Kells Legende: Roman (German Edition)
ein schriller Schrei drang durch den Wald, als sich die Bestie von Kell wegdrehte und auf den Rücken des Steinlöwen sprang, während sein Gefährte die Kreatur von vorne angriff. Sie schlugen beide ihre gewaltigen Kiefer in die Kreatur, die sich rasend schnell um ihre eigene Achse drehte, wobei ihre langen Arme durch die Luft zischten, als sie versuchte, die Bestien von sich abzuschütteln.
Kell ließ sich mit einem Grunzen auf den Hintern fallen. Sämtliche Energie schien aus ihm gewichen zu sein. Er zog halbherzig seinen Svian und beobachtete den wilden Kampf, sah zu, wie der Steinlöwe die Canker gegen die uralten Eichen schleuderte. Die blutrünstigen, perversen Missgeburten der Vachine schlugen mit ihren Messingkrallen zurück und rissen tiefe Wunden in den Bauch des Steinlöwen, aus denen ein Brei aus bereits zersetzten Pilzen quoll …
Müde, erschöpft und traurig lockerte Kell die Schultern, bewegte den Kopf hin und her und spürte erst jetzt seine strapazierten Muskeln, seine wunden Gelenke, die Prellungen und Risse auf seiner Haut. Er fühlte sich wie ein Faustkämpfer in einer Schaugrube, der zwölf Kämpfe hintereinander absolviert hatte, von denen ihn jeder ein Stück seines Mutes gekostet hatte, sowie ein bisschen von seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit. Dann lachte er kurz auf, während das Gebrüll um ihn herum unaufhörlich weiterging, und genoss ein paar Minuten lang den Platz in der ersten Reihe als Zuschauer des ungeheuerlichsten Kampfes, den er jemals gesehen hatte.
Die beiden übrig gebliebenen Canker bissen den Steinlöwen langsam zu Tode, rissen ihm ganze Stücke aus dem Leib und versuchten sich in eine Position zu manövrieren, in der sie den letzten, tödlichen Biss anbringen konnten. Obwohl dem Steinlöwen die Hälfte seines Kopfes fehlte, lieferte er ihnen einen erbitterten Kampf. Er hämmerte mit seinen gewaltigen Fäusten und Klauen auf die Canker ein, die das laute Krachen und Knacken der Treffer mit gequältem Brüllen und dem Knirschen von malträtierter Mechanik begleiteten. Währenddessen zappelte der verletzte Canker, der keine Lungen mehr hatte und dessen Rückgrat gebrochen war, hilflos im Laub. Er jaulte seltsam, aber es klang nicht so, als käme es aus der Lunge oder den Stimmbändern eines Lebewesens, sondern es schien eher das ersterbende und erbärmliche Bimmeln einer langsam ablaufenden Uhr zu sein. Kell sah, wie dunkles Blutöl in kleinen Fontänen aus dem Leib der Kreatur herausspritzte, und schließlich rührte sich der verletzte Canker nicht mehr.
»Wenigstens können diese Bestien am Ende doch verrecken«, murmelte Kell, der diese letzte Darbietung argwöhnisch verfolgt hatte.
Der Steinlöwe warf sich derweil zurück, gegen einen Baum und konnte so endlich den Canker abschütteln, der sich auf seinem Rücken festgekrallt hatte. Dann stampfte er auf den Kopf des Cankers und rammte ihn tief in die Erde, während der Rest des muskulösen Körpers der Kreatur wie eine Puppe über dem Erdboden zappelte. Anschließend drehte sich die gewaltige Kreatur des Waldes herum und suchte die letzte Bestie … die ihn im selben Moment angriff. Sie duckte sich unter einem Faustschlag hindurch und erwischte den Steinlöwen mit seinem Kiefer an der Kehle. Der Canker riss ein großes Stück von Stein und Holzfleisch heraus, unter dem schmale Röhren auftauchten, die aussahen wie Schlingpflanzen. Der Steinlöwe sank erneut auf ein Knie und hämmerte seine Faust gegen den Canker. Der flog gegen einen Baum, wo er sich einen Hinterlauf brach. Das Krachen des Knochens war so laut, dass es durch den ganzen Forst hallte.
Langsam sank der Steinlöwen zu Boden und sah schließlich fast aus wie ein einfacher Haufen aus Steinen und verwittertem Holz. Die Kreatur schien noch einmal tief aufzuseufzen, dann wurde Kell Zeuge, wie dieses uralte Wesen auf dem Waldboden starb. Obwohl es so ungeheuer wild gewesen war, stimmte ihn sein Tod beinahe traurig.
Der Canker, dessen Kopf von dem Steinlöwen in den Erdboden gestampft worden war, hörte ebenfalls auf zu zappeln. Kells Axt ragte noch aus den kräftigen Muskelsträngen seiner Kehle heraus. Kell erhob sich, suchte sich wie betäubt seinen Weg durch dieses Gemetzel, stellte seinen linken Stiefel auf den Leichnam und zog Ilanna hervor.
Dann drehte er sich um und starrte den letzten Canker an. Der knurrte ihn an, wild und hasserfüllt, und versuchte aufzustehen. Doch jedes Mal sank die Kreatur vor Schmerzen wieder zu Boden. Etwas Metallisches
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