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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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sollte
und nicht umgekehrt, schickte sein Gehirn noch einen letzten Impuls in seinen
rechten Arm. Der Impuls erreichte seinen Zeigefinger und hätte nicht
ausgereicht, um den Druckpunkt eines Abzuges zu überwinden. Der Impuls reichte
jedoch aus, um seinen Zeigefinger auf die Taste des Sichtgeräts drücken zu
lassen. Nur ganz kurz. Das Gerät hatte gerade Zeit, zweimal aufzublitzen, bevor
seine Muskeln den Dienst versagten. Doch das genügte, um den Manager außer
Gefecht zu setzen - und ihn auch. Zumindest für einen Augenblick.
    Als der Druck von seinen
Schläfen verschwand und seine Gedanken aufhörten, sich im Kreis zu drehen,
betrachtete er das Wesen vor sich. Das sollte ein Manager sein? Nein,
ausgeschlossen. Er hatte es zwar nicht mit einem Dissidenten zu tun, doch um
einen Manager handelte es sich bei diesem Burschen ebenfalls nicht - auch wenn
er einen Anzug mit einer Krawatte trug. Einer ziemlich schicken Krawatte, wie
er zugeben musste.
    Ein Manager, ein Wesen mit
schier unbegrenzter Macht in dieser Welt (zumindest nahm er dies an), hätte ihn
sicherlich nicht aufrecht stehen lassen, sondern ihn auf die Knie gezwungen.
Ein Manager hätte niemals mit einem neutralen Gesichtsausdruck und hängenden
Armen vor ihm gestanden. Und ein Manager hätte sich niemals vom Sichtgerät
ausknipsen lassen.
    Schließlich stellte er doch
noch die Frage, die er bereits unter dem seltsamen Einfluss vorhin hatte
stellen wollen: „Wer bist du? Und was bist du?"
    „ Abfangeinheit",
antwortete die Kreatur. „Vernetztes Psykerkommando ."
    „ Du bist also kein
Manager."
    Obwohl es sich nicht um eine
Frage, sondern um eine Feststellung handelte, antwortete das Wesen: „Nein. Kein
Manager."
    „ Also ist dies hier auch
nicht die Hauptverwaltung."
    „ Nein, dies hier ist nicht
die Hauptverwaltung."
    Kein Manager, keine
Hauptverwaltung. Offenbar nur eine völlig normale Todeszone. Und er hatte sich
davon aus der Fassung bringen lassen. Schöne Schweinerei. Das brachte seinen
Ärger wieder auf Touren, doch seine Neugierde ließ die Flammen der Wut nicht
allzu hoch schlagen. Dafür interessierte ihn viel zu sehr, womit er es hier zu
tun hatte und ob er diesen Krawattenträger irgendwie als Werkzeug einsetzen
konnte. Dazu benötigte er ergänzende Informationen.
    „ Was genau ist deine
Funktion?"
    „ Primärziel ist das
Auflauern und Ausschalten von Dissidenten durch den Einsatz von Bestrahlung zur
Bewusstseinsmanipulation und Neutralisierung des zentralen Nervensystems.
Sekundärziel ist die Koordination von Such- und Vernichtungsaktionen über unser
internes Netzwerk."
    „ Ein Netzwerk? Bist du mit
anderen Modellen deines Typs verbunden?"
    „ Das ist richtig."
    Es gab also ein ganzes
Netzwerk von diesen Figuren - und er hatte nun Zugriff darauf. Das musste er
ausnutzen. Schließlich trieb sich seine Zielperson noch irgendwo hier herum.
    „ Gibt es in eurem Netzwerk
Hinweise auf einen Dissidenten, der sich gegenwärtig in dieser Zone
aufhält?"
    „ Nein. Im Log finden sich
aber Aufzeichnungen über einen Alpha-Alarm, der vor einundvierzig Minuten und
sieben Sekunden ausgelöst wurde. Zwei Zielpersonen wurden von fünf Psyker -Einheiten geortet. Zwei Einheiten hatten Gelegenheit
zum Angriff. Alle wurden durch Schusswaffeneinwirkung ausgeschaltet. Der letzte
Kontakt mit den Zielpersonen liegt inzwischen siebzehn Minuten und
zweiunddreißig Sekunden zurück."
    Mit den Zeitangaben konnte
er nichts anfangen, doch soweit er verstand, war seine Zielperson auch
weiterhin in Begleitung unterwegs. Und was noch wichtiger war: Es war den
beiden offenbar gelungen, diese Todesmaschinen zu überlisten.
    „ Gib mir Informationen zu
den beiden Zielpersonen."
    „ Eine Person ist weiblich.
Alter: Etwa 17 Jahre. Primäraufgabe: Pfadfinder. Die zweite Person ist
männlich. Alter unbekannt. Primäraufgabe unbekannt."
    Wunderbar. Immerhin konnte
er nun sicher sein, die richtige Spur zu verfolgen. Mit den Altersangaben
konnte er nichts anfangen, doch bei der zweiten Person musste es sich um seine
Zielperson handeln. Der Pfadfinder schien nur ein Anhängsel zu sein.
    Immerhin ein kleiner
Lichtblick in einer großen Reihe von Enttäuschungen. Er hatte nicht nur die
Hauptverwaltung nicht gefunden, er hatte sich auch noch hinters Licht führen
lassen. Sogar sein Selbstvertrauen hatte ihn für einen kurzen Moment verlassen.
Außerdem war es diesem Unrat gelungen, ihm schon wieder einen Schritt voraus zu
sein.
    Schuld daran waren nur diese
unfähigen,

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