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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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standen vor dem schrägen, verdrehten, deformierten Burgfried. In dem Durchgang hinter ihnen war es so dunkel wie im Nichts, und er wirkte so kalt wie ein Leichnam. Jetzt atmete Saark die frische, eisige Luft ein und dankte den Göttern, dass er noch lebte … und nicht nur das. Er bedankte sich, dass er am Leben und trotz seiner … Unpässlichkeiten noch er selbst war.
    Kell stieß einen keuchenden Seufzer aus, und staunend blickten sie in den Himmel hinauf. Es mussten Stunden verstrichen sein, denn merkwürdig gefärbtes Sternenlicht überzog die eisigen Berge und Gipfel mit kaltem Glanz.
    »Großvater!« Nienna stürzte aus einer Tür eines kleinen steinernen Gebäudes und rannte über die vereisten Pflastersteine. Sie sprang an Kell hoch und schlang Arme und Beine um den alten Krieger. Er umarmte sie, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, sog ihren Duft ein und genoss ihre Wärme. Und ihre Liebe, denn ohne Nienna war Kell ein schlechter Mensch, ein einfacher Mann, ein gemeiner Mann; ein Abklatsch seiner selbst. Mit ihr jedoch fühlte er sich wieder ganz. Er empfand Ehre und Liebe und begriff, was das Leben und die Welt so gut machte.
    Schließlich ließ er Nienna wieder auf die Pflastersteine sinken. Sie drehte den Kopf, als Myriam ebenfalls in der Tür des Gebäudes auftauchte. Myriam nickte Kell knapp zu. Ihre Augen leuchteten hell, und sie hielt den Kopf hoch. Sie wirkte stolz, wachsam und stark trotz des Krebses, der sich durch ihren Körper fraß. Sie lächelte sogar. Es war ein rätselhaftes Lächeln, und Kell konnte ihre Absichten nicht entschlüsseln. Dann sah sie an dem Krieger vorbei auf Saark, und ihre Augen leuchteten kurz auf.
    »Wie fühlst du dich, mein Hübscher?«
    »Besser, weil dein Messer nicht mehr in meinem Bauch ste ckt. Aber sei gewarnt, Myriam, deine Zeit auf dieser Welt ist begrenzt. Du hast mich dir zum Todfeind gemacht; eines Tages werde ich dir die Kehle durchschneiden.«
    »Ach, aber nicht sofort?« Sie kam näher. Ihr Körper war immer noch athletisch, obwohl sie sichtlich abgemagert war. »Und warum nicht, Saark? Was hält dich davon ab? Vielleicht das Gift, das Kell zerstört, während wir hier so liebenswürdig plaudern?«
    »Das reicht!« Wutentbrannt trat Kell vor. Er zog Ilanna aus der Schulterschlinge und schwang die gewaltige Axt in einem großen Bogen. Einen Augenblick lang leuchtete Furcht in Myriams Augen auf, doch dann schüttelte sie den Kopf und ging ihm entgegen. Sie war nicht nur gerissen und gemein, sondern besaß auch genauso viel Mumm und Courage.
    Sie blieb vor Kell stehen und sah dem hünenhaften Krieger in die Augen. Myriam war ebenfalls hochgewachsen, hatte eine stolze Haltung und war fast auf Augenhöhe mit Kell. »Willst du leben, Kell, oder willst du sterben?«
    »So leicht sterbe ich nicht«, erwiderte er drohend.
    »Du hast die Frage nicht beantwortet.«
    »Wo ist das Gegengift?«
    »Ganz in der Nähe. Aber vorher will ich dir etwas zeigen, was mir weiterhin Sicherheit garantiert. Denn was könnte dich daran hindern, mich mit deiner riesigen Axt in zwei Teile zu zerhacken, sobald du das Gegengift hast? Ilanna heißt sie, richtig?« Myriam lächelte, was Kell ganz und gar nicht gefiel. In ihrem Lächeln lag Wissen und mehr noch, eine gewisse … Vertraulichkeit.
    »Du spielst Spielchen«, gab Kell zurück und sah Nienna an. »Hat diese Frau dir etwas angetan, Mädchen?«
    »Nein, Großvater. Und auch wenn ich es nicht gern zugebe, sie hat mir das Leben gerettet. Styx wollte mich vergewaltigen und ermorden. Myriam hat ihn getötet. Und Jex hat sie davongejagt.«
    Kell nickte und beugte sich zu Myriam vor. Er bemerkte, dass sie die Hand auf ihren Schwertgriff gelegt hatte, aber er wusste, dass er sie jederzeit in zwei Teile hacken konnte, bevor sie auch nur ihr Schwert aus der Scheide bekam. »Du spielst ein sehr gefährliches Spiel«, brummte er mit einem drohenden Unterton.
    »Allerdings. Das Spiel von Leben und Tod. Und ich entscheide mich für das Leben, was du ebenfalls tun solltest. Spiel nicht den Helden, Kell. Benimm dich nicht wie ein blöder, mit Glöckchen behangener, herumhüpfender Dorftrottel.«
    »Ich sage, bringen wir sie um.« Saark trat dichter zu ihnen, das schlanke Rapier in der Faust. Unter seinem geckenhaften Äußeren brodelte die Wut, die jederzeit ausbrechen konnte. »Wenn wir sie am Leben lassen, rammt sie uns zweifellos ein Messer in den Rücken. Noch einmal. Und diese Festung ist nicht so groß; wir finden das Gegengift auch ohne

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