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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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gackerten Hühner in einem nahe gelegenen Stall. Kell streckte die Hand aus.
    »Schlachte sie und sack sie ein. Frisches Fleisch ist genau das, was wir jetzt brauchen.«
    Saark wollte seinen Ohren nicht trauen. » Was ?«
    Kell blieb stehen und drehte sich herum. »Schlachte die Hühner. Ich suche uns ein paar Pelze, Wollmäntel und Dörrfleisch. Mach schon, Junge.«
    »Die Hühner kannst du selbst schlachten!«, fuhr Saark ihn an.
    »Hast du damit ein Problem?«
    »Nur Bauern schlachten Hühner! Ich bin daran gewöhnt, dass mir mein frisches Fleisch auf einem silbernen Tablett serviert wird, garniert mit Butter, Kräutern und neuen Kartoffeln, dazu ein bisschen Salz und nicht zu viel Pfeffer. Gebracht wird mir das von einer strammen Dienstmagd, deren Brüste größer sind als das verdammte Huhn auf dem Teller!«
    Kell starrte Saark scharf an. Die Schwellung seines zerschlagenen Gesichts war zwar abgeklungen, aber er sah immer noch übel aus. Seine Lippen waren aufgeplatzt, seine Haut zerkratzt, und er war ein müder Abklatsch von dem gutgekleideten Dandy, den Kell in der Gerberei in Jalder zum ersten Mal getroffen hatte. »Also gut«, sagte Kell, während er die Situation überdachte. »Hier und jetzt, Saark, bist du ein Bauer. Du siehst wie ein Bauer aus, und du stinkst wie einer. Also schlachte die verdammten Hühner!«
    »Ich werde die Hühner nicht schlachten. Ich bin kein Sklave!«
    »Du wirst die Hühner schlachten oder hungern!«, fuhr Kell ihn an und stürmte ins Bauernhaus. Er trat die Tür auf und ging mit seiner schimmernden Streitaxt voran hinein.
    Saark stand da, starrte auf die offene Tür und fluchte leise. Da berührte jemand leicht seinen Arm. Skanda lächelte zu ihm hinauf. »Ist schon gut, Hübscher, ich schlachte die Hühner. Denn trotz meines Äußeren habe ich ein Talent dafür.«
    »Sicher?«, knurrte Saark. Seine Augen waren dunkel vor Wut, und er verzog schmollend die Lippen.
    »Überlass das mir.« Skanda war mit einem primitiven Bronzedolch bewaffnet, den er jetzt vorsichtig zwischen die Zähne schob. Er ging zum Hühnerstall und lockte die Hennen darin mit kluckernden Geräuschen.
    »Ich suche … einfach Feuerholz. Oder so etwas.« Saark winkte Skanda zu, drehte sich um und setzte sich in Bewegung. »Was wir wirklich brauchen, sind Pferde«, erklärte er und ging zum Stall. Natürlich wusste er, dass dort keine Tiere stehen würden; wer würde schon ein Pferd zurücklassen, wenn er fliehen musste? Trotzdem wollte er nachsehen. Er näherte sich den Stallungen, in denen alles dunkel und ruhig war. Unschlüssig rieb er sich das Kinn, öffnete die Tore und sah nicht ein einziges Pferd. »Verdammt!« Er hatte wirklich Pech. Was hätte es geschadet, wenn sie wenigstens dieses eine Mal ein bisschen Glück gehabt hätten? Zur Abwechslung. Statt dass die Götter ihnen permanent Soldaten und missgestaltete Kreaturen hinter jeder verfluchten Ecke in den Weg warfen?
    Saark drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an die Stalltür. Er hörte ein ersticktes Gackern und zuckte zusammen. Es stimmte, dass ihm seine Nahrung normalerweise auf einem silbernen Tablett serviert wurde, von einer Dienstmagd, deren Brüste wahrscheinlich gleich drei Männer ersticken konnten, nicht nur einen; aber der eigentliche Grund für seine Weigerung war ein anderer, und das beschämte ihn. Sein Leben in der vornehmen Gesellschaft hatte ihn einfach nicht besonders gut auf das Schlachten von Hühnern vorbereitet. Er hatte keine Ahnung, wie man ein Huhn tötete, allerdings auch nicht das geringste Interesse daran, es herauszufinden.
    Erneut ertönte ein ersticktes Gackern vom Hühnerstall, und Saark zuckte wieder zusammen, beinahe mitfühlend. Doch sein Mitgefühl wurde von seinem schrecklichen Hunger erstickt. Dann ertönte hinter ihm in dem dunklen, schmutzigen Stall ein Poltern. Er wirbelte herum, mit gezücktem Rapier und die Augen zusammengekniffen.
    »Ist da jemand?«, fragte er barsch. »Zeig dich! Zwing mich nicht dazu, dich herauszuholen!«
    Nichts. Niemand antwortete, niemand bewegte sich. Nicht das geringste Geräusch war zu hören.
    Saark blickte zum Bauernhaus zurück, aber von Kell war ebenfalls nichts zu sehen. Außerdem wollte Saark nicht vor ihm wie ein Narr dastehen, wegen so etwas Lächerlichem wie dem Schlachten eines Huhns. Also ging er in den Stall und senkte den Kopf, als würde diese Bewegung irgendwie seine Nachtsicht verbessern. Er ging an den Stallboxen entlang und rümpfte die Nase bei dem

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