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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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nicht, bis wir sie aufhalten, stimmt’s, Großvater?«
    Kell lachte leise. »Ein alter Mann, ein gehetztes Kind, eine krebskranke Frau und ein eitler Dandy. Welche Chance im Namen der Knochenunterwelt haben wir wohl?«
    »Du verkaufst uns unter Wert, alter Mann«, mischte sich Saark lächelnd ein. Seine Augen funkelten, während er den Blick erneut auf den Weg richtete, den sie bisher bewältigt hatten. Dann erlosch sein Lächeln schlagartig, als hätte man ihn mit einem Prügel geschlagen. In einiger Entfernung, unten am See, wo der Pass von der Festung Cailleach hinführte, bewegte sich etwas. »Wir haben Gesellschaft!«, zischte Saark und legte die Hand auf den Griff seines Rapiers.
    Die anderen drehten sich um und blickten den Geröllpfad hinab.
    Weit unten in der Ferne tauchten zwei hellhäutige Gestalten auf. Sie waren groß, schlank und athletisch und bewegten sich mit ausbalancierter Geschmeidigkeit über den unebenen Boden. Selbst aus dieser großen Entfernung erkannte jeder, dass es sich um Graals Töchter handelte. Die beiden Vachine, die Kell und Saark vor gar nicht langer Zeit angegriffen hatten. Die Seelenfresser. Sie jagten immer noch Kells Blut.
    »Ich dachte, wir hätten sie abgeschüttelt.« Saarks Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Keine Chance, Jungchen.« Der Blick von Kells Augen war undurchdringlich. »Und sieh, diesmal haben sie auch Freunde mitgebracht.«
    Hinter den beiden Frauen folgten an langen Ketten die Canker. Es waren drei, und sie waren kleiner als die früheren Bestien. Sie wirkten fast wie krummbeinige Pferde. Nur schienen sie keine Haut zu haben. Selbst aus dieser Entfernung sahen die Gefährten das Schimmern ihres blutigen, rohen Fleisches. Einer der hautlosen Canker brüllte, und der Schrei hallte durch das beckenförmige Tal. Es klang, als wäre eine Frau abgemurkst worden. Das Geräusch hallte vo n den Wänden zurück und wurde vom Wind weitergetragen. Es war ein Schrei, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir weitergehen«, erklärte Saark. Sein Mund war trocken, seine Stimme ein heiseres Flüstern.
    »Ja, gehen wir«, stimmte Kell zu. Sie kletterten die andere Seite der Dämonenklamm hinab, als weit unter ihnen im Tal die Seelenfresser witternd die Köpfe hoben, tief die Luft einsogen und die Verfolgung aufnahmen.

12
    DAS SCHWARZSPITZ-MASSIV
    General Graal kniete auf luxuriösen Teppichen, nackt, mit eingeöltem Körper, und umklammerte das schwarze Schwert mit zitternden Fingern. Er hatte Drogen genommen, das Blatt der Truaga-Pflanze, und zugelassen, dass sein Blut von Kaka-Blättern gefiltert wurde. Obwohl man ihn in den Kreisen der Zauberer als Amateur betrachtete, beherrschte Graal diesen einfachen Zauber allmählich ganz ausgezeichnet. Kradek-ka hatte ihn diesen Bann gelehrt, diese einfache Kommunikation von Geist zu Geist, die Blutöl als Signalträger benutzte. Ihm war klar, dass er diesen Zauber benötigen würde, wenn die Kriegsfürsten der Vampire zurückkehrten …
    Kuradek, Meshwar und Bhu Vanesh.
    Es war schon ein ganzes Zeitalter her, seit sie über die Erde gewandelt waren. Eine Ewigkeit, seit sie auf den Granitthronen gesessen hatten. Aber es war Zeit für ihre Rückkehr, und Graal konnte ihre Besorgnis in der Blut-Leere spüren, fühlte ihre Frustration und ihren Eifer, und letztlich ihr unbändiges Verlangen, mit ihrem Gift, ihrer Seuche, ihrer Bösartigkeit zurückzukehren.
    »Kradek-ka?«, flüsterte er.
    »Ich bin hier«, erwiderte Kradek-ka. Das verräterische Ticken seines Vachine-Uhrwerks erfüllte Graals Verstand und erschwerte es ihm, sich über diese ungeheure Entfernung zu konzentrieren.
    »Ich bin hier fertig. Falanor ist erobert.«
    »Ja. Du hast es erobert, Graal. Du hast blutige Vergeltung für ihre Vergangenheit genommen; für die Zeiten der Ankarok. Sie werden wieder zu Sklaven werden! Und als Konsequenz davon haben wir jetzt genug Blutöl für die Beschwörung. Aber trotzdem brauchen wir noch die dritte Seelengemme. Ohne sie können wir die Kriegsfürsten der Vampire nicht kontrollieren. Besitzen wir jedoch alle drei Seelengemmen, sind wir die Herren.« Er lachte. Es klang grausam.
    »Weiß Anukis es?«, erkundigte sich Graal.
    »Nein. Sie ist eine einfältige Närrin! Sie glaubt mir, und sie vertraut mir; immerhin bin ich Uhrwerker, bin ich Ingenieur! Sie wurde als Kind von ihrer Mutter vergiftet, fürchte ich. Sie hat ihr primitive Moralbegriffe eingeimpft und sie mit den Sitten und

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