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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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durch die noch immer offene Messerwunde verloren. Es ging ihm zwar besser als zuvor, er war kräftiger und hatte einen etwas klareren Kopf, aber die ständigen Kämpfe forderten ihren Tribut. Der Mann hatte tiefe, dunkle Ringe um die Augen, sein Gesicht war eingefallen und gezeichnet von Erschöpfung und Schmerzen.
    »Das ist nicht richtig«, erklärte Saark, als sie eine Armeeplane zwischen zwei Bäumen aufspannten, damit sie ihnen wenigstens ein bisschen Schutz vor dem Schnee gewährte. Hinter ihnen erhob sich eine Wand aus Felsen, riesige, kantige Felsblöcke, die vor Hunderten von Jahren von den Hügeln heruntergepoltert sein mussten. So gab es nur einen einzigen Zugang für Wind und Schnee zu ihrer kleinen Nische.
    »Was genau ist nicht richtig? Du musst an der Leine ziehen, Saark. Es bringt nichts, wenn du das verdammte Ding nur streichelst.«
    »Ich ziehe ja, Mann, ich ziehe ja! Ich bin aber in meiner Beweglichkeit aufgrund der Stichverletzung in meiner Seite ein wenig eingeschränkt; oder hast du möglicherweise nicht bemerkt, dass man mir ein Messer in den Leib gerammt hat?«
    »Ich bemerke vor allem, dass du in einer Minute massakr iert wirst, wenn du mir nicht hilfst, diese verdammte Plan e festzuzurren!«, knurrte Kell. »Meine Hände sind schon blau vor Kälte! Also, red weiter, was genau stimmt nicht, Mann?«
    »Einfach wegzulaufen und Skanda ganz allein den Soldaten, den Dämonen und was auch immer sonst noch diesen von Magie verseuchten Wald bevölkert zu überlassen.«
    Kell zurrte einen Riemen fest, setzte sich dann auf einen Felsen und wühlte in einer Satteltasche. Neben ihnen schrie Mary, und Kell warf dem Esel einen finsteren Blick zu. »Hör zu, Saark. Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe … dieser Junge hat dem Soldaten die Haut und die Muskeln vom Körper gerissen, als würde er einen Teppich vom Boden aufheben. Er hat ihm die Haut komplett abgezogen! Dann hat er dem Mann die Kehle herausgebissen und ihm die Organe mit den Fingern herausgeschnitten. Also jammere mir nicht vor, dass wir einen kleinen Jungen ganz allein im Wald lassen; Skanda ist kein Junge. Jedenfalls habe ich so einen noch nie gesehen.«
    »Was ist er dann? Ein Kamel?«
    Kell blickte Saark finster an und bedeutete dem großen Schwertkämpfer, sich hinzusetzen. Dann sprach der Hüne leise und müde weiter. »Ich habe dir gesagt, was ich gesehen habe. Wenn du mir nicht glaubst, dann, bei Dakes Eiern, geh raus in den Schnee und such den kleinen Mistkerl. Ich würde ihm lieber meine Axt in den Schädel hämmern! Er ist mir unheimlich.«
    »Du bist einfach unverbesserlich!«
    »Ich?«, fuhr Kell hoch. Seine Wut flammte auf. »Ich vermute stark, dass wir da irgendetwas sehr Übles aus Alt Skulkra eingeschleppt haben; wir haben es mit uns in die Welt gebracht. Und ich fürchte ebenfalls, dass wir der Welt damit keinen besonders guten Dienst erwiesen haben. Kapierst du das?«
    »Immerhin hat er uns gerettet«, murmelte Saark. Er duckte sich unter den improvisierten Überhang und lehnte seinen Rücken gegen den kalten, feuchten Felsen. Er fröstelte, trotz seiner Felle und des Ledermantels. »Du bist ein undankbarer alter Ziegenbock, Kell. Weißt du das?«
    »Er hat uns gerettet?« Kell lachte, aber in seinen müden Augen zeigte sich kein Humor. »Manchmal, mein Freund, glaube ich, dass es besser ist zu sterben.«
    Sie teilten sich Dörrfleisch und ein paar zwiegebackene Brote und aßen schweigend. Lauschten dem schwachen, traurigen Wind und der gedämpften Stille, die der Schnee in einem Wald verbreitete. Gelegentlich prasselte es, wenn eine Schneelast von hohen Zweigen stürzte. Irgendwann zuckte Kell zusammen und holte mehrmals tief Luft.
    »Bist du verletzt?« Saark wirkte plötzlich besorgt.
    »Es ist nichts.«
    »Sei nicht albern! Du bist wie ein Ochse. Du beschwerst dich nur, wenn irgendetwas wirklich wehtut. Was ist es?«
    »Schmerz. In meinem Inneren. In meinen Adern.«
    Saark nickte und sah seinen Gefährten ernst an. »Glaubst du, es ist das Gift?«
    »Ja sicher!«, presste Kell zwischen den Zähnen heraus. »Und es wird noch schlimmer! Meine größte Furcht besteht darin, dass ich Myriam und das Gegengift endlich finde und dann nicht mehr die Kraft habe, ihr das verdammte Genick zu brechen!«
    »Glaubst du, dass Nienna leidet?«
    »Wenn sie leiden muss, gibt es ein Blutbad«, versprach Kell finster. Seine Augen funkelten vor Wut. »Und jetzt leg dich schlafen, Saark. Du siehst müder aus als ein Säugling. Bist du

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