Kells Rache: Roman (German Edition)
Eindruck, als hätte Graal vor, auch Silvatal anzugreifen. Ihr müsst das Kriegskonzil einberufen. Wenn Ihr unsere Truppen nicht mobilisiert und die Wilden aus den Ungezähmten Landen herbeiruft, sind wir wehrlos. Silvatal wird wehrlos sein!«
Sa nickte und wandte sich an Tagor-tel. »Neuigkeiten von Fiddion?«
»Nein. Er ist sonderbarerweise stumm geblieben.«
»Dann berufe das Kriegskonzil ein«, meinte Sa tonlos. »Wie es scheint, ziehen wir im Frühling in den Krieg.«
Kell und seine Gefährten stiegen hastig den schmalen Pass hinab, der von dem Kamm wegführte. Die Anspannung setzte ihnen jetzt zu. Sie hatten zwei Mischlings-Albino-Killer der Vachine auf den Fersen. Das bedeutete … ja, was? Dass sich Vachine und Albino-Soldaten untereinander mischten? Saark schüttelte sich, während er sich geschmeidig über den felsigen Untergrund bewegte. Ein kalter, eisiger Wind strich über seine Haut.
»Du musst den Esel zurücklassen«, erklärte Kell schließlich, als sie durch einen besonders schmalen und steilen Abschnitt kletterten, der in eine steinige Schlucht führte.
»Nein.«
»Das steht nicht zur Diskussion, Saark. Nachdem uns jetzt auch noch diese Mistkerle verfolgen, müssen wir sch neller vorankommen. Und sie hält uns auf.« Kell legte sanft seine Hand auf Saarks Arm. »Mein Freund. Wenn Mary noch bei uns ist, sobald die Canker uns einholen, werden sie sie ohnehin in Stücke reißen. Das weißt du genau.«
Saark nickte und streichelte mit Tränen in den Augen das Maul des Esels. Dann hob er Mary die schwere Last vom Rücken und nahm ein paar wichtige Dinge aus den Satteltaschen, bevor er mit dem Griff des Rapiers gegen ihren Rumpf schlug. Mit einem erschreckten Schrei galoppierte Mary den Pfad zurück, drehte sich dann um und starrte Saark mit ihren großen Augen verächtlich an.
»Lauf! Los!«, rief er. Dann blickte er zu Kell zurück und grinste. »Ich liebe dieses Vieh«, erklärte er. Kell nickte mit undurchdringlicher Miene, die Hand auf Ilannas matten schwarzen Schaft gelegt.
»Gehen wir weiter«, erklärte Kell dann und betrachtete den hohen Kamm über ihnen. Er glaubte in der Ferne das Knurren der Canker zu hören, schüttelte dann jedoch den Kopf. Das war sicherlich nur der Wind in den Klippen. Aber sie kamen, das wusste er. Diese Albino-Frauen und die Canker …
Es war richtig von Kell gewesen, darauf zu bestehen, Mary zurückzulassen. Sie kamen jetzt erheblich schneller voran, obwohl sowohl Nienna als auch Saark sich bitterlich über das forsche Tempo beschwerten; Saark noch mehr als die junge Frau. Auf Kells Anweisungen bogen sie nach rechts ab und stiegen einen steilen Geröllhang mit flachen Platten aus Granit und Schiefer hinauf. Sie stampften hoch, und ihre Stiefel traten immer wieder Steine los, die klappernd ins Tal hinabrollten. Kell trieb sie an, und nach etwas weniger als einer Stunde waren alle schweißüberströmt. Schmerz brannte helle Muster in ihr Gehirn. Saark blieb stehen und blickte den Geröllhang hinab.
»Ich kann Mary sehen!«, erklärte er fast triumphierend. Dann jedoch erstarrte er, als aus einem schmalen Schacht in der gegenüberliegenden Felswand die drei Canker sprangen. Sie blieben stehen, knurrend und sabbernd, und fächerten auf, umkreisten den Esel. Die scharfen Krallen an ihren großen Tatzen schlugen Funken auf dem steinigen Boden. Ihre Blicke waren starr auf Mary gerichtet, während sie sich mit wiegendem Gang voranbewegten. Der Esel schrie vor Panik, hatte die Augen vor Angst weit aufgerissen und die Ohren an den Schädel gelegt. Saark spürte, wie das Entsetzen durch seinen Körper rieselte. »Nein«, murmelte er und packte sein Rapier fester, als Mary sich vor Entsetzen auf den Boden kauerte. Sie spannte ihre Hinterbeine an, um das Einzige zu tun, was sie konnte, nämlich zuzutreten. »Nicht der Esel!«, rief Saark klagend. Doch nachdem die Canker Mary ein paarmal umrundet hatten, ließen sie von ihr ab wie eine Schwadron von Jagdfalken und setzten ihren Weg über den Talboden fort.
»Runter!«, befahl Kell und bedeutete den anderen mit einer Handbewegung, sich auf den Boden zu legen, damit sie sich nicht gegen den Himmel abhoben. Dann blickte er hoch. Über ihnen ragte eine hohe Mauer aus Granit auf, die von Quarzadern durchschossen war. Die diagonalen Flöze glitzerten und funkelten. Und Kell glaubte, eine schmale Öffnung zu erkennen. Wenn sie sich hindurchzwängen konnten, würde der schmale Spalt die Canker hervorragend aufhalten. Aber bis
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