Kellerwelt
hier ein solches Chaos
anzurichten? Etwa seine Zielperson? Hätte er sie schneller entsorgen
müssen?
Wenn dies zutraf, dann
konnte ihn auch die beste Alibigeschichte nicht mehr retten. Dann würde er eine
Strafe erfahren, die alles in den Schatten stellte, was er sich vorstellen
konnte.
Doch bevor er sich deswegen
den Kopf zerbrechen konnte, kam ihm noch ein anderer Gedanke: Was, wenn sich
dieser Unrat noch hier aufhielt? Was, wenn seine Zielperson ihr Zerstörungswerk
noch nicht vollendet hatte? In diesem Fall konnte er eingreifen und seinen
Auftrag erfüllen. Dem Management gegenüber konnte er dann als Retter in der Not
auftreten und die Sache möglicherweise noch drehen.
Genau so musste es sein. Nur
deswegen hatte ihn das Sichtgerät hierher geführt: Er musste die
Hauptverwaltung retten.
Er zog den Revolver und
machte sich auf die Suche. Anfangs versuchte er, möglichst leise vorzugehen und
allen Glasscherben auf dem Boden auszuweichen, doch bereits nach kurzer Zeit
hastete er von Ecke zu Ecke, ohne sich um den Lärm zu kümmern, den er
veranstaltete. Er hielt jedoch immer wieder inne, um kurz zu lauschen. Wenn
seine Zielperson ihr Zerstörungswerk noch nicht vollendet hatte, dann würde er
sie hören. Das Klirren von Glas und das Krachen von Möbeln, die zerschlagen
wurden, würden ihm den Aufenthaltsort der Zielperson verraten und seine eigenen
Schritte übertönen.
Statt seiner Zielperson
entdeckte er in einem Büro einen Herrn im Anzug, der an einem Schreibtisch saß
und arbeitete. Dieser Anblick erwischte ihn völlig unvermittelt und ließ ihn
erstarren.
Ein Manager!
Dort saß tatsächlich ein
Manager. Während ein Großteil seiner Gedanken im Kreis wirbelte, fragte eine
Stimme in seinem Hinterkopf, weswegen er sich darüber wunderte, in der
Hauptverwaltung einen Manager zu sehen?
Da saß der Manager, direkt
vor ihm an einem Schreibtisch. Und er stand hier mit schmutzigen Kleidern und
einem monströsen Revolver in der Hand. So konnte er einem Manager wirklich
nicht unter die Augen treten! Doch was sollte er tun? Um seine Kleidung in
Ordnung zu bringen blieb keine Zeit. Doch zumindest konnte er den Revolver
verschwinden lassen. Dabei hätte er die Waffe beinahe fallen gelassen, weil
seine Hände so sehr zitterten.
Ihm kam noch eine Idee: Auch
wenn er helle Kleidung trug, konnte ihn ein Manager leicht mit einem
x-beliebigen Dissidenten verwechseln. Besser, er zeigte als Erkennungszeichen
das Sichtgerät vor. Auch dieses ließ er beinahe fallen, als er es aus seiner
Hosentasche nestelte. Der Manager bekam davon glücklicherweise nichts mit und
arbeitete einfach weiter.
So stand er dann vor dem
Eingang zum Büro - das Sichtgerät in der rechten Hand und ein dümmliches
Grinsen auf dem Gesicht. Er wusste einfach nicht, was er sonst hätte tun
können. Und der Manager? Dieser ging einfach weiter seiner Arbeit nach und
schien den Neuankömmling auf der Türschwelle überhaupt nicht wahrzunehmen.
Nach einigen Augenblicken
fragte er sich, ob er auf sich aufmerksam machen sollte. Ob er sich vielleicht
räuspern sollte? Nein, ein solcher Laut könnte als Beleidigung ausgelegt
werden. Sollte er dann vielleicht an die Tür klopfen? Nein, unmöglich. Jemand
hatte die Tür aus den Scharnieren gebrochen und anschließend in Stücke
geschlagen. Doch vielleicht konnte er mit einem leisen Klopfen gegen den
Türrahmen auf sich aufmerksam machen?
Ihm kam auch die Idee,
einfach heimlich, still und leise wieder zu verschwinden und dem Gespräch mit
dem Manager aus dem Weg zu gehen. Doch dieser Plan fiel flach, denn der Manager
stand in aller Ruhe auf und wandte sich zu ihm um.
„ Guten Tag. Ich habe sie
überhaupt nicht gehört. Kann ich ihnen helfen?"
Hätte sich das Chaos, das in
diesem Augenblick in seinem Kopf losbrach, körperlich manifestiert, dann wäre
er in Scherben zerbrochen und zu Boden geklirrt. Zusätzlich zur Verwirrung
legte sich noch ein leichter Druck auf seine Schläfen. Sein Blutdruck, der
ohnehin bereits Kapriolen machte, schoss in astronomische Höhen und sein Puls
beschleunigte über das Ende der Skala hinaus.
Er wollte eine Frage
stellen. Er musste diesem Manager unbedingt eine Frage stellen. Weswegen wollte
ihm ausgerechnet jetzt keine Frage einfallen?
(„Weil du damit gerechnet
hattest, von den Managern befragt zu werden und nicht umgekehrt", sagte
die Stimme in seinem Hinterkopf.)
Gerade, als er den Manager
fragen wollte, weswegen ausgerechnet er dem Manager eine Frage stellen
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