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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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sicher, dass du nicht noch etwas essen willst?«
    »Nachdem ich gesehen habe, wie dieser Albino zerfetzt worden ist? Nein, mein Magen ist schon im besten Fall höchst empfindlich. Und nach diesem Spektakel habe ich jeglichen Appetit verloren. Ich glaube, dass ich die nächsten zehn Jahre nichts mehr essen kann.«
    Kell grunzte und zuckte mit den Schultern. »Essen ist essen«, sagte er, als würde das irgendetwas erklären.
    Saark schlief. Am frühen Morgen schneite es stärker. Kell saß auf dem Felsen, mit steifem Rücken. Jegliche Müdigkeit verschwand, als der Schmerz des Giftes durch seine Adern und seine inneren Organe strömte. Es fühlte sich an, als wollte sein Körper, der wusste, dass er bald sterben musste, dass Kell jegliche Empfindung durchlebte, jede Sekunde des Lebens, jede Nuance des Schmerzes, bevor er ihn zwang, sich hinzulegen und seinen letzten, rasselnden Atemzug zu tun.
    Der Morgen brach nur zögerlich an, der Himmel färbte sich blassgrau, wie Pastellfarbe. Wolken ballten sich wie Fäuste am Himmel zusammen, und der Wind hatte aufgefrischt. Er heulte jetzt stöhnend durch den Wald und zwischen die nahe gelegenen Felsen, die diesen Teil der Welt zu beherrschen schienen. Der Wind trug den Geruch von Rauch heran. Es war kein besonders tröstlicher Geruch. Es war das Aroma des Krieges.
    Kell hatte das Kinn auf die Faust gestützt und Ilanna an seinen Arm gelehnt. Er zuckte ein wenig zusammen, als Saark seine Schulter berührte.
    »Hast du die ganze Nacht wach gesessen, mein Alter?«
    »Allerdings, Jungchen. Konnte nicht schlafen. Mir ist zu viel im Kopf herumgegangen.«
    »Wir werden Nienna finden«, erklärte Saark.
    »Das bezweifle ich nicht. Mir bereitet nur Sorge, ob wir sie lebendig finden.«
    »Soll ich Frühstück kochen?«
    »Mach ein kleines Feuer«, bat ihn Kell. »Ich brauche etwas heißen Tee, wenn diese alten Knochen noch länger in der Wildnis überleben sollen.«
    »Hach, ich hätte nur zu gerne ein schönes Bier!«, meinte Saark lachend und zog seine Zunderbüchse hervor.
    »Schnaps finde ich ja weit schmackhafter«, knurrte Kell düster.
    Sie tranken heißen Tee mit Zucker und aßen noch etwas Dörrfleisch. Kells Schmerzen waren abgeklungen, zur Erleichterung des Hünen, und auch Saark wirkte erholter, nachdem er ausgeschlafen, etwas gegessen und heißen Tee getrunken hatte. Sie kauerten sich um das kleine Feuer, traten es schließlich aus und brachen ihr improvisiertes Lager ab. Sie packten gerade die Satteltaschen, als Kell zischte, in die Hocke ging und Ilanna hob, deren Schmetterlingsklingen funkelten. Saark sah in dieser gehockten Angriffshaltung Fleisch gewordenen Wahnsinn aufflackern.
    Skanda schlenderte unter den Bäumen hervor und zeigte lächelnd seine schwarzen Zähne. Dann blieb er stehen und legte den Kopf schief. Auf seiner Hand saß der winzige Skorpion mit den beiden Schwänzen. Er schien aufgeregt zu sein, rannte rasch auf der Hand des Jungen hin und her, ohne auch nur eine Sekunde stehen zu bleiben. Seine Schwänze zuckten schnell wie kleine schwarze Blitze.
    »Hab ich euch gefunden«, sagte er. Dann legte er den Kopf auf die andere Seite. Kell erhob sich aus seiner Hocke, fluchte und machte sich dann weiter an den Satteltaschen zu schaffen. Er kehrte dem Jungen absichtlich den Rücken zu.
    »Bist du verletzt?«, wollte Saark wissen, der zu dem Jungen lief.
    »Nein.« Skanda lächelte. »Aber ich habe diese Soldaten schön an der Nase herumgeführt. Es hat mich nicht überrascht, dass ihr verschwunden wart, als ich zu der alten Waffenschmiede zurückgekehrt bin.« Seine Augen leuchteten. »Ich glaube, ich habe Kell verstimmt, richtig? Die große Legende persönlich.«
    Kell drehte sich um und lächelte freundlich, obwohl seine Augen undurchdringlich waren. »Nein, Jungchen, du hast mich nicht verstimmt. Aber ich habe mir auch keine Gewissensbisse gemacht, dich zurückzulassen, bevor du noch auf irgendwelche edlen Ideen von Freundschaft und Loyalität zu sprechen kommst.«
    »Habe ich dich beleidigt? Wenn ja, entschuldige ich mich.«
    Kell stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Das hast du tatsächlich, Jungchen. Du besitzt ein sehr seltenes Talent, hab ich recht? Die Fähigkeit des schnellen Tötens.«
    Skanda starrte Kell lange an. Schließlich antwortete er. »Diese Gabe wurde den Ankarok verliehen. Ich kann töten, ja. Ich töte mit Leichtigkeit. Meine geringe Größe und mein seltsames Aussehen können nicht im Entferntesten die brodelnde, uralte Wut in mir

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