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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Hand auf Saarks Knie. »Ihr versteht es wundervoll«, sagte sie und beugte sich dabei sehr weit vor, »mit Worten umzugehen, Herr.«
    »Und du hast das Gesicht eines Engels«, antwortete er. Seine Stimme klang ein bisschen heiser.
    Kell betrat den Schankraum. Er kam langsam die Treppe am anderen Ende des Raumes herunter, und Kat zog rasch ihre Hand zurück. Kell drängte sich suchend durch den vollen Schankraum und bemerkte die kleine Gruppe erst, als Saark ihm zuwinkte. Dann ging Kell auf ihren Tisch zu, blieb davor stehen, stemmte seine Hände in die Hüften und sah Saark wütend an.
    »Was zum Teufel ist das denn?«, knurrte er.
    »Ein Tisch«, erwiderte Saark und täuschte Verblüffung vor. »Es erstaunt mich sehr, dass du selbst dieses elementare Möbelstück nicht zu kennen scheinst.«
    »Die Kleidung«, tobte Kell, »du Pavianarsch! Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Wäre es dir lieber, wenn die Mädels in Lumpen gekleidet wären? Und durch Löcher in ihrer zerschlissenen Garderobe Brüste und Hintern zeigten, damit jeder Freier sie sehen könnte?«
    »Nein, aber etwas weniger … Farbenfrohes wäre wohl angemessener gewesen.« Er senkte seine Stimme und zog die Augenbrauen zusammen. »Hättest du nicht ein paar Baumwollhemden und Hosen kaufen können? Wir werden später im Schnee weiterreisen; was nützen da Seidenkleider?«
    »Ich habe auch ein paar normale Kleidungsstücke gekauft, und dazu mit Pelzen gefütterte Umhänge, Kell, sogar für dich. Obwohl ich vermute, dass du mir deswegen weniger dankbar sein wirst als ein räudiger Köter nach einer miesen Kastration. Hör zu, das war alles, was der Kaufmann hatte. Was hätte ich also tun sollen? Hätte ich zulassen sollen, dass sie mit aufgeschlitzten Hemden hier herunterkommen? Ich weiß genau, dass dies zweifellos mehr Aufmerksamkeit erregt hätte.«
    Kell stieß ein mürrisches Stöhnen aus und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Saark drehte sich um und zwinkerte den Mädchen zu. Kat legte sich die Hand auf den Mund und kicherte. »Wie auch immer«, Saark wedelte mit den Händen und ließ seine Puffärmel wehen, »gefällt dir meine vornehme Kleidung nicht, edler Herr? Ich finde, sie erfüllt durchaus ihren Zweck, wenn sie die Aufmerksamkeit von gebildeten Damen erregt.«
    »Saark, du bist ein Hanswurst, ein Clown, ein Witzbold und ein Pfau! Wollten wir nicht zu König Leanoric reiten, um ihm wichtige Nachrichten zu überbringen? Stattdessen stolzierst du herum wie ein Hund mit drei Schwänzen.«
    »Das machen wir schon noch!«, fuhr Saark ihn an. »Aber wir können wenigstens unterwegs ein bisschen Spaß haben! Das Leben ist ein großer Misthaufen, Kell, und du musst jeden schönen Moment davon genießen, jede Kostbarkeit! Geh nach hinten und friss mit den Schweinen aus ihrem Trog, wenn du willst; die Frauen und ich werden Fleisch dinieren und guten Wein trinken.«
    »Keinen Wein«, sagte Kell.
    »Warum nicht?«
    »Wir müssen möglicherweise ziemlich schnell abreisen.«
    »Pah! Du bist ein Miesmacher, ein Sauertopf, und ein … ein Miesmacher! Wir werden trinken; die Damen sind meine Gäste, und wenn du auch nur einen Funken Verstand besitzt, Mann, dann wirst du dir wenigstens ein Bier genehmigen. Du siehst aus, als hätte ein Pferd auf deinem Gesicht getanzt. Zugegeben, das mildert zwar deinen wilden und hässlichen Ausdruck ein wenig, aber es muss doch wehtun, oder? Ein Whisky könnte auch nicht schaden, gegen den Schmerz der Verletzung und die Kälte des Winters.«
    »Also gut, ein Bier«, lenkte Kell ein.
    Das Serviermädchen trat an ihren Tisch, eine junge Frau, die ein bisschen übergewichtig war und rosige Wangen hatte. Saark bestellte das beste Essen, das die Schänke zu bieten hatte: gepökelten Schinken mit Eiern und Kartoffeln. Außerdem bestellte er eine Flasche Wein und zwei Gläser Whisky.
    Kell murmelte etwas Unverständliches und willigte ein.
    Während sie sich unterhielten, ließ Kell seinen Blick durch den Raum gleiten. Sie hatten bereits mit ihrer vornehmen Kleidung ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erregt, und natürlich auch dadurch, dass Saark eine Lokalrunde ausgegeben hatte. Das zeigte, dass er möglicherweise ein bisschen zu viel Geld hatte. Ganz sicher jedoch war jetzt allen anderen klar, dass sie Fremde in Jajor waren.
    Bis das Essen kam, passierte nicht viel. Als es schließlich serviert wurde, drückte Saark sein Entzücken aus und stürzte sich heißhungrig darauf. Er benutzte Messer und Gabel, als wäre er besessen.

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