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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Menge einer klaren Flüssigkeit.
    Er entkorkte die Phiole und starrte Myriam an. Dann setzte er das Glas an die Lippen und stürzte die Flüssigkeit in einem Zug runter.
    »Es wird etwa einen Tag dauern, aber dieses Mittel wird das Gift aus deinem Körper vertreiben. Das schwöre ich.«
    »Und was ist mit Nienna?«, knurrte Kell düster.
    »Ich bin niemals vergiftet worden, Großvater!«, meinte Nienna lächelnd. »Das war nur eine Lüge. Eine Lüge, die dich hierherbringen sollte.«
    Kell starrte Myriam lange an. Sie verbarg ihre Emotionen gut, aber sie war beinahe betäubt vor Angst. Schließlich blinzelte Kell und löste seine Faust vom Schaft der schrecklichen Ilanna.
    »Jetzt können wir sie umbringen!« Saark lächelte und sah Kell fragend an. Er war viel zu gierig. Viel zu gierig nach Blutvergießen.
    »Nein«, widersprach Kell. »Du hast doch die Magie gesehen.«
    »Pah!«, stieß Saark verächtlich heraus. »Die hat sie aus der Luft gegriffen. Das war ein Taschenspielertrick, wie man ihn bei Hofe von den Gauklern häufig sieht, eine raffinierte List, mein Freund. Begreifst du das denn nicht?«
    »Kann sein oder auch nicht.« Kell wirkte störrisch und sprach leise. »Und vielleicht habe ich jetzt selbst etwas in Silvatal zu erledigen.«
    »Du hast da etwas zu erledigen? Was denn zum Beispiel?«
    »Das geht nur mich etwas an.«
    »Du bist dickköpfiger als jedes Maultier«, knurrte Saark und schob enttäuscht sein Rapier in die Scheide. »Hör zu. Können wir wenigstens ein wenig ausruhen, bevor wir uns auf eine vollkommen dumme Mission durch das tückischste Gebirge der Welt begeben? Ich stinke. Ich stinke schlimmer als der Esel. Genau genommen stinke ich sogar schlimmer als du, Kell!«
    Kell betrachtete Saark. Ihm war klar, dass der Mann nur versuchte, sein Gesicht zu wahren. Er wollte unbedingt Myriams Tod; dieser Wunsch brannte in seinen Augen wie glühende Kohlen. Aber einstweilen konnte Kell sich darauf verlassen, dass Saark das Gleichgewicht nicht veränderte. Aber wie lange würde das so bleiben? Ob Kell nun an die Vision glaubte oder nicht, ob er entschied, Myriam zu töten oder nicht, eines Tages würde Saark seinen Willen bekommen. Und das gefiel Kell überhaupt nicht, es saß ihm quer wie ein Hühnerknochen in der Kehle.
    »Wir haben Zeit«, erklärte Myriam, trat zur Seite und deutete in den kleinen Raum, von dem aus ein Korridor zu einem kleinen Komplex von Zimmern führte, die jetzt verlassen und kalt waren. Früher einmal mussten sie dem Torwächter und seiner Familie Quartier geboten haben. »Wir können ein Feuer machen und Wasser erhitzen. Das ist auf jeden Fall besser, als draußen in Schnee und Eis zu kampieren.«
    Nienna ging voraus, gefolgt von Kell, der sich diesmal wenigstens nicht bemühen musste, Ilannas riesige Schmetterlingsklingen durch die Öffnung zu bugsieren.
    Saark sah Myriam an. Sie lächelte und legte den Kopf schief.
    »Ich habe eine Frage.«
    »Und die wäre?«
    »Wo war ich in dieser Vision?«
    »Aber du glaubst doch gar nicht daran, Dandy.«
    »Das spielt keine Rolle. Also, wo war ich?«
    Myriam zuckte nur die Schultern und trat dann in das Gebäude.
    »Sie spielt verfluchte Spielchen mit meinem Verstand«, murrte Saark und folgte den drei anderen mit einem spürbaren Maß an Unbehagen.
    Der Hauptraum des Wachhauses war angesichts der ansonsten so riesigen Proportionen der Festung relativ klein, aber Myriam hatte bereits ein Feuer im Kamin entzündet, das den Raum erwärmte. Sie schliefen unter ihren Reisedecken, aber die Steinplatten in der Kammer, die offenbar als Betten benutzt worden waren, waren hart, sehr unbequem und eiskalt. Draußen heulte der Wind unablässig von den hohen Pässen des Schwarzspitz-Massivs herab, fuhr kreischend und heulend durch die langen Korridore und die breiten, schiefen Bastionen. Selbst im Wachraum waren die Fluchtlinien ziemlich ungerade. Was eine Menge Gemurre auslöste, weil jedes steinerne Bett zu versuchen schien, den Schläfer entweder auf den Boden zu rollen oder ihn zu einem ungemütlichen Haufen an die Wand zu drängen.
    Kell jedoch schlief tief und traumlos. Seine Wut war durch die erfolgreiche Suche nach Nienna endlich befriedet worden. Für diese einfache Freude war er sehr dankbar. Außerdem war dieser Schlaf erholsam für ihn, denn das Gegengift, das Myriam ihm gegeben hatte, machte sich an den Vergiftungen in seinem Blut zu schaffen, in seinen Muskeln und seinen Organen. Es vernichtete die Chemikalien, die Kell sonst

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