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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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hinten und bemerkte, wie sich der Draht unablässig bewegte, mit winzigen Messerchen, die wie kleine Zähne aus Kupfer und Messing in seine Haut sägten.
    Elias wurde gewaltsam durch das Lager geführt. Offenbar kampierten sie im Hochmoor. Nach Norden hin bildeten die Bäume eine solide Wand. Die Sterne über ihm wurden von gewaltigen grauen Wolken verdeckt, die ihre Schneelast ausschütteten. Um seine Stiefel waberte Nebel. Seine Hand pochte vor Schmerz, seine Finger brannten in einem beispiellosen Schmerz, Tränen rannen ihm wie Säure über die Wangen. Wie hatte er sich nur so leicht überrumpeln lassen können?
    Elias verzog das Gesicht. Wenn das die Art von Magie war, die sie benutzten, wenn ein eisiger Windstoß den besten Schwertkämpfer von Falanor in einigen wenigen Sekunden der Verwirrung überwältigen konnte, der unglaublichen Kälte, dann würde diese neue Bedrohung, diese neue Gefahr, würde dieser schreckliche Feind durch Leanorics Adlerdivisionen fahren wie ein heißes Messer durch Butter.
    Wir sind verloren , dachte er.
    Ich muss den König erreichen. Ich muss ihn warnen!
    Elias wurde zu Boden gestoßen, und als er den Kopf hob, registrierte er, dass er ausgestreckt in einem Kreis von Männern lag. Er blickte hoch, musterte ihre Gesichter, die keinerlei Mitgefühl zeigten, überhaupt keine Gefühle. Dann drehte sich ein schwarz gepanzerter Krieger um, ein großer, eleganter Mann, dessen schwarzer Helm sein langes, fließendes, weißes Haar verbarg, und sah ihn an.
    »Du bist Elias«, sagte er. »Der Schwertchampion von Falanor.«
    »Das bin ich!« Stolz loderte in seiner Brust auf. Sie konnten ihn foltern, aber er würde nicht reden. Er spie den Soldaten an. »Verdammt sollt ihr sein! Was wollt ihr Hurensöhne?«
    »Ich weiß, dass du mich für sadistisch hältst«, erwiderte der Soldat und blickte gelangweilt zum Himmel empor. »Aber in diesem Punkt irrst du. Wenn ich bestrafe, bereitet mir das kein Vergnügen. Foltere ich, mache ich das, um Wissen zu erlangen, um weiterzukommen – und um der Wahrheit willen. Und wenn ich töte … töte ich, um zu fressen.«
    »Dann töte mich, und wir haben die Sache hinter uns!«, schnarrte Elias, dessen Wut aufloderte. Er versuchte sich zu erheben, diesen arroganten Albino anzugreifen; in diesem Moment erst spürte er die Hände der Soldaten, die ihn am Boden festhielten.
    »Nein«, widersprach Graal, kniete sich hin und starrte in Elias’ Gesicht. »Heute ist nicht dein Tag. Diesmal bist nicht du an der Reihe.« Er wandte sich zur Seite. »Schafft sie her.«
    Königin Alloria wurde in den Kreis geschleift, während sie sich mit Händen und Füßen wehrte. Sie wurde geschlagen; ihr Gesicht war blutüberströmt, auch ihr waren die Arme mit Draht auf den Rücken gebunden. Blut bedeckte ihre nackten Arme, die Handgelenke und Hände. Aber sie weinte nicht. Sie hatte den Kopf stolz erhoben, ihre Augen glühten vor Wut, und sie spie Graal an, als sie vor den Soldaten auf das Heidekraut geschleudert wurde. Sie richtete sich auf ihre Knie auf, starrte ihre Häscher böse an und musterte die Albino-Soldaten, die im Kreis um sie herumstanden, mit finsteren Blicken.
    »Elias?«, zischte sie fast ungläubig. Ihre Stimme klang gequält, als sie ihn erkannte.
    »Ich habe Euch gesucht«, meinte Elias und lächelte. »Unser König hat mich geschickt. Er sammelt gerade die Armee von Falanor. Wir werden diesen blasshäutigen Abschaum vom Antlitz der Welt vertilgen!«
    »Ihr versteht nicht«, erwiderte Alloria, der Tränen in die Augen stiegen.
    »Still jetzt«, befahl Graal und trat ihr gegen den Kopf. Die Eleganz seiner Bewegung stand in merkwürdigem Kontrast zu der Brutalität, mit der er die Königin zu Boden schleuderte. Sie lag wie betäubt da, das Blut quoll aus ihren aufgeplatzten Lippen; sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, vollkommen schockiert von dem unvermittelten Tritt.
    Elias sah den Mann an. »Ich werde dich töten, du Hund!«, versprach er.
    »Sicher, später, dafür ist später noch genug Zeit.« Graal brachte den Schwertchampion mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich habe heute Morgen schlechte Nachrichten erhalten. Wie es scheint, ist mein … Bruder tot.« Graals blaue Augen richteten sich auf Elias. Der Schwertchampion lächelte.
    »Gut. Ich hoffe, diese widerliche Made hat gelitten.«
    »Das hat er, mein Junge. Er war ein pervertierter Vachine, weißt du. Ein Canker. Eine Kreatur, die das Uhrwerk nicht absorbieren konnte, eine Kreatur, deren

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