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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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gehüllte Geister, Seufzer, die kalte Haut liebkosten. Saark wurde klar, dass seine Sinne weit schärfer waren als früher. Er konnte mehr fühlen, spürte mehr, roch mehr. Auf jeden Fall konnte er den Gestank seiner eigenen Angst wahrnehmen, so viel war sicher.
    Etwas strich über seine Wange, zart wie ein Kuss, und er bildete sich ein, ein kokettes Kichern wahrzunehmen. Seine Brust krampfte sich zusammen. Es war ihm nie aufgegangen, dass Gespenster – oder um welch perverse Geister oder Kreaturen dunkl er Magie es sich hier auch handeln mochte –, dass diese Wesen auch Frauen sein konnten. Dann spürte er eine Liebkosung an seinem Schenkel und einen anderen Kuss auf seiner Wange. Seine Entschlossenheit wuchs. Diese ganze Sache fühlte sich irgendwie falsch an, doch in dem Moment bemerkte er eine Gestalt vor sich. Sie kam auf die beiden Männer zu. Groß, mindestens zweieinhalb Meter, dabei sehr schlank und schmal, sowohl ihre Hüften als auch die Gliedmaßen. Sie hatte dunkle Haut, die schimmerte, als wäre sie eingeölt. Bekleidet war sie mit einer schwarzen Seidenrobe, die leise raschelte. Die Kapuze hatte sie zurückgeschoben. Ihr Gesicht war lang, hoch und schmal, hatte spitze Gesichtszüge und mandelförmige, fast katzenartige Augen. Als Saark in diese Augen blickte, bemerkte er, dass die Pupillen tatsächlich horizontale Schlitze waren. Sie sahen irgendwie … falsch aus. Saark schluckte. Die große Frau blieb stehen, und erst in dem Moment begriff Saark, dass sie substanzlos war, wie ein Nebel, der in der Dunkelheit schwebte. Dann bemerkte er das schwarze Schwert an ihrer Hüfte. Ha!, dachte Saark. Ein Geisterschwert? Aber er wusste, dass diese Waffe genauso gut Haut und Knochen durchtrennen würde wie der schärfste Stahl.
    »Wer betritt mein Reich?« Die Stimme klang melodisch und wunderschön.
    »Ich bin Kell. Ich habe einst deinem Volk gedient.«
    »Kell. Ich erinnere mich. Du hast Vachine getötet. Das war gut.«
    Kell senkte den Kopf, als verneigte er sich vor einer Königin. Er verharrte lange in dieser Haltung, wie Saark fand, übertrieben lange. Dann richtete er sich wieder auf und blickte dem Geist in die Augen.
    »Dürfen wir passieren, Lady?«
    Sie hob einen geisterhaften Arm und deutete auf Saark. Der erschauerte, und plötzlich wurde ihm schwindlig, als würde … als würde ihm das Hirn aus den Ohren rinnen und eine Million Erinnerungen wie Wein oder wie Wasser herausfließen, und er tanzt und lacht und trinkt und liebt und wird aus einer Entfernung von einer Million Jahren von Augen beobachtet, die älter sind als Welten, und er fühlt, wie er beurteilt wird, und spürt, wie er durch einen mentalen Fleischwolf gedreht wird und dann …
    Saark kniete keuchend auf den Pflastersteinen, und sein K opf hämmerte schlimmer als beim schlimmsten Kater, de n er je erlebt hatte. Langsam stand Saark auf, ignorierte Kell und den Geist, nahm einen Schlauch von seinem Sattel und nehm einen tiefen Zug von dem kühlen Wasser.
    »Das hat wehgetan«, sagte er schließlich.
    »Dieser da trägt einen Makel in sich«, erklärte die Geistergestalt und zeigte auf Saark. Sie sprach jedoch zu Kell.
    »Ja, ich weiß. Aber er gehört zu mir.«
    »Der Makel geht ihm bis in die Knochen«, fuhr die Gestalt fort. Saark erstarrte, als ihm klar wurde, was sie meinte. Seine Infektion. Sein schlechtes Blut. Seine neue und sich allmählich verändernde Natur. Was hatte Kell gesagt? Er hatte für diese Kreaturen Vachine getötet? Also waren sie die Feinde dieser Geistergestalt, und sie wusste, was Saa rk war … oder zumindest, zu was er irgendwann mutieren würde.
    »Er gehört trotzdem zu mir«, antwortete Kell und starrte die Erscheinung an. Er war wie üblich dickköpfig und weigerte sich nachzugeben. Schließlich nickte die große, dunkle Lady einmal kurz und glitt davon. Als sie sich bewegte, löste sie sich in Spiralen von schwarzem Licht auf, die kurz die Luft aufwirbelten und dann verschwanden.
    »Was für ein Miststück!«, zischte Saark, der den Atem angehalten hatte und jetzt ausatmete.
    »Halt die Klappe, Jungchen, sonst schlage ich dir den Kopf ab!«, fuhr Kell ihn an und ging weiter, sein Pferd am Zügel führend.
    Saark biss die Zähne zusammen und folgte Kell. Hinter ihm schrie Mary, und Saark runzelte die Stirn. Irgendwie klang das schroff und spöttisch in seinen Ohren, und wenn Saark etwas hasste, dann war es die bescheuerte Vorstellung, von einem Esel ausgelacht zu werden.
    Sie traten in den Burghof und

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