Kells Rache: Roman (German Edition)
Wand geschleudert wurden. Saark hatte das Gefühl, dass ihm der Kopf in den Hals gehämmert würde. Seine Zähne klapperten, und er fürchtete, sein Darm würde durch seinen Hintern hinausgepresst. Kell stöhnte und rappelte sich mühsam auf, während ihm Blut aus der Nase lief. Er hob Ilanna und knirschte mit den Zähnen, als die Mauer aus Albinos näher kam …
In ihrer Mitte ging eine winzige, zerlumpte Albino-Frau, mit struppigem weißem Haar und glühend roten Augen. Ihr Gesicht war uralt, zerfurcht und hager. Kell erkannte sie. Es war eine Albino- Shamathe , eine der gefürchteten weißen Hexen. Kell schüttelte den Kopf. Er wusste, dass er sie schnell töten, sie schnell außer Gefecht setzen musste, denn ihre Magie war furchteinflößend, sehr mächtig, ein Produkt der Erde und des Feuers und des Blutes sowie unkontrollierter, wilder, dunkler Energie …
Ilanna zuckte hoch, ihre Klingen schimmerten, aber der zweite Energiestoß riss Kell von den Füßen und klatschte ihn erneut gegen die Wand. Die Ziegel gaben unter ihm nach und brachen in einem Schauer aus Trümmern und Staub und zerbrochenen Holzbalken nach außen. Die ganze Waffenschmiede knarrte und sackte zusammen, die Mauern ächzten. Kell war unter einem Haufen von Trümmern halb begraben, als die Luft um ihn und den bewusstlosen Saark herumwaberte und fauchte – und die Mauer wieder zurückgesogen wurde, als hinge sie an einem Gummiband, das in seine ursprüngliche Form zurückschnellt.
Die Albino- Shamathe lachte keckernd und sprang vor wie ein Hofnarr. Aber ein großer Albino-Soldat trat vor sie, legte ihr die Hand auf die Schulter und beruhigte sie. »Gut gemacht, Lilliath«, sagte er freundlich und zog ein langes, schwarzes Schwert. »Aber … ich werde das hier beenden.«
Lilliath nickte, und ihr wildes Haar wehte ihr dabei um den Kopf.
Jekkron, ein großer, eleganter Mann, der geborene Krieger, beugte sich über Kell, der stöhnend am Boden lag und dessen Lider zuckten. Der alte Soldat hatte seine Axt unter den Trümmern und den zerberstenden Balken verloren. Er öffnete seine staubverschmierten Augen und knurrte durch seine blutigen Zähne, doch der Albino lächelte nur. Er nickte einmal, hob sein schwarzes Schwert hoch in die Luft und ließ die Klinge auf Kells Kehle hinabsausen.
3
UHRWERKMASCHINE
»Er hat uns also verraten?«
Das Schweigen lastete in der Ratskammer des Konzils der Hohen Ingenieure der Vachine. Die beiden anwesenden Uhrwerker rutschten unbehaglich auf ihren Stühlen hin und her, denn diese Vorstellung war ein Anathema für alles, woran sie glaubten und wonach sie trachteten.
»Das ist unmöglich!«
»Warum unmöglich? Ein Canker sollte schon per Definition unmöglich sein. Wir sind die Höhere Rasse, die Gesegneten, wir sind die Spitze körperlicher und technologischer Evolution. Was also ist ein Canker? Eine Verhöhnung unserer Genetik, eine Verhöhnung unserer Menschlichkeit, eine Verhöhnung unseres Vachinestatus. Die Vachine sollten perfekt sein; die Canker erinnern uns daran, dass sie es nicht sind. Wie also sollte man da begründen, dass Graals Verrat eine Unmöglichkeit wäre?«
Eine andere Stimme meldete sich. Eine alte Stimme. Eine geachtete Stimme. Eine ernste Stimme. »Er hat uns tausend Jahre gedient. Ihr … jungen Vachine versteht nicht, was General Graal für uns getan hat. Ohne ihn und ohne das Werk von Kradek-ka hätten wir niemals einen derartig erhabenen Status erreicht; wir hätten niemals unseren derzeitigen evolutionären Stand erlangt, diese Ebene und ebenso wenig den Hochaltar. Graal hat die Entwicklung unserer Rasse beschleunigt. Ohne ihn wäre unsere Rasse längst ausgestorben.«
Schweigen antwortete dieser Einlassung. Große Geister erwogen die Konsequenzen ihrer Diskussion.
Schließlich meldete sich eine andere Stimme zu Wort. Es war eine junge, nervöse Stimme, die wie das Schnattern von Spatzen neben dem weisen Ruf einer Eule klang. »Das Uhrwerk ist vollkommen falsch«, sagte die Stimme.
»Soll heißen?«
»Die Algorithmen … sie reden vom Axtkämpfer.«
»Was ist dieser Axtkämpfer?«
»Der schwarze Axtkämpfer von Drennach.«
Wieder herrschte Pause. Rund um den Tisch zündeten einige der älteren Vachine ihre Pfeifen an und bliesen mit berauschendem Blutöl parfümierten Rauch in die Luft. Schweigen machte sich breit. Etliche Vachine tauschten vielsagende Blicke aus.
»Die Uhrwerkmaschinen sind niemals besonders spezifisch, aber sie sprechen von einem schrecklichen
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