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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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mal
geradeaus gehen. Komm erst mal wieder runter."
    Ein Teil der Watte in seinem
Kopf sagte ihm, er müsse nun eigentlich ziemlich sauer werden. Schließlich
stand es dem Nutzvieh nicht zu, einen Mann in Schwarz zu kritisieren. Ein
anderer, weitaus größerer Teil der Watte fand die Anmerkung der Kleinen
allerdings saukomisch und lachte los. Da er zwischen den beiden Teilen
schwankte, tat er zunächst überhaupt nichts. Sollte die Watte in seinem Kopf
die Sache unter sich ausmachen. Der kleine, nüchterne Funke, der noch immer in
seinem Gehirn glimmte, hatte unterdessen einen Plan ausgebrütet.
    Er genoss nicht den Vorteil,
sich unter eine Horde von Kindern tarnen zu können. Diesen Plan konnte er also
abhaken. Bei dem Gedanken, auf den Knien zwischen einer Horde Kinder umher zu
kriechen ereilte ihn beinahe erneut ein Lachflash.
    Möglicherweise hätte er
seine Kleidung wechseln und sich in einer Siedlung verstecken können. Er wusste
jedoch nicht, ob in diesem Sektor des Labyrinths eine Siedlung existierte.
Verdammt, er wusste noch nicht einmal, ob in diesem Labyrinth überhaupt eine
zweite Siedlung existierte. Abgesehen davon war der Entsorger in der letzten
Siedlung mit Spinnen aufgekreuzt. Das wäre auch für ihn hässlich geworden.
Darüber hinaus sah er es nicht ein, sich wegen des Entsorgers auf eine Stufe
mit dem Nutzvieh zu stellen. Also musste er sich etwas anderes einfallen
lassen.
    Allmählich fiel es ihm
leichter, sich auf seinen Plan zu konzentrieren. Offenbar ließ die Wirkung des
Schmerzkillers rapide nach. In diesem Fall musste er sich beeilen, sonst
verließ ihn doch noch der Mut und er flüchtete Hals über Kopf, bis irgendwann
überhaupt nichts mehr ging und er schreiend mit dem Kopf voran gegen die Wände
rannte.
    Also, was konnte er tun?
Verstecken fiel flach - der Entsorger würde ihn finden. Irgendwie schaffte es
dieser Kerl, ihm immer näher zu kommen. Sich einfach zum Kampf stellen schied
ebenfalls aus. Dabei würde er die Nerven verlieren, bevor es zur Konfrontation
kam. Und selbst wenn er die Fassung bewahren konnte, bis der Entsorger eintraf
- an Gegenwehr wäre dann nicht mehr zu denken.
    Es blieben also nur zwei
Möglichkeiten: Ein Hinterhalt oder Verbündete. Das Beste wäre eine Kombination
aus beidem. In Verbindung mit der Restwirkung des Schmerzkillers würde ihm
beides genug Sicherheit geben, um sich nicht von der Panik übermannen zu
lassen.
    Doch das Allerbeste war:
Sein benebeltes Gehirn hatte ihm gerade einen Tipp gegeben, wo er sowohl einen
Hinterhalt legen als auch Verbündete finden konnte. Zumindest nahm er an, dort
Verbündete zu finden. Sollte dies nicht geschehen, dann würde er schneller
sterben, als der Entsorger ihn umbringen konnte. Und wieder unterbrach ein
Lachflash seine Überlegungen.
    Die Kleine fand ihn offenbar
überhaupt nicht komisch. „Kannst du mal aufhören, so blöd herumzulachen? Hier
ist alles total neu. Hier kann ich endlich mal wieder so richtig was
machen."
    „ Du willst was machen?"
Das traf sich gut, wie er fand. „Dann pass mal auf: Ich brauche einen Raum mit
ganz bestimmten Eigenschaften."
    Er erklärte ihr, was er
suchte. Dabei musste er mehrfach neu ansetzen, weil er entweder den Faden
verlor oder weil er sich vor Lachen kugelte. Die Kleine schien aber zu
verstehen, worauf er hinaus wollte.
    „ Kriegst du das hin?",
fragte er sie, nachdem er alle Anforderungen aufgezählt hatte, die ihm
eingefallen waren. Es waren nur zwei oder drei Stück, doch sein vernebeltes
Gehirn hatte damit einen Haufen Arbeit gehabt.
    Die Kleine nickte nur kurz
angebunden. „Klar kriege ich das hin. Ist ja schließlich mein Job. Das ist aber
irgendwie ziemlich verrückt, was du da planst - das ist dir schon klar,
oder?"
    Nein, im Augenblick war ihm
das überhaupt nicht klar. Für ihn klang alles einigermaßen plausibel und gut
durchdacht - auch wenn er das Gefühl hatte, die Hälfte seines eigenen Plans
schon wieder vergessen zu haben.
    „ Scheißegal", lallte er
und vollführte dabei eine wegwerfende Handbewegung. Bei dieser Gelegenheit warf
er tatsächlich sein Gewehr weg. Die Kleine sprang zunächst zur Seite -
vermutlich aus Angst, ein Schuss könne sich lösen. Dann ging sie zu der Waffe
hin, hob sie vorsichtig auf und reichte sie ihm. Dabei wunderte er sich, wie
die Kleine zu seinem G-36C gekommen war. Er entschied, sich auf seinen Plan zu
konzentrieren und nicht weiter über das Sturmgewehr nachzudenken.
    „ Hopp, gehen wir."
    Die Kleine nahm sofort

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