Kellerwelt
Langeweile ein Ende und
sie konnte wieder einer geregelten Aufgabe nachgehen.
Der Chef nickte. „In letzter
Zeit schleppen die Beschaffer nur noch Müll an. Besser, es geht jemand mit, der
etwas Brauchbares aufspüren kann."
„ Mann, das ist toll",
rief sie aus. „Ich komme so schnell wie möglich wieder her."
Der Chef grinste und nickte
väterlich. „Ist ja schon gut. Sei bloß vorsichtig. Wenn ich mich recht
erinnere, musst du durch mindestens eine Todeszone. Deswegen solltest du nichts
überstürzen. Ach ja, und da ist noch etwas." Er sprach sehr leise. „Du
weißt genau, welche Idioten da draußen unterwegs sind. Denk nur an deinen
zweiten Ausflug zum Loch. Hätte es dieser Kerl bis hierher geschafft, dann wäre
das ziemlich hässlich geworden. Ich wäre garantiert mit diesem Schwachkopf aneinander
geraten. Deswegen wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn der nächste
Streuner im Loch bliebe. Und falls er es schafft, ohne deine Hilfe aus dem Loch
zu kommen, dann könntest du ihn einfach erledigen. Hier, schau mal." Er
griff hinter sich und zog eine Pistole aus seinem Hosenbund. Er machte viel Ritschratsch und Klickklack, dann hielt er ihr die Pistole
mit dem Griff voran hin. Sie nahm die Waffe und hielt sie vorsichtig in der
Hand. Dabei achtete sie darauf, den Abzug nicht zu berühren.
„ Normalerweise rücke ich
meine Kanonen nicht raus, aber in diesem Fall würde ich eine Ausnahme machen.
Das ist eine Baby-Glock. Du hast zehn Schuss im Magazin. Wenn dich jemand
anmacht, dann lässt du ihn ganz nah an dich heran kommen. Dann drückst du ihm
die Kanone in den Wanst und ziehst zwei- oder dreimal am Abzug. Wenn er
umkippt, dann verpasst du ihm noch mindestens zwei Dinger in den Kopf. Dann ist
Feierabend. Alles klar?"
Sie drehte die Waffe in ihren
Händen und betrachtete sie von allen Seiten. Wenn der Chef die Pistole hielt,
sah es aus, als sei sie ein Teil seines Körpers. Bei ihr hingegen eckte und
kantete dieses Ding und passte überhaupt nicht richtig in ihre Hand.
„ Was mache ich, wenn der Kerl
noch steht und aus der Kanone kommt nichts mehr raus?"
Der Chef grinste. „Wenn du
die Munition verballert hast, dann wirfst du einfach mit dem Ding."
Sie grinste zurück. „Ich
werde gleich damit werfen. Dann treffe ich wenigstens etwas." Dann wurde
sie wieder ernst. „Aber mal ehrlich: Was soll ich mit dem Ding? Ich kann doch
nicht einfach so auf jemanden schießen."
Der Chef zuckte mit den
Schultern. „Nimm die Kanone einfach mit. Zur Sicherheit. Und wenn du
tatsächlich einen Idioten aus dem Loch ziehst, dann würdest du mir einen
Riesengefallen tun, wenn du ihn irgendwo loswerden könntest. Deppen haben wir
hier genug, da brauchen wir nicht noch einen von außerhalb."
„ Da hast du allerdings
Recht."
Sie stand auf. Er nickte ihr
zu. „Gehst du sofort los?"
Sie schüttelte ihren Kopf.
„Nein. Ich muss noch zum Alten Arsch. Ich brauche Karten. Würde viel zu lange
dauern, wenn ich den Weg selbst suchen müsste. Diesmal muss es wirklich schnell
gehen. Außerdem will ich rasch wieder nach Hause."
„ Du willst noch zum Alten Arsch?"
Der Chef schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Und ich Esel gebe
dir eine geladene Knarre in die Hand!"
Automatische Waffen
Weiter. Und immer weiter.
Noch immer kein Ausgang in
Sicht. Es gab zwar eine ganze Menge Kellerräume, doch er fand weder ein
Treppenhaus noch einen Aufzug. Und wenn er einen Aufzug gefunden hätte, dann
hätte das dumme Ding mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht funktioniert.
Im Gegenteil: Die Kabine wäre vermutlich abgestürzt, sobald er auch nur einen
Fuß hinein gesetzt hätte.
Stattdessen fand er mehr
Nahrung, als er essen konnte. Inzwischen hatte er mindestens drei dieser
Nahrungsriegel verputzt. Das Zeug kam ihm allmählich zu den Ohren heraus. Zwei
weitere Riegel hatte er in der linken Beintasche seiner Hose verstaut. Dann
hatte er eine Plastikflasche mit einer klaren Flüssigkeit darin gefunden. Die
Flasche hatte zwar ausgesehen, als habe sie ein Schlammbad hinter sich, doch in
der Flüssigkeit hatte er keinerlei Schwebeteilchen oder Verunreinigungen feststellen
können. Also war er davon ausgegangen, es handele sich um Wasser.
Natürlich konnte man nicht
vorsichtig genug sein - nicht, wenn man entführt und unter Drogen gesetzt
worden war. Deswegen hatte er zuerst seine Fingerspitze in die Flüssigkeit
getaucht und einen Tropfen abgeleckt. Danach hatte er sich überwunden, einen
Schluck zu
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