Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
Vom Netzwerk:
dem trockenen Busch, als er sich links von mir in der Ebene entfernt. Auf meiner Rechten bücken sich rostbraune Felsen, als wollten sie sich in ihren eigenen Schatten verstecken. Mich ergreift wieder die Begeisterung. Wildromantik: Die Landstraße schmiegt sich mit ihren zwei schmalen Spuren in die Landschaft, als wäre sie der verbindende Reißverschluss zwischen der kahlrasierten Ödnis und den Felsenhügeln. Ich kann weit zurückblicken und von jedem, der auf diesem Reißverschluss seinen Wagen in meine Richtung steuert, gesehen werden.
    Der sehr, sehr dünne Verkehr tuckert trotzdem an mir vorbei, als wär e ich bloß ein Fussel an dem Saum. Es muss irgendwo ein Nest sein, woher die alten Wandervögel kommen, die meisten schleppen noch einen Pkw hinter ihren Wohnmobilen. Sie ziehen für den Winter nach Süden. Ja, und was wird mit mir? Ich will auch gen Süden!
    Ich schiebe gegen die Langeweile Liegestützen, plötzlich höre etwas brummen und stehe wieder auf. Aber auch dieses Mal vergebens.
    A ch, lass uns mal laufen. Nach vier Meilen komme ich an einen Farmeingang an. Die Häuser stehen einige hundert Meter weit oben auf dem Hügel. Auf jeden Fall, ist es eine zivilisiertere Gegend, so können die Autofahrer denken, ich käme von der Farm.
    Ein gelber Schulbus kommt aus der entgegengesetzten Richtung und hält auf der anderen Straßenseite an. Es steigen drei Kinder aus, der größere Junge kann so um die neun sein, die anderen beiden vielleicht sieben. Sie überqueren die Straße und gehen durch das hohe Farmtor. Gleich hinter dem Zaun steht ein großer Pickup, sie steigen ein. Der Größere stellt sich ans Steuer, startet und sie rollen auf dem Farmweg nach oben. Er fährt das Auto ganz sicher, obwohl er, auf Zehenspitzen stehend, sich strecken muss, um über die Motorhaube wegzusehen.
                  Bald fahre ich auch in einem Auto, ein alter Pfadfinder nimmt mich mit und wir rollen gemächlich auf der schlängelnden Straße, die sich nicht entscheiden kann, ob sie in Idaho weiterführt oder nicht. Schließlich wechselt sie doch noch nach Oregon über, so kommen wir schließlich in Jordan Valley an. Noch nicht mal richtig ins Gespräch gekommen und schon verabschieden wir uns: „Ich komme nur bis hierher zu diesem Ort“ sagt der alte Fahrer.
    Wenige Minuten später sitze ich schon in der einzigen Bar der gottverlassenen Siedlung und verdrücke am Tresen bei einem heißen Tee meine Kekse und Banane. Natürlich, nicht ohne vorher die Lage überprüft zu haben. Ich kam schon mit einem freundlichen Hello durch die Tür und grüßte alle Leute.
    Es sind nicht viele Gäste hier, sechs Personen, davon zwei Männer, und sie erwiderten meinen Gruß. Man sieht es ihnen an, dass sie mich, den Fremden, mit freundlicher Neugier betrachten. So auch die Frau hinter dem Tresen, die sich offensichtlich freut, dass ich ein Stück aus der großen Welt hierher gebracht habe. So macht mich die halbe Stunde richtig entspannt.
    Es ist schon Nachmittag um Fünf und ich will , bevor die Dunkelheit kommt, raus aus dem Dorf. Autos sind sehr rar zu dieser Zeit und die wenigen Fahrer zeigen mir beim Vorbeifahren, sie wollen nur hier um die Ecke zur Trailerhome-Siedlung. Schon gut. Ich marschiere bis dorthin, um zu sehen, wer da weiterfährt? Der Fahrer eines blauen Pickups zeigt mir in seiner Zeichensprache, dass er nur hierhin in die Wüste fährt. Ja, ich will auch da lang, schaue ich ihm hinterher.
    Die aus zwanzig Trailern bestehende Siedlung rechts neben mir wurde in die Obhut eines, mit rotbraunen Lavasteinen übergossenen Hügels, angelegt. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, stehen fest gebaute Häuser in angenehmen Entfernungen von einander. Zwischen und um sie herum schlängeln sich mehrere Asphaltstreifen, auf denen die Kinder einer Familie mit dem Vierrad-Quadbike ihres Papas hin und her fahren. Der achtjährige Sohn genießt es, mit nacktem Oberkörper die Runden zu drehen und, dass der Wind seine lockigen, blonden Schoppen kämmt. Als er es satt hat, reitet er das Gefährt vor Papas Füße, steigt ab und gibt ihm den Zündschlüssel. Da erscheint der kleine Bruder, der vielleicht nicht mal Sechs ist und will auch Vierrad fahren. Der blonde vollbärtige Papa nimmt den Schlüssel entgegen, und ich denke schon, er schmeißt das Geschoss für den Kleinen an. Aber denkste! Er überreicht seinem Sohn den Schlüssel, der startet ohne Hilfe und fährt seine Runden, bis er es auch satt hat. Dann

Weitere Kostenlose Bücher