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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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sich durch den Mund schob, aus dem erstickte Schreie kamen. Sie zwang sich ihm auf, zwang sich seine Kehle hinab, schnitt ihm die Luftzufuhr ab und unterdrückte folglich auch alle Schmerzenslaute. Immer mehr Teile der Maschinerie erreichten ihn; winzige, scharfe Skalpelle schlitzten die Haut von Elias’ Bauch auf, öffneten seinen Magen, zogen sich in ihn hinein, während das Blut herausspritzte und die Eingeweide herausquollen; sie glitten auf winzigen, messingnen Gliedmaßen und Zangen in ihn, um sich von seinem Fleisch zu nähren, mit ihm zu verschmelzen und sich mit ihm zu einer Einheit von Muskeln und Arterien und Maschinerie zu verbinden …
    »Sie sind so selbstständig«, schwärmte Graal, der sein Staunen nicht unterdrücken konnte. »Selbst als Uhrwerker kann ich sie nicht vollständig verstehen. Es ist ein Wunder! Ein wahrhaftiger, ehrfurchteinflößender Anblick, eine Gnade, hier zu stehen, sterblich, mit gesenktem Haupt, und unterwürfig diese Weisheit schauen zu dürfen! Dieses metallische Leben! Es ist ein Privileg, das nicht einmal das Eichentestament gewähren kann.«
    Um ihn herum im Nebel standen die Albino-Soldaten, sichtlich beklommen und mit großen Augen, und sahen zu, wie sich Elias, der an die in den Boden eingeschlagenen Pfähle gefesselt war, in seinem vergeblichen Kampf wand. Sie zwangen sich dazu, gleichgültige Mienen aufzusetzen, als dieser von Metall umhüllte Mann, der jetzt mehr wie eine Maschine denn wie ein Mensch wirkte, um sich schlug und kämpfte, trat und sich wand, zappelte und mit einer solchen Gewalt an seinen Fesseln zerrte, dass sie schon glaubten, er würde sich seine Arme und Beine ausreißen …
    Alloria schlug die Augen auf. Sie lag mit dem Gesicht im Heidekraut und drehte sich auf die Seite. Sie sah zu, wie Elias von Metall verzehrt wurde, von Draht und Kolben, von Zahnrädern und Zapfen. Das Uhrwerk fraß sich in Elias hinein, zerfetzte und verzehrte sein Fleisch wie reife Früchte, drang in ihn ein, vergewaltigte ihn, vermischte sich mit ihm, vereinigte sich mit ihm. Alloria sah zu, und alles Blut wich ihr aus den Wangen. Sie konnte nicht sprechen, nicht schreien, konnte sich nicht einmal übergeben, während Graal gut gelaunt danebenstand und triumphierend feierte, wie die Vachine-Mechanik des Uhrwerks sozusagen einen Vachine aus zweiter Hand erschuf.

10
    JAJOR
    Kell griff den Canker frontal an; beide sprangen knurrend durch das gespenstisch fahle Licht des verschneiten Waldes. Sie prallten mit voller Wucht aufeinander; die Klauen des Canker zischten haarscharf an Kells Gesicht vorbei, als der seine Axt in den Hals der Bestie hämmerte. Er spürte, wie die Schneiden sich durch dicke Muskelstränge fraßen und in die surrende Mechanik im Leib der Kreatur gruben. Dann herrschte nur noch blankes Chaos. Während Kell mit der freien Hand eine der riesigen, klauenbewehrten Tatzen des Cankers packte, segelte etwas Riesiges, Dunkles über ihre Köpfe hinweg. Der Steinlöwe landete fauchend und mit weit aufgerissenem Maul, in dem die Reißzähne schimmerten, auf dem Boden und auf den beiden anderen Cankern. Die drei Bestien stürzten sich aufeinander, Klauen gruben sich in Fleisch, Zähne schnappten, Blut spritzte und Zahnräder flogen zischend ins Unterholz. Ein Canker wehrte sich mit Klauen und Krallen, duckte sich und sprang dann mit einem mächtigen Satz auf den Rücken des Steinlöwen. Er riss sein Maul auf und hämmerte seine Reißzähne in den Schädel der Kreatur. Es knackte widerwärtig, als er ein riesiges Stück aus dem Kopf des Steinlöwen biss, den Kopf hochriss, seine Klauen in den Oberkörper des Steinlöwen grub, dann langsam zurückwich, heruntersprang und den Brocken in seinem Maul schüttelte, wie ein Hund einen Knochen schüttelt. Der Steinlöwe sank auf ein Knie, aber noch während der Canker das abgebissene Stück Schädel zerkaute und dabei Holzstücke und Steine ausspie, zuckte die Faust der gewaltigen Kreatur hoch und dann mit einem ungeheuren Knall wieder herunter. Der ganze Wald schien sich zu schütteln; der Schlag zermalmte den Canker zu einem wimmernden Haufen aus Fleisch, Knochen und Mechanik. Sein Rückgrat war gebrochen, die Klauen krümmten sich, und er riss sich damit vor Qualen die Lungen heraus, in einem Sprühregen aus Blut, mechanischen Teilen und immer noch pulsierenden Organen. Der Steinlöwe schmetterte unterdes den zweiten Canker gegen einen Baum, während Kell sich tief duckte. Ilanna steckte immer noch im Hals des Canker, aber

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