Kells Rache: Roman (German Edition)
Mörder, einem Axtkämpfer namens Kell … nur, ist er Freund oder Feind? Das sagen die Maschinen nicht. Sie bringen nur seinen Namen auf, immer und immer wieder.«
»Wir müssen annehmen, dass er ein Feind ist. Jeder andere Mensch, der jemals seinen Fuß nach Silvatal gesetzt hat, hatte nur Böses und Vernichtung in seinem verdorbenen und von Geschwüren eiternden Herzen.«
»Ist das nicht zu erwarten?«
»Soll heißen?«
»Wir ernähren uns von ihnen; sie bedeuten uns nicht mehr als Vieh.«
»Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass dieser Schwarze Axtkämpfer böse ist, eine Geißel für unsere Rasse. Andererseits schweifen wir im Augenblick von dem eigentlichen Problem ab; und das ist General Graal und was er mit unserer Eisernen Armee macht.«
Diesen Worten folgte Schweigen.
»Ist der Bericht bereits eingetroffen? Von Prinzessin Jaranis?«
»Es hat keinerlei Kommunikation gegeben, bis jetzt ist von ihr gar nichts gekommen.«
Man dachte darüber nach und verarbeitete die Informationen. Dann stand einer der Uhrwerker auf; in der Struktur ihrer Religion herrschte nur der Patriarch über die Uhrwerker, und mittlerweile waren diese Uhrwerker so wenige, dass man ihren Rang als eine aussterbende Gattung bezeichnen konnte. Es waren nur noch fünf von ihnen übrig. General Graal war Uhrwerker; genau dieses Element in den neuen Informationen machte das Hohe Konzil so nervös. Niemand wollte als Häretiker gelten; niemand wollte, dass ihr Uhrwerk vergiftet wurde, ihr Fleisch zerfetzt und mit Gewalt zu einem Canker pervertiert wurde.
Sie hieß Sa, sie war klein. Aber sie hatte diese blitzenden, gefährlichen Augen. Widersetzte man sich Sa, wurde man ausgelöscht. »Wir haben nur wenige Beweise«, sagte sie. Ihre Stimme klang weich, und sie sah jedes Mitglied des Ingenieurkonzils der Reihe nach an. Sie ging um den äußeren Rand des riesigen, ovalen Stahltisches herum und blieb an der Spitze stehen, wo, wäre er bei guter Gesundheit gewesen, der Patriarch gesessen hätte. Heute war er, wie an so vielen Tagen zuvor, an sein Bett gebunden. Es gingen Gerüchte um, dass er Blutöl huste und seine Tage gezählt seien. »Wir können General Graal nicht einfach in Abwesenheit verurteilen; er sollte in der Lage sein, sich gegen diese wahrhaft diabolischen Anschuldigungen , die an diesem Tisch gegen ihn vorgebracht wurden, zu verteidigen. Was also passiert hier?« Ihre Augen glühten. »Wir waren einst vereint. Jetzt brechen wir auseinander. Wir werden uns vertagen, und über diese Angelegenheit wird kein Wort mehr verloren, bis Graal im Frühling nach der Schneeschmelze zurückkehrt. Sind wir uns in diesem Punkt einig?«
Zustimmendes Gemurmel antwortete ihr, und das Konzil der Ingenieure löste sich auf. Die etwa hundert Mitglieder strömten hinaus in das Labyrinth des Ingenieurspalastes, und von dort weiter, ins Silvatal. Schließlich befanden sich nur noch Sa und ein anderer hochgeschätzter Uhrwerker in der Konzilskammer, Tagor-tel. Sie sahen sich an wie alte Geliebte bei einem heimlichen Rendezvous.
»Ich glaube nicht, dass dies genügt«, erklärte Tagor-tel. »Ich vertraue dem alten General nicht. Und … war das nicht der Grund, warum Jaranis losgeschickt wurde? Um ein Auge auf diese Vorgänge zu halten?«
»Das Wetter ist gegen sie.«
»Wie ausgesprochen passend. Für Graal.«
Sa spitzte die Lippen und dachte nach. »Mir sind ebenfalls bestimmte Veränderungen an Graal aufgefallen. Aber ich wüsste nicht, wie ein Mann allein eine Bedrohung für das Hohe Episkopat der Ingenieure darstellen könnte. Oder gar für die Zivilisation der Vachine! Selbst mit unserer gehorsamen Eisernen Armee unter seiner direkten Kontrolle. Was will er tun? Mit ihr gegen uns marschieren?« Sie lachte. Es klang wie surrende Schwungräder.
Tagor-tel zuckte mit den Schultern. »Ich bezweifle, dass er genügend Überzeugungskraft aufbringen könnte. Die Alshina haben uns schon zu lange gedient.« Er dachte einen Moment nach. »Wir müssen jedoch herausfinden, was mit Jaranis geschehen ist. Sie hatte die Kriegeringenieure bei sich, stimmt das? Walgrishnacht? Er ist einer unserer besten Soldaten. Wenn jemand uns eine Nachricht überbringen kann, dann er.«
»Wir werden sehen. Aber lass uns einen Moment annehmen, ungeachtet des Konzeptes der Häresie, dass Prinzessin Jaranis gescheitert ist. Dass sie und ihr Tross tot sind. Was dann?«
»Wir können …« Tagor-tel machte eine Pause und sah sich in der Konzilskammer um, überzeugte
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