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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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die Soldaten ringsum an. Sein Gesicht hatte nichts Menschliches mehr; auf seinen schwarzen Zähnen glänzte Jekkrons weißes Blut. Er hob seine Hände, krümmte sie in einer Parodie von Klauen und hielt sie hoch in die Luft. Nur war der Witz nicht mehr komisch.
    Dann stürzte sich Skanda auf den sterbenden Soldaten, riss ihm mit den Zähnen die Kehle heraus, schlitzte mit seinen scharfen Krallen Jekkrons Brustkorb auf, zog die inneren Organe heraus und hielt sie hoch, damit die Soldaten sie sehen konnten. Dann sprang Skanda vor. Gepackt von einer plötzlichen Welle der Furcht verstreuten sich die Albino-Soldaten, als der Junge kreischend brüllte und sie dann schreiend verfolgte. Plötzlich wähnten Kell und Saark sich allein in der Schmiede.
    Kell humpelte zu seinem Gefährten, der gerade erst das Bewusstsein wiedererlangte. Blut tropfte ihm aus den Ohren in die langen, dunklen Locken und ließ sie glänzen. Die beiden geschwächten Männer stützten sich gegenseitig, und Saark blickte auf den schrecklich zugerichteten, zerfetzten Leichnam von Jekkron. Dann fiel sein Blick auf die Pfützen von weißem Blut, die sich in Mulden und Löchern gesammelt hatten und auf die sich bereits der Steinstaub setzte.
    »Hast du ihm das angetan?«, erkundigte sich Saark hustend.
    »Es war der Junge.«
    »Skanda? Nein! Ein kleines Kind könnte niemals …«
    »Er ist kein kleines Kind«, fiel Kell ihm ins Wort. Dann drehte er sich grunzend herum und sah zu der bewusstlosen Shamathe hinüber. Ihr Gesicht war schwarz und violett angelaufen. »Dein Maultier zielt ganz ausgezeichnet.«
    »Das war Mary? Großartig! Und übrigens, sie ist ein Esel, kein Maultier.«
    »Läuft aufs Gleiche raus«, murmelte Kell. »Komm, wir brauchen Pferde. Wir müssen ein gehöriges Stück Distanz zwischen uns und sie legen.«
    »Was ist mit Skanda?«
    »Ich habe so das Gefühl«, Kells Stimme klang hart und unerbittlich, »dass der Junge auf sich selbst aufpassen kann.«
    Kell suchte und fand Ilanna, hob sie auf und blickte auf Lilliath hinab. Dann schwang er die Axt hoch in die Luft, und plötzlich war Saark da, die Hände hoch in die Luft gehoben. »He da, Großer, was hast du vor?«
    Kell runzelte die Stirn. »Sie hat versucht uns zu töten, Saark. Du willst doch wohl nicht, dass sie uns folgt? Und uns das von vorhin im Schlaf antut?«
    »Du darfst sie nicht töten, Kell. Sie ist eine alte Frau. Und sie ist bewusstlos! Bei der Liebe der Götter!«
    »Sie ist eine Weiße Hexe und verdient den Tod.«
    Saark stellte sich zwischen Kell und die bewusstlose Shamathe . »Nein, das lasse ich nicht zu! Es ist unmoralisch. Wenn du sie tötest, Kell, bist du genau so schlimm wie der Feind; begreifst du das nicht?«
    Kell seufzte müde. »Also gut«, lenkte er ein. Er kniff die Augen zusammen. Sein Gesicht war von weißem Steinstaub überzogen. »Aber wenn uns diese Hexe noch einmal in die Quere kommt, darfst du dich ihrer annehmen. Gehen wir los und suchen wir uns ein paar Pferde.«
    Sie gingen außen um das Gebäude der verlassenen Waffenschmiede herum. Saark führte Mary an ihrem Strick hinter sich. Sie fanden tatsächlich Pferde, die an Bäumen neben der Schmiede angebunden waren. In der Ferne hallten laute Schreie durch den Wald. Was auch immer Skanda mit den Albino-Soldaten machte, er beschäftigte sie jedenfalls … und sie waren viel zu abgelenkt, um an ihre Pferde zu denken.
    Es waren sechs, allesamt große Wallache. Kell und Saark durchsuchten die Satteltaschen nach Vorräten und Münzen und wählten dann die kraftvollsten Pferde aus. Saark befestigte Marys Strick am Sattel seines Reittieres, dann stiegen die Männer im Licht des Mondes auf und galoppierten einen nahe gelegenen Hang hinauf. Kurz darauf verschwanden sie im dichten Schneetreiben im Wald.
    Keiner der beiden sagte auch nur ein einziges Wort.
    Sie waren einfach froh, noch am Leben zu sein.
    So ritten sie etwa eine Stunde. Etliche Male schlug Saark eine Pause vor, damit sie auf Skanda warten konnten. Kell warf Saark nur einen säuerlichen, boshaften Blick zu, woraufhin der Dandy den Mund hielt. Ihm war klar, dass er bei Kell nichts erreichte, wenn der alte Krieger in einer derart dickköpfigen Stimmung war.
    Schließlich machten sie Rast, ohne ein Feuer zu entfachen, weil sie Angst hatten, dass der Schein unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. Saark war schlimm zugerichtet. Kell war so stark wie ein Ochse, Saark jedoch hatte reichlich Prügel eingesteckt und zudem viel Blut

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