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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Gestank von altem Kot und feuchtem Stroh. Es roch hier fast so schlimm wie ein verfaulter Leichnam. »Komm jetzt raus, bevor ich meine Geduld verliere!«, befahl er mit erhobener Stimme. Als er sich dem Ende des Stalls näherte, verlangsamte er seine Schritte. Wer auch immer die Geräusche gemacht hatte, er musste hier sein.
    Das letzte Stück sprang Saark mit ausgestrecktem Rapier vor und blinzelte verblüfft. In der letzten Stallbox stand … ein Esel.
    Saark und der Esel starrten sich eine Weile an, bis Saark sich endlich entspannte. Der Esel schrie einmal heiser, neigte den Kopf und beobachtete den großen, schlanken Schwertkämpfer.
    »Verdammt, sie haben dich zurückgelassen, du armes kleines Ding!« Saark öffnete die Tür, fand einen Strick an der Wand und verbrachte einige Minuten lang damit, ihn dem Esel anzulegen. Dann führte er das Tier aus den Stallungen hinaus. Kell trat gerade aus dem Bauernhaus; er trug einige Gegenstände, die er in eine Decke gewickelt hatte, als Saark mit dem Esel in das fahle Sonnenlicht trat.
    Die beiden Männer blieben stehen und starrten sich an.
    »Du hast einen Esel gefunden. Gut gemacht«, erklärte Kell.
    »Die elenden Hundesöhne haben ihn zurückgelassen! So etwas Schreckliches! Sie hätten ihn zumindest freilassen können. Nun, er kann mitkommen und unsere Vorräte tragen. Ich glaube, ich habe da irgendwo im Stall einen Tragekorb gesehen.«
    Kell legte die Decke auf den verschneiten Boden. »Ich habe ganz bestimmt nichts dagegen«, sagte er dann nachdenklich, »einen Esel mitzunehmen. Es ist eine lange Reise, und im Laufe meines Lebens habe ich häufig festgestellt, wie nützlich Esel sein können.«
    »Gut«, erklärte Saark und rieb dem Esel das Maul. »Ich glaube nämlich, dass dieses Tier fürs Erste genug misshandelt worden ist.«
    »Ja. Und ich glaube, dass ein Esel ausgesprochen schm ackhaft ist«, gab Kell zurück.
    Es herrschte eine lange Pause. »Du würdest den Esel essen? «, erkundigte Saark sich schließlich.
    »Saark! Bevor ich verhungere, Jungchen, würde ich sogar deine Arschbacken grillen. Also, pack dieses Zeug in den Korb. Hast du die Hühner geschlachtet?«
    In dem Augenblick tauchte Skanda auf. Er hatte fünf Hühner am Hals zusammengebunden. Dieses Bündel reich te er Kell, der die toten Hühner entgegennahm und Saark einen scharfen Seitenblick zuwarf.
    »Was denn?«, fuhr der Schwertkämpfer hoch.
    »Schäm dich, Saark. Den Jungen dazu zu zwingen, die Arbeit eines Mannes zu tun. Deine Arbeit, genauer gesagt!«
    »Er hat sich freiwillig dafür angeboten«, erwiderte Saark kläglich und ging wieder in den Stall, um den Korb zu suchen.
    Den Rest des Tages gingen sie zügig weiter und machten nur einmal am frühen Abend eine Pause, um eine kalte Mahlzeit aus Dörrfleisch und zwiegebackenem Weizenbrot zu essen. Saark führte den Esel an der Leine. Er hatte ihn Mary genannt, was Kell mit erhobener Braue und undurchdringlicher Miene kommentiert hatte. Saark hatte die bösartige Anspielung mit einem Achselzucken abgetan und hielt sich ein Stück vor den anderen. In einem Punkt jedoch waren sich alle einig: Mary erwies sich tatsächlich als sehr hilfreich beim Transport ihrer Lasten. In dem Bauernhaus hatten sie sehr viele Vorräte gefunden, Brot und Käse, eine Schinkenkeule, Dörrfleisch, Mehl, Zucker und Salz. Sogar ein bisschen Schokolade war dabei gewesen. Kell hatte eine Flasche mit Whisky aufgetrieben, die er tief unten im Korb verstaut hatte. Er hielt es für besser, Saark nichts davon zu verraten. Denn als Kell das letzte Mal zu viel Schnaps getrunken hatte, hatte das mit einer wüsten Schlägerei geendet. Saark hatte dabei mächtig Prügel von Kells kräftigen Fäusten einstecken müssen. Aber Kell hatte keineswegs die Absicht, jetzt Whisky zu trinken. Er war weg vom Schnaps. Er hatte den Whisky aus rein medizinischen Zwecken mitgenommen, jedenfalls redete er sich das ein.
    Der grau und schwarz gestreifte Himmel wirkte endlos. Das wenige Blau darin war hauchdünn, wie ein Streifen dünner Wasserfarbe, und gerade als die Nacht anbrach, erreichten sie die Kuppe eines Hügels. Kell deutete auf ein langes, verlassenes Bauwerk aus schwarzen Ziegeln. Darauf befanden sich mehrere gedrungene Schornsteine. Es war von Pflanzen überwuchert, die Tore hingen schief in den Angeln, und es fehlten etliche Ziegelsteine. All das ließ darauf schließen, dass es bereits seit beträchtlicher Zeit leer stand.
    »Wusstest du, dass diese Gebäude hier stehen?«,

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