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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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ich dich fragen.«
    Elias senkte den Kopf. »Alles, was du möchtest, mein König«, sagte er sanft.
    »Ich möchte dich bitten, ins Silvatal zu reisen.« Leanoric machte eine Pause, als würde er seinen General nicht zum Tode verurteilen, seinen Freund nicht ermorden, wenn er die nächsten Worte nicht aussprach. Er seufzte erneut. Dann sah er Elias in die Augen. Ihre Blicke begegneten sich voller Ehrerbietung, Aufrichtigkeit, Freundschaft und Brüderlichkeit. »Ich möchte dich bitten, Alloria zu suchen und zu versuchen, sie zu retten.«
    »Es wäre mir eine Ehre«, sagte Elias, ohne auch nur einen Herzschlag lang zu zögern.
    »Mir ist klar …«
    »Nein.« Elias hob eine Hand, und Leanoric verstummte. »Sprich es nicht aus. Ich bin welterfahren und, wie ich vielleicht behaupten darf, ein weit kundigerer Krieger als du.« Er lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Ich habe mit deinem Vater trainiert und ihn bewundert; seinen Sohn jedoch liebe ich. Und ich liebe auch meine Königin. Ich werde diesen Auftrag erfüllen, Leanoric, aber ich möchte nicht, dass du dich mit Schuldgefühlen belastest. Ich mache das voller Freude, aus eigenem, freien Willen.«
    Leanoric packte Elias’ Hand, im Griff des Kriegers, Handgelenk an Handgelenk, und lächelte ihn strahlend an. Es war zwar ein grimmiges Lächeln, aber es war eins.
    »Ich werde das Land retten; rette du mein Herzblut. Du musst meine Frau finden.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, mein Freund.«
    »Bring sie zu mir zurück, Elias.«
    Elias lächelte. »Entweder das, oder ich werde bei dem Versuch sterben.«
    Nach etwa dreißig Minuten war Elias abreisefertig. Er besaß einen schnellen schwarzen Hengst, hatte kleine Satteltaschen aufgelegt und sein vertrautes Schwert um seine Hüften gegurtet. Dann sah er zu Leanoric hinunter und die wenigen Männer, die sich um ihn versammelt hatten.
    »Reite schnell«, sagte Leanoric.
    »Und stirb jung«, antwortete Elias.
    »Diesmal nicht, Elias.«
    »Wie du wünschst.«
    »Bring sie zurück.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann, mein Lehnsherr!«
    Er drückte dem Pferd seine Fersen in die Flanken. Der Hengst war ein wunderschönes, stolzes Tier mit einem Ristmaß von fast einem Meter achtzig und brauchte wenig Ermutigung. Mit einem dröhnenden Schnauben galoppierte er über den breiten Karrenweg in Richtung der fernen, grauen Schlange: der Großen Nordstraße.
    Leanoric sah ihnen nach, noch lange nachdem Elias, sein Schwertchampion, verschwunden war. Dann stand er da und lauschte dem nächtlichen Raunen des Windes, wobei er sich einbildete, er könnte den Schnee bereits riechen.
    Greyfehl, einer von Leanorics zuverlässigen Brigadegenerälen, starrte ebenfalls in die Finsternis. »Ein Sturm zieht auf«, erklärte der kleinwüchsige, bärbeißige Soldat schließlich und rieb sich nachdenklich seinen makellos gestutzten, grauen Bart. Seine hellgelben Augen begegneten dem Blick von Leanoric, und der König nickte einmal knapp.
    »Genau das befürchte ich auch«, sagte er.
    Als der Morgen dämmerte, machte Elias an einem Waldrand Halt und betrachtete die Große Nordstraße. Sie schimmerte in dem bläulichen Licht des Tagesanbruchs, lag noch unter Nebelschwaden, und ihre Pflastersteine glänzten wie graue und schwarze Perlen. Der Schwertchampion des Königs betrachtete sie mehrere Minuten lang, lauschte, beobachtete, analysierte und überlegte. Schließlich ritt er aus der Deckung heraus und gab dem Hengst nach einigen Minuten die Zügel frei, der daraufhin mit klappernden Hufen durch die frische Morgenluft über die Pflastersteine galoppierte.
    Elias ritt forsch, den ganzen Tag über, und machte erst am frühen Nachmittag eine kleine Pause, damit sein Pferd an einem stillen See in Ruhe saufen und sich ein wenig ausruhen konnte. Als er sich erhob und den Rücken dehnte – er kannte wie alle Kavalleristen dafür eine Vielzahl von Übungen, die er jedoch für gewöhnlich für die Schlacht reservierte –, umwehten ihn ein paar Schneeflocken. Er richtete seinen Blick auf die fernen, nördlichen Hügel. Sie waren bereits weiß überzogen wie von einer Kuchenglasur. Elias fluchte und ritt weiter nach Norden. Manchmal führte er den Hengst auf das weiche Gras neben den harten Pflastersteinen, ein andermal wiederum stieg er ab und ging zu Fuß neben dem Pferd her. Er wusste, dass dies eine sehr lange Reise werden würde; eine Herausforderung an sein Durchhaltevermögen und seine Ausdauer, ebenso wie für seine Kraft und seinen

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