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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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hinter die Schutzhütte und band sie unter einem Schuppendach fest, das sie zumindest vor dem schlimmsten Wetter schützte. Dann fand er zwei alte, verstaubte Pferdedecken, die er den Tieren überwarf. Anschließend füllte er ihre Futterbeutel mit Hafer aus den zunehmend geringer werdenden Vorräten ihrer Satteltaschen. Saark hatte recht. Sie mussten sich ausruhen; vor allem jedoch brauchten sie Vorräte, sonst würden sie in der Wildnis von Falanor umkommen.
    »Hier ist ja gar nichts«, meinte Nienna und setzte sich auf das erste Bett. Der Raum hatte ein sehr niedriges Dach und war sehr lang. Es standen vielleicht sechzehn Betten dort. Die Hütte wirkte fast wie eine kleine Kasernenbaracke; es war kalt, und es roch muffig. Am anderen Ende war zwar eine Feuerstelle vorbereitet, aber die Holzscheite waren ebenfalls feucht.
    »Sie wird uns das Leben retten«, meinte Saark zitternd und schälte sich mühsam aus seinem Umhang. In dem dämmrigen Licht wirkten seine eleganten Kleider, die jetzt mit getrocknetem Blut vollgespritzt waren, nicht mehr ganz so vornehm. »Wie geht es euch beiden?«
    »Ich bin völlig erschöpft«, antwortete Kat und lächelte Saark strahlend an. »Es waren … recht merkwürdige Tage, stimmt’s?«
    »Wir müssen ein Feuer entzünden. Nienna, kannst du vielleicht ein bisschen Holz suchen?«
    Nienna spürte, dass die beiden allein sein wollten, ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Saark trat zu Katrina.
    »Was da in der Scheune passiert ist …«
    »Schon gut«, sagte sie lächelnd und legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Wir haben uns beide von dem Moment mitreißen lassen …«
    »Nein. Was ich sagen wollte, war, dass du etwas Besonderes bist. Ich versuche mich anders zu verhalten. So als hätte ich einen neuen Charakter.« Er lächelte gequält, aber auch ein bisschen spöttisch. »In meinem bisherigen Leben war ich ein schlechter Mann; in vielerlei Hinsicht. Aber du bedeutest mir etwas, Katrina.« Er blickte ihr in ihre rauchgrauen Augen und strich mit der Hand durch ihr kurzes, rotes Haar, in dem immer noch Strohhalme aus dem Dorfstall steckten.
    Sie hob die Hand, schlang sie um seinen Hals und küsste ihn. »Machen wir einen Schritt nach dem anderen. Erst reiten wir zum König. Dann retten wir Falanor. Und dann können wir immer noch Händchen halten.«
    Saark grinste. »Du bist wirklich ein ziemlich verruchtes Miststück.«
    Sie streichelte seinen Schnurrbart, blinzelte und kehrte ihm dann den Rücken zu. »Davon solltest du besser ausgehen, Meister.«
    Nienna kehrte mit Feuerholz zurück. Kell folgte ihr auf dem Fuße. Er zitterte vor Kälte und strich sich Schnee von den Schultern seiner dicken Bärenfelljacke. »Lasst uns ein Feuer machen«, brummte er. »Ich könnte einen ganzen Topf mit Suppe verschlingen.«
    »Du und deine Suppe«, meinte Saark.
    »Sie ist gut für meine uralten Zähne«, erwiderte Kell. Aber auch wenn Saark einen Scherz gemacht hatte, senkte sich schnell düsteres Schweigen über die kleine Gruppe, und sie erledigten ihre Aufgaben schweigend. Der Humor war ihnen vergangen.
    Sobald das Feuer brannte und die Hütte etwas warm geworden war, machte Kell aus den letzten Vorräten, die sie hatten, eine dünne, wässrige Suppe. Er stellte fest, dass er auch das letzte Salz verwendet hatte, und fluchte. Was war das Leben ohne ein bisschen Salz?
    Draußen wurde es dunkel, und es schneite immer stärker.
    »Der Winter ist endlich angekommen«, meinte Saark und deutete aus dem kleinen Fenster.
    »Gut«, knurrte Kell. »Das wird die Invasionsarmee aufhalten.«
    »Kommt dir das nicht ein bisschen merkwürdig vor?« Saark spielte mit seinem Dolch und bohrte die Spitze in die dicken Bretter des Tisches.
    »Was meinst du?«
    »Dass die Eiserne Armee ihre Invasion am Anfang des Winters beginnt. Das garantiert ein langsames Vorankommen, Soldaten, die erfrieren, Nachschubprobleme und eine niedrigere Moral. Nichts setzt der Moral eines Soldaten so sehr zu, wie die ganze Nacht im Schnee zu verbringen. Es ist so ansteckend wie Syphilis. Ich weiß es, denn ich habe das mitgemacht. Ich habe gedacht, meine Füße würden nie wieder warm werden. Und es hat zwei ganze Tage gedauert, bis ich wieder Gefühl in meinen kleinen Zehen hatte. Also scheint mir das eine merkwürdige Entscheidung für den Beginn eines Feldzugs zu sein, stimmt’s?«
    »Ja«, knurrte Kell und leerte den Napf mit Suppe. Er hatte schon besseres Essen gekocht, aber die Mädchen beschwerten sich nicht. Er

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