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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
Krawatten tragenden Gehirnschmelzer , die
hier herumlungerten.
    Er hatte noch eine letzte
Frage: „Kannst du alle Einheiten in deinem Netzwerk auf passive Ortung
schalten? Sie sollen lediglich beobachten und nicht mehr angreifen. Falls die
Zielperson gesehen wird, dann möchte ich sofort Meldung darüber. Kannst du das
einrichten?"
    „ Das ist möglich."
    „ Dann tu es."
    „ Erledigt", sagte der
Krawattenträger zwei Wimpernschläge später.
    "Na, dann hast du
wenigstens etwas hinbekommen, du unfähiges Arschloch." Er hob den Revolver
und schoss dem Krawattenträger eine Kugel in den Kopf. Herrlich. Der Schuss aus
nächster Nähe verschaffte ihm eine ungeheure Befriedigung. Er hatte zwar nur
eine Maschine erledigt, doch diese Maschine besaß genügend menschliche Züge, um
ihn zufrieden zu stellen. Und das Management würde ihm diese kleine
Sachbeschädigung sicherlich nachsehen - sofern das Management überhaupt
existierte. Allmählich hegte er echte Zweifel daran. Irgendeine übergeordnete
Macht existierte, das stand fest, doch er würde seine Vorstellungen von dieser
Macht noch einmal gründlich überdenken müssen.
    Eigentlich hätte er die
Verfolgung seiner Zielperson umgehend wieder aufnehmen müssen. Das Gespräch mit
dem Krawattenträger hatte ihn viel Zeit gekostet. Doch er konnte sich noch
nicht von dem Anblick der Gestalt lösen, die vor ihm auf dem Boden lag und ein
dümmliches Grinsen zur Schau trug. Die Krawatte dieses Burschen … die war
einfach zu schick!

Hinterhalt
     
    Weiter. Und immer weiter -
auch wenn es ihm schwer fiel, den Kurs zu halten. Doch das nahm er gerne in
Kauf. Genau genommen interessierte es ihn im Moment nicht, ob er geradeaus oder
im Zickzack lief.
    Er hatte nach und nach den
gesamten Vorrat an Schmerzkillern aufgefressen. Dabei hatte er großen Wert
darauf gelegt, stets einen Level aufrecht zu erhalten, der ihn zwar gegen die
Einwirkung dieser Bürohengste immunisierte, sein Urteilsvermögen jedoch nicht
völlig ausschaltete.
    Und es hatte funktioniert.
Auf diese Weise war es ihm gelungen, fünf dieser Dinger abzuschießen, bevor sie
ihn unter ihre mentale Kontrolle bringen konnten. Zugegeben, bei zwei
Bürohengsten hatte er etwas mehr Munition verbraucht, als eigentlich nötig
gewesen wäre, doch alles in allem hatte sein Plan ausgezeichnet funktioniert.
    Es hatte nur eine Menge Zeit
gekostet. Nach der Einnahme jedes Schmerzkillers hatten sie pausieren müssen,
damit seine Gedanken wieder halbwegs aufklaren konnten. Diese Gelegenheit
musste der Entsorger genutzt haben, denn inzwischen konnte selbst die Wirkung
des letzten Schmerzkillers nicht mehr über den Drang hinwegtäuschen,
schnellstens von hier zu verschwinden. Sie hatten zwar den Bürotrakt durch ein
Treppenhaus verlassen und waren wieder in den Keller gelangt, doch der
Entsorger musste ihnen dicht auf den Fersen sein.
    „ Keine Zeit mehr." Das
Sprechen fiel ihm schwer. Er lallte zwar nicht, doch es wollten sich immer
wieder Wörter in seine Sätze einschleichen, die dort eindeutig nichts zu suchen
hatten. „Müssen ganz schnall … schnell weg."
    Die Kleine zuckte mit den
Schultern. Sie fühlte natürlich überhaupt nichts. Wäre es nach ihr gegangen,
dann hätten sie noch viel mehr Zeit vertrödelt und jedes einzelne Büro
durchsucht.
    Sie würden es nicht schaffen
- das wurde ihm allmählich bewusst. Die lange Pause im Bürotrakt und das Versteckspiel
mit den Buchhaltern hatte viel zu viel Zeit gekostet. Und nun kamen sie nicht
schnell genug voran. Bevor er den ersten Schmerzkiller eingeworfen hatte, hatte
er die Kleine noch angewiesen, sofort nach dem Verlassen des Bürotrakts einen
Weg zu suchen, auf dem sie rasch Abstand zwischen sich und diese Büros bringen
konnten. Die Kleine tat offensichtlich ihr Bestes, doch das reichte nicht aus.
Außerdem schaffte er es kaum, geradeaus zu laufen. Er musste sich immer wieder
an den Wänden abstützen. Zweimal war er sogar umgekippt. Oder war es dreimal
gewesen? Wusste er nicht mehr.
    Gegen den Dunst, der in
seinem Kopf herrschte, setzte sich allmählich ein Gedanke durch. Ohne die
Wirkung des letzten Schmerzkillers hätte er diesen Gedanken vermutlich weit von
sich gewiesen, doch bei einem mit Watte gefüllten Schädel dachte sich dieser
Gedanke recht angenehm. Also sprach er ihn aus: „Ich werde diesem Alschroch … Alenschroch …
Arschloch eine Falle stellen, jawohl."
    „ Was willst du?" Die
Kleine konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Du kannst doch nicht

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