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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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alsbald getötet hätten. Das Wichtigste war jedoch die Gewissheit, dass Nienna unversehrt war, dass er wieder bei ihr war. Mit der Axt in der Hand und seinem hünenhaften Körper, seiner Wildheit und seiner Geschicklichkeit im Umgang mit der Waffe bildete er eine Barriere für jeden, der jetzt vielleicht noch versuchen mochte, sie zu bedrohen.
    Nienna schlief sehr unruhig. Die Festung Cailleach war nicht nur abweisend, sondern wirkte zutiefst beunruhigend auf sie. Während sie auf dem harten Stein lag, dachte sie an ihre tote Freundin Katrina und die gute Zeit, die sie gemeinsam erlebt hatten. Zum tausendsten Mal dachte sie über den Tod der jungen Frau nach. Gleichzeitig lauschte sie dem sanften Flüstern, das wie ein Windhauch aus den oberen Bereichen der Kammer zu ihr drang, oder dem Zischen und Knacken, als würde Harz in den Flammen des Feuers zergehen. Nienna dachte an ihre Mutter, die so weit weg war, verloren und einsam. Vielleicht war sie sogar tot. War sie gestorben, als die Eiserne Armee in Falanor eingefallen war? War sie tot und begraben, Futter für die Würmer? Oder hatte sie entkommen können? Immerhin war sie eine sehr zähe Frau. Sie war Kells Tochter!
    Saark wiederum wälzte sich unruhig auf der harten Pritsche. Seine Zähne schmerzten, und sein Blut brannte in seinen Adern. Das Herz schlug ihm laut bis in die Ohren, hämmerte in seinem Kopf, während es gleichzeitig manchmal einen Schlag pro Minute tat, was dazu führte, dass er verzweifelt nach Luft rang. Dann wiederum hämmerte es mit über dreihundert Schlägen wie eine mit Dampf angetriebene Uhrwerkmaschine in seiner Brust. Das führte dazu, dass er seine Decke voller Panik umklammerte. Die Welt wirkte wie ein Wirbel aus merkwürdigen Farben, unwirklichen Gerüchen und Klängen, während sich seine Sinne neu justierten und er spürte, wie er in die Welt des veränderten Menschlichen hinüberglitt …
    Schließlich vergingen diese Gefühle, und Saark fiel in einen erschöpften Schlaf, nachdem er drei Nächte lang wach geblieben war. Plötzlich spürte er, dass sich ihm jemand näherte. Eine Hand berührte seine Brust, ganz leicht, und Saark riss voller Panik die Augen auf. Myriam! Er erinnerte sich an das letzte Mal, als sie so nah bei ihm gewesen war; an den Stich des Dolches, die Wunde in seinem Körper, das Gefühl, auf der Erde zu liegen, sie in Mund und Nase zu haben. Saark packte ihr Handgelenk. Er umklammerte sie grob und hart, aber Myriam beschwerte sich nicht. Sie hockte einfach nur neben ihm und atmete langsam. Ihre Augen funkelten.
    Dann beugte sie sich vor, so dicht, dass ihr Atem sein Ohr kitzelte, als sie sprach. Saark war kurz davor, seinen kleinen Dolch zu ziehen und ihn ihr ins Auge zu rammen. »Ich möchte mit dir reden«, sagte sie sanft.
    »Als du das letzte Mal mit mir reden wolltest, hast du mir ein Messer in die Rippen gerammt.«
    »Das war etwas anderes.« Sie schien einen kurzen, inneren Kampf auszufechten, und ihr Gesicht verzerrte sich. »Ich bin … anders.«
    »Wirklich? Das überrascht mich jetzt aber wirklich.«
    »Verdammt, Saark! Komm mit nach draußen!«
    Sie stand auf, und er ließ ihr Handgelenk los. Die roten Male seiner Finger zeichneten sich deutlich auf ihrer Haut ab. Er hatte einen erstaunlich kraftvollen Griff. Saark sah Myriam nach, als sie hinausging. Kalter Wind und Schneeflocken wehten in den warmen Wachraum. Der Dandy fluchte, rollte sich von der harten steinernen Pritsche und zog Hose, Stiefel und Umhang an. Dann trat er hinaus und schloss die Tür leise hinter sich. Der Wind peitschte ihm Schnee ins Gesicht, und er keuchte. Die Kälte drang durch jede Lücke in seiner Kleidung und biss in seine Haut wie ein wildes Tier. Er fluchte erneut. Und dann noch einmal. Er sah Myriam vor sich, die unter einem riesigen Steinpfeiler Schutz gesucht hatte. Saark legte die Hand auf den Griff seines Rapiers und ging grimmig zu ihr. Wenn sie ihn hereinlegen wollte, würde er sie ausnehmen wie einen Fisch.
    Es war immer noch dunkel, aber ein heller Rand am Horizont kündigte den Tagesanbruch an. Schnee peitschte durch die Luft, und der Wind heulte. Saark blickte zu dem gewaltigen Burgfried hoch, der sich riesig und schwarz vor ihm erhob. Der Stein war von Eis überzogen und das Bauwerk selbst nicht ganz senkrecht.
    Er näherte sich Myriam und hielt mit einer Hand den Kragen seines Umhangs zusammen. Als er sie erreichte, fuhr er sie unfreundlich an. »Was verdammt willst du von mir, Frau? Es ist nicht normal, sich

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