Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Christ , dann habe ich lange die Hippies studiert. Am längsten habe ich in einer Hare Krishna Gemeinde ausgeharrt. Ich hatte fünf Jahre mit ihnen zusammen gesungen und getanzt. Wir lebten auf einer Farm und ich hatte einen kahlen Kopf. Schließlich begriff ich, dass alle Religionen irgendwo hinken. Ich möchte universeller sein, denn bisher hat mir keine Religion geholfen, zum Beispiel mit einer Frau länger zusammen zu bleiben. Ich glaube, anderthalb Jahre waren das meiste, das ich mit einer Frau zusammen war. Dann fingen wir an, uns zu entfremden.“
    „Aber, wenn du jetzt zum ersten Mal dem Jom Kippur fernbleibst, wie war es, als du zu anderen Sekten g ehört hast?“
    „Da fuhr ich immer um meiner Familie willen nach Hause. Einmal, genau zu dieser Zeit, sind wir mit meinen Studienkollegen von Chicago nach Philadelphia getrampt. Ich war ganz schön aufgeregt, ob ich es schaffe. Aber genau zum Jom Kippur war ich wieder daheim.“
    „Sunshine ruft Good Luck!... Wie wäre es mit Essen in Sheridan?“ kommt Peggys Stimme aus dem CB Radio.
     
    Und schon fahren wir an der Ausfahrt in die kleine Stadt. So lerne ich auch Peggy kennen. Sie ist auch gegen Religionen.
    „Wir kennen eine Frau, die h at ein Buch darüber geschrieben, indem sie alles sehr verständlich erklärt. Darum fahren wir nach Washington, um sie zu sprechen, und dort in ihrer Nähe bei Seattle versuchen wir auch Arbeit zu finden.“
    „Ah, ich glaube, ich versteh es schon. Wegen dieser Frau fahrt ihr nach Washington?“
    „Nein, nein“ meldet sich David zu Wort. „Wir wollten sowieso umziehen. Der Mensch kann nicht sein Leben lang an demselben Ort wohnen. Uns reicht e es in Pennsylvanien.“
    Die Speisekarte kommt. Ich suche das billigste Essen plus Tee aus, Zweisechzig. Natürlich werde ich nicht satt, darum hole ich mir im Auto nachher meine Kekse hervor. David möchte von den ’Desserts’, die ich ihm entgegenreiche, nichts haben.
    „Oah... Du isst so was?“
    In dem Moment fängt das magenbetrübende Zeug mir richtig zu schmecken an. „Hör mal, ein Tramper soll nicht wählerisch sein.“
    „Es ist schon wahr. Das war auch ein Grund, warum ich nie so lange von zu Hause weg war. Aber wozu soll ich sparsam sein. Ich hatte beim Fernsehen gearbeitet. Als Werbefachmann. Den Job bekomme ich auch anderswo. Weißt du, das größte Problem liegt in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es ist schon schwer mit jemandem auf Dauer zusammen zu leben, ohne dass sich ungelöste Problemen häufen. Aber dieses Buch gibt auf alle Fragen Antwort. Diese Frau erklärt alles so kristallklar.“
    „Nun, ist diese Schrift
     
eine Antireligion?“
    „Genau. Sie entblößt all die Fehler und Dogmen in jeder Religion. Daher kommt es, dass wir nur noch dieses Buch lesen. Aber wie löst Du deine Probleme mit deinem Partner?“
    „Nun, ich versuche immer alles zu besprechen.“
    „So einfach ist die Lösung?“
    „Nein, gerade das ist das Schwerste. Denk mal bitte nach!“
    „Stimmt, du hast Recht. Weißt du, ich hatte die große Wahrheit in den Religionen gesucht, jedoch musste ich einsehen, dass jede nur ihre eigene Ideologie akzeptiert. Alles andere sei Lüge. Obwohl, glaube mir, wenn du auch Gott suchst wie ich, ist es einerlei, wie du ihn nennst, wichtig ist, dass die Gefühle auf der Suche nach ihm ähnlich sind. Die Beziehung zwischen Mensch und Mensch ist maßgebend.“
     
    Unsere Straße wendet sich langsam vom Big Horn Gebirge. Wir sind schon in Montana, wo niedrige Berge und leichte Hänge das Bild beherrschen. Ab und zu erscheint eine Farm oder felsenbestückte Hügel in dem gelbbraunen Ödland. David fummelt mit den Kassetten.
    „Das ist New Age Musik.“ Und elektronische Rhapsodien pflügen in die entgegenwellende Prärie. Unwirtliche Hochlandschaft. Was mag das sein? Indianerreservat! Was sonst.
    Er wechselt das Thema und redet über Deutschland. Er versteht die Deutsch - Deutschen Beziehungen nicht. Er meint, das faschistische Deutschland und das kommunistische Deutschland hätten im Zweiten Weltkrieg zusammen gekämpft. Jetzt solle das Eine nicht mehr faschistisch sein, dagegen sei das andere immer noch kommunistisch. Das wisse er von seinem Vater und, dass die Kommunisten eigentlich ein faschistisches Regime führten.
    Paff! Soll ich jetzt heulen oder lachen? Nicht , weil es gerade um Deutschland geht. Ich verstehe schon, Europa und 1945, und das kommunistische Deutschland sind von hier aus betrachtet so weit... Alles Exotikum.