Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
mich umzustellen, um Entscheidungen treffen zu können. Ich darf es nicht vergessen; Schwachen Willens kann ich nicht mal für eine Minute ein freier Mensch sein.
Die Situation heute Abend stellt mich schon wieder vor die Entscheidung. David bietet mir nachts um halb zwei bei Boise an: Ich solle mit ihm ein Zimmer teilen. Jeder von uns zahlt die Hälfte. In Anbetracht unserer Freundschaft nehme ich seine Offerte an, obwohl ich schon neben dem Parkplatz des Motels ein bequemes und einigermaßen warmes Nachtlager für meinen Schlafsack entdeck te. Für ihn ist so ein Motel natürlich und mindest-obligatorisch, für mich dagegen; Luxus und Amok.
Motelamok, schnurgerade, seit vier Tagen!
Nicht, weil mein Vagabundenblut sich dagegen so heftig wehren würde. Nein, meine Finanzen! Noch einige solche Nächte, und ich bin einfach pleite. Aber, Freundschaft über alles, und nicht nur von meiner Seite. Dave geht ohne einen von seinen Tropfen zu sich zu nehmen ins Bett.
Am Morgen isst er sogar - mit Wohlbehagen! - von meinem Bananenbrotmenü. Um mir entgegenzukommen, kurven wir schon um acht Uhr auf der Vierundachtziger, eine halbe Stunde Umweg für ihn, damit ich schnell auf die Fünfundachtziger, die mich nach Süden schleusen soll, komme.
Es ist herrliches Wetter, die Sonne wärmt schon volle r Kraft die verstaubten, schmalen Straßen zwischen den Mais und Gemüse züchtenden Farmen. Schließlich kommt der Moment des Abschieds.
David schenkt mir einen winzigen, dreihandgroßen Wandteppich, mit Indianermuster und eine Packung Rä ucherstäbchen.
„Ich danke dir für alles, mein Freund. Danke für diese wunderbaren drei Tage, während derer ich viel gelernt habe. Ich wünsche Dir, dass dein Gott dich weiter bewahrt.“
Wir umarmen uns und ich winke ihm, bis er nach Norden fahrend immer kleiner wird, nach.
Hurra! Wieder
Landstraße unter meinen Füßen.
Es ist warm und ich zerplatze vor Freude. Ich zücke meine Mundharmonika und das Jaulen verschmilzt mit der lang gezogenen Landschaft. Ich hobele meinen Mund noch nicht mal richtig warm, da hält schon ein Auto an. Ein Kerl mit Baseballmütze um die dreißig, fährt mit seinem betagten Ford Bus gleich hier in die Berge zu einer Farm.
Schnell erreichen wir den Squaw Creek Canyon. Er sagt mir: „Wenn du wirklich etwas Schönes sehen willst, musst du zu den Mammutkiefern in Nord Kalifornien gehen.“
So soll es sein, und schon bin ich wieder alleine, um erstmals hier etwas Schönes zu sehen. Die Straße schlängelt sich durch die in Felsen geschnittene Schlucht. Der Verkehr verwöhnt mich nicht gerade. Es kommen lediglich wenige Fahrzeuge, es sind fast ausnahmslos große Wohnmobile mit alten Menschen am Steuer. Die Umgebung ist aber so romantisch, dass meine Warterei richtig angenehm ist. Die Felswände sind kaum drei-vier Stockwerke hoch, und an der Stelle, wo wir in die Schlucht fuhren, leuchten sie noch in lebhaftem Zitronen- und Orangengelb. Man sieht ihnen die Sprengungen der Straßenbauarbeiter noch an. Wo ich stehe, löst sich diese ziemlich zusammenhängende Wandlinie auf, und alleinstehende rote Felsbrocken säumen den Straßenrand. Die Unterteile dieser Felsgesteine sind mit grünem Gestrüpp und mit verbranntem Gras bewachsen, oben tragen sie graugetrocknete Moosmützen und die Spuren des Wetters. Zwischen ihnen türmen sich hier und da beträchtliche Hügel aus abgesplittertem, rotem Gestein.
Gerade als es mir anfängt langweilig zu werden, hält ein großer Pickup an. Der bärtige Fahrer befiehlt seinen Hunden, sie sollen mir auf dem Beifahrersitz Platz machen. Er fährt gerade zur Jagd, deswegen stecken seine Flinten an die Hinterscheibe geklemmt.
„Ich gehe, solange ich keinen großen Hirsch erlegt habe, nicht wieder nach Hause. Die kleineren lasse ich immer laufen. Weißt du? Es sind nur zwei Hirsche erlaubt, mehr darf eine Person in einer Saison nicht abschießen. Ich will nur einen, aber er muss groß sein, damit ich viel Fleisch davon habe. Letztes Jahr hatte ich eine gute Fährte entdeckt und einen Riesen abgeknallt... Von dem Fleisch habe ich immer noch was.“
Seine Jägererzählung macht mich total an, aber als ich aussteige und auf der sonnenverbrannten Straße auf den nächsten Fahrer warte, muss ich an den Präriehund denken, den ich im Reservat abgeknallt habe. Was hatte das Tierchen mir getan? Nichts! Und dass es schädlich ist, war nur ein Vorwand, um meinem Jagdinstinkt freien Lauf zu lassen.
Der Pickup wirbelt Staub auf zwischen
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