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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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sogar den Weg zum Ausgang zeigen. Doch
dazu musste er den Mann zunächst einmal einholen und ihn wegen dieser dummen
Geschichte mit der Kanone um Entschuldigung bitten.
    Würde sich allerdings
herausstellen, dass dieser Kerl zu den Entführern gehörte, dann würde die
Entschuldigung ins Wasser fallen. Stattdessen würde er dann an der Stelle weitermachen,
an der er seine Kanone in Anschlag gebracht hätte.
    In jedem Fall musste er den
Burschen zunächst einmal erwischen. Das war leichter gesagt als getan, denn es
gelang ihm kaum, den Kerl in seinem Blickfeld zu behalten. Der Mann fegte mit
einem Affenzahn von einer Ecke zur nächsten. Glücklicherweise legte der Kerl
dabei keinen Wert auf Geräuschlosigkeit, sondern rannte einfach drauflos. Wenn
er ihn schon aus den Augen verlor, dann konnte er ihn wenigstens nach Gehör
verfolgen.
    Schließlich ertönte ein
Knall. Eine Kellertür war ins Schloss gefallen. Der Mann hatte sich offenbar in
einen Raum zurückgezogen. Er atmete auf. Damit saß der Bursche in der Falle.
    Eine Abzweigung später sah
er auch schon die Tür, hinter der der Mann verschwunden sein musste. Er
fackelte nicht lange, riss die Tür auf und stürmte in den Raum. Dort bremste er
ab. Sein letzter Schritt verhallte und er sah sich um. Hinter ihm krachte die
Tür ins Schloss.
    Er hatte damit gerechnet,
einen Kellerraum mit einem Durchmesser von nur wenigen Schritten zu sehen.
Womit er jedoch eindeutig nicht gerechnet hatte, war diese Halle, in die er
gerade gestürmt war.
    Die niedrige Decke des
Raumes kauerte auf Betonpfeilern, die in regelmäßigen Abständen aufgestellt
waren. Auf dem Boden sah er Markierungen - Streifen, Pfeile, Begrenzungslinien.
Unter der Decke schlängelten sich Rohrleitungen und Kabelschächte entlang.
Neonröhren schufen zwar einzelne Lichtinseln, doch bereits einige Schritte
weiter verlor sich alles in Dunkelheit.
    Eine Tiefgarage.
    Der Kerl in Rot hatte ihn zu
einer Tiefgarage geführt. Hier gab es zwar keine Autos, doch ansonsten sah
alles so aus, wie man es von einer Tiefgarage erwartete.
    Er konnte sein Glück kaum
fassen. Damit endete seine Odyssee, denn in jeder Tiefgarage gab es eine Ausfahrt.
Die musste er nur finden. Dann konnte er endlich von hier verschwinden.
    Doch da war ein Geräusch,
das ihm überhaupt nicht gefiel. Es klang wie das Surren von Zahnrädern in einem
mechanischen Spielzeug. Dazu ein Piepsen, das sich in regelmäßigen Abständen
wiederholte. Er konnte diese Geräusche nicht einordnen, doch sie machten ihn
nervös. Was immer dieses Piepsen auch erzeugte, er musste sich davor in Acht
nehmen.
    Und so verrückt das auch
war: Dieses Geräusch machte ihn mächtig scharf. Mit einem Mal fühlte er eine
Art Vorfreude. „Jetzt geht es endlich los", schien eine Stimme in seinem
Kopf zu sagen. Verdammt, er fühlte sich wie ein Dragster ,
kurz bevor die Ampel auf Grün schaltete!
    Bevor er sich daran machte,
die Ausfahrt zu suchen, wandte er sich noch einmal zur Tür um. Sollte wider
Erwarten etwas schiefgehen, wollte er gerne eine Rückzugsmöglichkeit haben. Als
sein Blick auf die Tür fiel, suchte er den Türgriff jedoch vergeblich. Auf
dieser Seite bot die Tür nichts als eine glatte Metallfläche. Ein Rückzug war
damit ausgeschlossen. Ihm blieb nur der Weg nach vorne.
    Schöne Scheiße aber auch. Er
wandte sich mit einem Schulterzucken ab und ging in die Tiefgarage hinein. Doch
er marschierte nicht einfach drauflos, sondern bewegte sich vorsichtig von Betonpfeiler
zu Betonpfeiler. Dabei konzentrierte er sich auf das Surren und das Piepen.
Inzwischen war er sich sicher, diese Geräusche aus mehreren Richtungen
wahrzunehmen. Eine Geräuschquelle lag links von ihm, eine offenbar direkt
voraus.
    Dann, plötzlich, verstummte
das Surren links von ihm und die Frequenz des Piepens stieg an.
    Er stoppte sofort und trat
einen Schritt zurück. Damit brachte er eine Säule zwischen sich und die
Geräuschquelle. Einen Moment lang schien alles zu stocken, dann begannen Piepen
und Surren wieder im gewohnten Rhythmus.
    Was immer sich links von ihm
in der Dunkelheit befand, es hatte ihn entdeckt. Wäre er stehen geblieben oder
in der ursprünglichen Richtung weiter gegangen, dann wäre es aktiv geworden. Er
fragte sich, was dann wohl geschehen wäre.
    Die Antwort ertönte weiter
vorne und rechts von ihm, in den Tiefen der Halle. Dort donnerte eine
Maschinenwaffe los. Er sah zuerst ein Aufblitzen, dann überrollte ihn der
Schall. Im nächsten Moment hatte er sich auch

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