... Ich habe noch keinen gesehen. Du kannst ruhig brettern.“
„Danke. Ende...“ Er schaltet seinen Radardetektor ein. „Sicher ist sicher.“ Nach einer halben Stunde beginnt er zu piepen. Er drosselt das Tempo auf 55 M/h und späht nach vorn den Straßenrand entlang. Wir entdecken den ‘Bären’ geschickt geparkt hinter einer Hecke im Wassergraben. Freundlich winken wir ihm zu. Was kann er tun? Er winkt zurück. David warnt Peggy mit genauer Ortsbeschreibung.
„Es ist ein schönes Gefühl, zu spüren, dass du frei bist“ schwelgt David in Euphorie. Etwas Nagelneues anzufangen! Dies ist das erste Mal, dass ich den Jom Kippur nicht zu Hause verbringe. Weißt du, ich bin Jude und mein Vater hatte mich sehr religiös erzogen. Unserer Tradition nach, müsste ich jetzt zu Hause sein, denn in zwei Tagen beginnt unsere wichtigste Feier, die die ganze Familie immer zusammen verbringt. Ich bin dessen aber müde, Familienzeremonien verpflichtet zu sein. Ich muss selber entscheiden, was für mich gut ist, und was nicht. Ja... Und welcher Religion gehörst du denn an?
„Hm... Nun... Schau... Mir ist es zum Beispiel wichtig, dass wir hier sitzen und uns verstehen. Wir sprechen beide über uns und jeder von uns gibt sich selbst.“
„Ja, das ist es!“ ruft er begeistert. „Ich denke auch so. Ich hatte schon mehrere Ideologien ausprobiert. Als Kind war ich Israelit, dann Jahre lang
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