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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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knurrte Saark.
    »Gehen wir weiter. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
    Während sie gingen, machten ihre Stiefel seltsame Geräusche auf dem klebrigen, schimmernden Boden. Saark bemerkte irgendwann, dass er unwillkürlich sein Rapier gezückt hatte. Er fluchte und schob die Waffe mit finsterer Miene wieder in die Scheide. Wenigstens waren die Furcht und die Klaustrophobie, die ihm zu schaffen machten, für eines gut: Sie lenkten ihn von dem süßen, klebrigen Geruch von Niennas Blut ab, zogen seine Aufmerksamkeit von dem stets präsenten Rhythmus ihres Herzschlags weg. Er schüttelte den Kopf. Was wird da aus dir, Saark?, fragte er sich selbst. Ihm war jedoch nicht danach, über die Antwort nachzudenken.
    Sie gingen stundenlang durch diese Tunnel. Manchmal erlosch das Schimmern des Bodens, und sie gingen durch undurchdringliche Finsternis weiter. Die einzige Helligkeit spendeten mineralische Adern in den Fels- und Marmorwänden. Manchmal verengten sich die Gänge auch, wie Kell es vorhergesagt hatte. Sowohl Saark als auch Kell hatten dann Schwierigkeiten, sich hindurchzuzwängen. Nur Nienna passierte diese Engstellen ohne Probleme. Gelegentlich erreichten sie auch Abschnitte, an denen riesige Felsbrocken losgebrochen waren und einen Teil des Tunnels blockierten. Es war nahezu unmöglich, hier weiterzukommen. Etliche Male mussten sie sich unter einem gewaltigen Gesteinsbrocken hindurchschieben, der sie wie Ameisen unter einem Stiefelabsatz zerquetscht hätte, wenn er sich auch nur einen halben Meter bewegt hätte. Einmal war dieser eingebrochene Abschnitt ziemlich lang, und Saark kroch auf dem Rücken liegend hindurch, zerkratzte sich Arme und Beine, während ihm Staub in die Augen rieselte und er hastig und flach atmete. Eine vertraute Panik legte sich wie eine Klammer um sein Herz; er hustete, würgte und drückte gegen den ungeheuren riesigen Felsbrocken über sich. Er fragte sich bereits, ob er sterben würde, als Kell ihn mit seinen großen Händen am Kragen packte und ihn den Rest des Wegs unter dem Hindernis hindurchzerrte.
    Saark setzte sich auf, hustete, vollkommen von grauem Staub bedeckt. Er wirkte jämmerlich. Dann wischte er sich sein schwitzendes, schmutziges Gesicht ab und blickte zu Kell hoch. »Danke, alter Knabe.«
    Kell nickte einmal kurz und streckte sich dann. »Es warten noch engere Passagen auf uns.«
    »Genau das hat mir gefehlt«, erwiderte Saark.
    »Ich wollte dich nur warnen.«
    »Mach das lieber nicht. Ich mag widerliche, bösartige, schlechte Überraschungen.«
    Sie gingen weiter, über den schimmernden Boden, der diesmal steil anstieg, bis der Tunnel schließlich auf einer kleinen Plattform mündete, von der aus man eine Höhle überblicken konnte. Als sie sich der Plattform näherten, sahen sie, dass die Leuchtkraft des Schleims zunahm, weil er an Menge zunahm, und das warnte sie. Sie gingen langsam weiter und duckten sich, als sie auf die Plattform traten. Der Vorsprung war gerade breit genug, damit alle drei nebeneinander dort stehen konnten. Bei dem Anblick, der sich unter ihnen bot, hockten sie sich schweigend vor Staunen hin .
    Am Boden der, wie es aussah, auf natürlichem Weg entstandenen Höhle, die von Stalaktiten und Stalagmiten übersät war, lagen Kokons; sie waren weiß und hatten tiefe Furchen. Jeder Kokon hatte etwa die Größe eines Pferdes und war in sechs oder sieben Segmente unterteilt. Sie lagen da, vollkommen bewegungslos. Sie glühten nicht, sondern waren von einem blassen, fast durchscheinenden Weiß. Es gab Hunderte von ihnen. Tausende. Sie übersäten die Höhle, und viele von ihnen lagen dicht zusammen, eng aneinandergepfercht.
    »Was ist das?«, fragte Saark mit vollkommen unbewegtem Gesicht und leiser, neutraler Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Kell.
    »Du hast doch gesagt, du wärst schon einmal hier gewesen!«
    »Das stimmt. Aber so etwas wie das da unten habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    »Könnte es sein, dass sie, na ja, du weißt schon, irgendetwas mit den Würmern zu tun haben? Vielleicht brüten sie ja hier?«
    »Sehr wahrscheinlich.« Es überlief Kell kalt. Wenn sie brüteten und möglicherweise schlüpften, würden sie die Gefährten einfach überrennen, sobald sie aus ihren Kokons kamen.
    »Seht!« Nienna streckte eine Hand aus. Kell legte seine Hand auf ihre und drückte sie sanft herunter.
    »Ich kann es sehen, Mädchen.«
    Die Kokons waren doch nicht starr, sondern pulsierten. Als würden sie atmen.
    »Was jetzt?«,

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